Eine Information am 22. Januar in Stuttgart: Die letzten Stunden des Feinstaubalarms werden angezeigt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der erste Feinstaubalarm bundesweit ist abgeblasen worden. In der Nacht zum 23. Januar ging er zu Ende, weil Regen erwartet wurde und sich die austauscharme Wetterlage entschärfte. Bis einschließlich 25. Januar müssen die Autofahrer garantiert nicht mit Appellen rechnen, ihren Wagen stehen zu lassen.

Stuttgart - Der erste bundesweite Feinstaubalarm ist vorbei. In der Nacht von Freitag zum Samstag ging er zu Ende. Zuvor wurde eine weitere Überschreitung des Feinstaub-Grenzwertes von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bekannt: Am Donnerstag, dem vierten Tag der Alarmphase in Stuttgart, sind am Neckartor im Tagesmittel rund 95 Mikrogramm Feinstaubpartikel gemessen worden. Erlaubt sind von der Europäischen Union pro Jahr 35 Tage mit Überschreitungen. 2016 gab es schon fünf.

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Für die Beendigung des Alarms sorgte eine Wetteränderung, die sich am Freitag angebahnt hatte. An diesem Wochenende und auch am Montag werde die austauscharme Inversionswetterlage abklingen, sagte eine Sprecherin der Stadt. Man erwarte Regen. Für die weiteren Tage in der kommenden Woche sehe es auch nicht schlecht aus. Bisher könne man den zweiten Feinstaubalarm aber nur bis Montagabend, 24 Uhr, ausschließen. Am Sonntag wird geprüft, ob von Dienstag an wieder ein Alarm notwendig ist.

Verkehrsminister hofft auf mehr Umsteiger

Die Ergebnisse der Aktion sollen nun ausgewertet werden, hieß es aus dem Verkehrsministerium. „Einige Tausend Menschen haben bereits ihr Auto stehen gelassen. Das müssten in Zukunft einige Zehntausend werden, damit die Schadstoffkonzentration in der Luft nicht mehr so stark ansteigt“, bilanzierte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) schon am Freitag. „Aber wir wissen auch, dass Verhaltensänderungen Zeit und Geduld brauchen.“

Soziologe rechnet mit Sperrung von Fahrspuren

Die Diskussionen in Stuttgart über den Versuch, den Autoverkehr an kritischen Tagen zu verringern, geht weiter. Die SPD forderte am Freitag, stärkere Anreize zum Umstieg auf Busse und Bahnen zu geben. So könnten beispielsweise alle Tickets während des Feinstaubalarms zum günstigeren Kinderpreis abgegeben werden, erklärte der SPD-Kreisvorsitzende Dejan Perc. Der Soziologe Ortwin Renn von der Universität Stuttgart sagte unserer Zeitung, wahrscheinlich werde man künftig auf breiten Einfahrtsstraßen in Stuttgart eine Spur sperren müssen, um mehr Autofahrer von der Fahrt nach Stuttgart abzuhalten. Denn bisher ging die Verkehrsmenge nach ersten Erkenntnissen nur um etwa drei Prozent zurück. Dass von 2018 an verbindlich komplette Fahrverbote durchgesetzt werden könnten, wenn die Appelle keine Wirkung haben, glaubt Renn nicht.