In der Galerie Parrotta in Stuttgart zu sehen: Oskar Schmidts „Portrait (No. 1)“, 2015 Foto: Galerie

Oskar Schmidts Werkzyklus „Liquid“ eröffnet in der Stuttgarter Galerie Parrotta den Blick auf die Kunst mit Fotografie. Gezeigt werden auch Arbeiten von Otto Steinert, Kilian Breier, Detlef Orlopp und Timm Rautert.

Stuttgart - Zu sehen ist das Gesicht einer jungen Frau. Eigentlich nur die Andeutung, ein Ausschnitt. Dessen Wirkung aber ist stark genug, um glauben zu machen, das Ganze zu sehen. Makellos scheint das Gesicht, und doch entsteht eine unwirkliche Nähe. Wie kann das sein bei einer doch durch und durch künstlichen Inszenierung? Oskar Schmidt, 1977 in Erlabrunn geboren, schafft diese Verwirrung – und liefert den passenden Titel gleich mit. „Liquid“ nennt er einen jüngsten Werk-Zyklus, der jetzt in den Räumen der Galerie Parrotta in Stuttgart (Augustenstraße 87, Di bis Fr 11 bis 18, Sa 11 bis 14 Uhr) zu sehen ist.

Tatsächlich ist in diesen ganz offensichtlich mit Momenten der Werbefotografie spielenden Werken nichts wirklich eindeutig, aber alles in Bewegung. Real wirkt das sich doch als Konstrukt gebärdende Porträt denn schon dadurch, dass Kopf und Hals sowie Oberkörper gegensätzliche Aussagen über die abgebildete Person treffen. Der Fotograf Schmidt schafft sich als digitaler Maler seine eigenen Porträts – Werke, die als Porträt über das Porträt Verbindungslinien zu jenem fotografischen Selbstverständnis schaffen, das Ausgangspunkt nicht nur dieser Ausstellung ist, sondern des eigenen Blickes der Galerie Sandro Parrotta auf die Kunst mit Fotografie überhaupt. Die Verortung hat einen Namen: Otto Steinert (1915–1978). Weiter führt die Linie durch die Jahrzehnte – mit Werken von Kilian Breier (1931–2011), Detlef Orlopp (1937 geboren) und Timm Rautert (1941 geboren) im großen Hallenraum der Galerie. Ein Panorama, das so auch in Paris zu sehen war, auf der Messe Paris Photo 2015.

Die Anschläge am 13. November provozieren das vorzeitige Ende der Präsentation. Parrotta hat den Stand in seinen Stuttgarter Galerieräumen neu eingerichtet. Eine Exzellenzinitiative im besten Sinn, die allein schon für Timm Rauterts „Documenta IV“ (1968) und „New York (Autosalon)“ (1969) den Besuch wert ist. Zugleich sind da aber Otto Steinerts Blätter „Stilleben mit Pfeife“ und „Stilleben mit Fisch“, beide von 1958, sind da die sich gänzlich unabhängig machenden Landschaftsstrukturen von Detlef Orlopp und die kongenialen Fotogramm-Rhythmen Kilian Breiers der gleichen Zeit.

Wie kann man auf eine solche Phalanx gegenwärtig antworten? Oskar Schmidts Konzeptionen, die doch zugleich überraschenden Raum für Malerisches geben, sind die eine Möglichkeit. Eine zweite sind die Werke von Claudia Angelmaier, zuvorderst die bei Parrotta präsentierte Serie „Text“, die das Schwärzen von Textsequenzen zur Sichtbarmachung nutzt.

www.parrotta.de