Züblin-Vorstand Alexander Tesche Foto: dpa

Windräder mit 160 Meter hohen Türmen aus Holz? Der Stuttgarter Baukonzern Züblin sieht darin einen vielversprechenden Markt.

Stuttgart - Windräder mit 160 Meter hohen Türmen aus Holz? Der Stuttgarter Baukonzern Züblin sieht darin einen vielversprechenden Markt. „In ein bis zwei Jahren wollen wir einen Prototyp hinstellen“, sagt Züblin-Vorstand Alexander Tesche. „Der Kunde möchte so etwas sehen und anfassen, bevor er sich dafür entscheidet.“ Das hölzerne Windrad entwickeln knapp 25 der über 500 Mitarbeiter in der Forschungsabteilung des Unternehmens. Die Forschungskosten für dieses Projekt gibt Tesche mit „unter zehn Millionen“ an.

Züblin will den Holzingenieurbau voranbringen. Nach dem Erwerb der Stephan Holzbau GmbH 2011 ist Züblin dabei, diese Firma zu einem der modernsten Betriebe in Europa zur Herstellung von Sonderbauteilen aus Brettschichtholz auszubauen. Insgesamt arbeiten für Züblin in dem noch neuen Geschäftsfeld Holzingenieurbau 270 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 55 Millionen Euro erwirtschaften. „In den nächsten drei bis vier Jahren wollen wir mindestens 100 Millionen Euro erreichen“, sagt Tesche. Das Know-how im Holzbaubereich bei Züblin sei einzigartig, so der Vorstand. Die Windräder sind noch in der Konzeptionsphase, andere Projekte im Holzingenieurbau sind schon weiter. So baut Züblin die neue Zentrale der Lübecker Stadtwerke, Europas größtes Verwaltungsgebäude in Holzbauweise. In Kooperation mit Strabag wurde das Elefantenhaus im Züricher Zoo in Holzbauweise errichtet.

Der Schwerpunkt des Stuttgarter Baukonzerns liegt unverändert im Schlüsselfertigbau. Rund 68 Prozent der Bauleistungen entfielen auf diesen Bereich, 26 Prozent auf den Ingenieur-, Tunnel- und Spezialbau und sechs Prozent auf die Werke und Sonderleistungen. Von den 3,6 Milliarden Euro Auftragseingang im vergangenen Jahr entfielen 80 Prozent auf das Inland.

„Wir wachsen stark im Inland, weniger im Ausland“, sagte Tesche. In wichtigen Märkten wie den Niederlanden und Schweden schwächele die Nachfrage derzeit. Im außereuropäischen Ausland sei zu spüren, „dass wir nur noch mit unserer Spezialtechnologie punkten können“, sagt Tesche. Bauunternehmen aus China und der Türkei könne Züblin im Preiswettbewerb nicht unterbieten. Die ersten Monate in diesem Jahr waren erfolgversprechend. Die Auftragseingänge erhöhten sich per Ende März um 22 Prozent.

Für das Gesamtjahr ist Tesche wie die Branche insgesamt optimistisch gestimmt. Nach guten Geschäften in den warmen Wintermonaten rechnet die deutsche Bauindustrie für dieses Jahr mit noch stärkerem Wachstum als bisher. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erhöhte seine Umsatzprognose von 3,5 Prozent auf 4,5 Prozent. Von der öffentlichen Hand erwarten die Bauunternehmen weniger. Bund und Länder fielen als Impulsgeber aus, allenfalls in Städten und Gemeinden werde es noch Investitionen geben.

Das Ergebnis in diesem Jahr dürfte bei Züblin deutlich besser werden, hofft Tesche. Im vergangenen Jahr hatte sich der Konzern bei einem Projekt in Abu Dhabi verkalkuliert. „Wir haben die notwendigen Arbeitsstunden unterschätzt“, so der Züblin-Vorstand. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ist 2013 deshalb gesunken.

Die Eigenkapitalquote, die bei 27 Prozent liegt, soll weiter auf 30 Prozent wachsen. Hintergrund ist der Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor fünf Jahren. Ende Januar, vor Ablauf der Verjährungsfrist, hat die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren gegen die Mitarbeiter der beteiligten Baufirmen eingeleitet. Von Züblin sind knapp 30 Beschäftigte betroffen. „Konkrete Vorwürfe gibt es nicht“, betont Tesche.

Geschäftsjahr 2013
Veränderungen gegenüber Vorjahr
Auftragseingang 3,6 Mrd. €+ 14,0 %
Bauleistung 3,1 Mrd. € + 0,4 %
Auftragsbestand 4,1 Mrd. €+14,0 %
Betriebsergebnis* 107,8 Mio. €– 6,0 %
Jahresüberschuss 86,1 Mio. €± 0 %
Eigenkapital 468,1 Mio. €+ 21,0 %
Bilanzsumme1,7 Mrd. €+ 7,0 %
Mitarbeiter13 870+ 3,0 %

*vor Zinsen und Steuern