Noch sind die Schaufenster des Haufler-Hauses (hinten Mitte) verrammelt Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stilvoll statt Fast Food – am westlichen Rand des Marktplatzes, wo bis vor Kurzem Schreibwaren verkauft wurden, soll es nach dem Willen des Eigentümers ein Gastroangebot mit Niveau geben.

Stuttgart - Der Zustand des Marktplatzes stößt vielen Stuttgartern sauer auf, weil zwischen Rathaus und Breuninger kein gastronomisches Angebot existiert. Das könnte sich ändern. Die Chancen für ein Café oder ein Restaurant im Gebäude des früheren Schreibwarenhändlers Haufler am Markt stehen gut. In Kürze beginnen die Arbeiten am Haufler-Haus. „Der Bauantrag ist gestellt. Die Baugenehmigung sollte im April erteilt werden“, sagt Johannes Büchlmeir, Direktor beim Immobilienunternehmen Real I.S.. „Das Ziel ist es, Ende 2016 oder Anfang 2017 mit dem Umbau fertig zu sein.“

Dann öffnen die neuen Mieter ihre Türen. „Wenn es sich wirtschaftlich darstellen lässt, wollen wir eine gastonomische Nutzung ins Haus holen“, erklärt der verantwortliche Architekt Thomas Weinig, Geschäftsführer bei BWK Architekten. Er fügt an: „Das würde dem Standort gut tun.“

Die Namen künftiger Mieter wollen die Projektverantwortlichen noch nicht nennen. Nur so viel: „Wir sind mit regionalen und teilweise mit überregionalen Gastronomen im Gespräch“, so der Immobilienfachmann. Ein Café im Haufler-Haus galt aufgrund der hohen Mieten am Platz bisher als unwahrscheinlich. Ein einzelner Gastwirt mit nur einem Restaurant würde sich in dieser Lage wohl schwer tun, räumt Weinig ein. Ein Franchise-Anbieter, also ein Unternehmen mit mehreren Filialen, könne die Miete aufgrund der wirtschaftlicheren Abläufe jedoch stemmen, glaubt Büchlmeir. Die Bedeutung des Gebäudes habe man bei der Vermietung sehr wohl im Auge, sagt er. Eine Fast-Food-Kette soll daher keine Option sein. Auch der Maultaschenanbieter, dessen Plakate jüngst an den Schaufenstern des Haufler-Hauses eine neue Filiale angekündigt hatten, gilt nicht als potenzieller Mieter.

Zwei Bereiche

Geplant ist, die Immobilie in zwei Bereiche zu unterteilen. Im Untergeschoss, dem Erdgeschoss und im ersten Stockwerk stehen insgesamt 435 Quadratmeter für Gastronomie oder Handel zur Verfügung. „Wir sprechen abgesehen von den Gastwirten auch mit Unternehmen aus dem Bereich Einzelhandel“, so Büchlmeir. Am Ende solle das Angebot im Haufler-Haus zur Umgebung, also zum neuen Dorotheen-Quartier, zum hochwertigen Besatz an der Stift- und Kirchstraße und zur Nachbarschaft mit Breuninger passen. In den oberen drei Etagen entstehen 450 Quadratmeter Bürofläche. „Auch der Eingang von der Bandstraße aus soll deutlich hübscher werden“, so Weinig. Der kleine Durchgang zwischen den Hausnummern Marktplatz 5 und 6 solle zu einem attraktiven Laufweg vom Marktplatz zur Stiftskirche werden.

Die Optik des Gebäudes wird sich verändern. Es soll wieder seinen Originalzustand erhalten. „Wir wollen die Fassade so gestalten, dass die ursprüngliche Formensprache der 1950er Jahre zu erkennen ist“, sagt Weinig. Geplant sind größere Fenster und besser erkennbare Gebäudestrukturen. Zu diesem Konzept passt die Farbwahl: „Die Fassade bekommt rote Elemente“, sagt Weinig. Auf alten, nachträglich kolorierten Postkarten und unter dem aktuellen gelben Putz habe man den roten Farbton entdeckt, der nun aufgetragen werden soll. Die Pläne sollen bei der Stadt positiv angekommen sein.

Internationale Ketten prägen das Bild

Die Entwicklung am Marktplatz hatte eine Debatte über die Nutzung des öffentlichen Raums ausgelöst. Das Ende des traditionsreichen Schreibwarenhändlers Haufler am Markt steht dabei sinnbildlich für die rasche Veränderung der vergangenen Jahre. Aus der Phalanx von Café Scholz, Spielwaren Kurtz, Tritschler und Haufler ist am Marktplatz inzwischen noch allein das Einrichtungshaus Tritschler sichtbar. Ansonsten wird das Gesicht des Platzes von internationalen Ketten wie Nespresso, Thomas Sabo und Schlossberg geprägt.

Im Frühjahr 2014 war zunächst bekannt geworden, dass der Schreibwarenhändler vor hatte, das Erdgeschoss im Gebäude Marktplatz 6 aufzugeben. Im Juli 2014 kam die Nachricht vom endgültigen Aus. Haufler war bis auf die Nachkriegszeit seit 1895 eine Institution am Marktplatz. Das Haufler-Haus wurde von einer Erbengemeinschaft an die Real I.S. verkauft. Jetzt handelt die Kreissparkasse Ludwigsburg das Gebäude in einem regionalen Immobilienfonds.