Eine Rolle, die Alexander Jones vermissen wird: den Armand in „Kameliendame“, hier mit Elizabeth Mason Foto: Stuttgarter Ballett

Es gibt einige unter den Stuttgarter Ballettfans, die vermissen ihn schon jetzt. Jung und weiblich sind sie, und an Alexander Jones hängt ihr Herz besonders. Jetzt gibt der hochgewachsene Brite mit dem sanften Lächeln in „Dornröschen“ seinen Abschied vom Stuttgarter Ballett.

Stuttgart - Nach dem Abschied von Marijn Rademaker und Evan McKie ist er ein wenig der Letzte seiner Art unter den Ersten Solisten des Stuttgarter Balletts. Ein Danseur noble, der die große Rolle des Onegin mit kühler Eleganz füllt, aber auch ein jugendlich stürmischer Dränger, der als Romeo nicht nur das Herz seiner Bühnen-Julia bricht.

Jetzt sitzt der 29-jährige Tänzer in einer Garderobe im Opernhaus und blickt auf zehn Jahre beim Stuttgarter Ballett zurück. An diesem Mittwoch wird Alexander Jones sich hier zum letzten Mal verbeugen, als blauer Vogel in „Dornröschen“. Doch für Wehmut ist keine Zeit. Packen und umziehen ist angesagt. Schon am 3. August wartet der erste Arbeitstag bei Christian Spuck in Zürich auf ihn – und mit William Moore ein Freund aus der Stuttgarter Zeit.

In dieser wurde Alexander Jones besonders als Tänzer geschätzt, der alles kann – heute „La Sylphide“, morgen Forsythe. „Christian Spuck brauchte einen Solisten, der Hauptrollen übernehmen, der aber auch das ganze Repertoire tanzen kann“, sagt Alexander Jones. Und trotz ähnlicher Aufgabenstellung und ähnlichen Repertoires hofft er doch, in der kleineren Zürcher Kompanie mehr in den Fokus zu rücken. Mit Choreografen einen größeren Solo-Part zu erarbeiten, durch mehr Auftritte sich intensiver mit einer Rolle auseinandersetzen zu können: das ist es, was sich Alexander Jones von seinem Wechsel nach Zürich erhofft.

Konkrete Gründe für seinen Abschied aus Stuttgart kann der Brite, der 2005 direkt von der Royal Ballet School aus London hierher kam, nicht nennen: „Es ist eher eine Gefühlsentscheidung. Nach zehn Jahren in Stuttgart wollte ich gerne eine andere Kompanie kennenlernen. Und nachdem alle guten Freunde Stuttgart verlassen haben, hat mich hier nur noch das Ballett gehalten.“ Vermissen wird Alexander Jones auf alle Fälle die großen Cranko-Rollen, Armand in Neumeiers „Kameliendame“ wäre er gerne noch einmal gewesen, auch MacMillans „Lied von der Erde“ wird ihm fehlen. „Der Pas de deux, den ich darin getanzt habe, ist für mich etwas ganz Besonderes.“

Doch jetzt geht der Blick nach vorn. Auf die Berge, das Näherrücken Italiens und ein Bad kopfüber im Zürichsee freut sich Alexander Jones – und auf die erste Tournee mit der neuen Kompanie nach Schottland, wo sie beim Edinburgh Festival zu Gast ist. Auf raumgreifende Bewegungen in der nächsten Züricher Saison freut sich Alexander Jones, auf die Dynamik moderner Klassiker wie William Forsythes „In the Middle Somewhat Elevated“, ohne die, meint der Erste Solist, man die Gegenwart der aktuellen Choreografen nicht verstehen könne. Auch die Aussicht, mit einem Star wie Alexei Ratmansky „Schwanensee“ zu erarbeiten, begeistert ihn. Und dass sein Bruder Nicholas, der zu Ivan Cavallari nach Mulhouse geht, nur eine Stunde entfernt sein wird, macht das neue Glück von Alexander Jones perfekt.

Mit dem Briten verbeugen sich Rachele Buriassi, Jesse Fraser und Eliszabeth Wisenberg ein letztes Mal in Stuttgart. Arman Zazyan und Julie Marquet haben sich bereits am Dienstag verabschiedet.