Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Eberhard Keller überreicht der Gastrednerin Verena Bentele ein Präsent. Foto: Georg Linsenmann

Verena Bentele, die blinde Behindertenbeauftragte der Bundesretierung, hat dem Neujahrsempfang der SPD im Bezirksrathaus ein Glanzlicht aufgesetzt.

Stuttgart-Weilimdorf - Sowieso war dieser 23. Neujahrsempfang der örtlichen Sozialdemokraten in mancherlei Hinsicht besonders. „Wir haben einen Schub, alle sind unheimlich motiviert“, das war mehrfach zu hören an diesem Abend. Durch den „Schulz-Schub“ schienen sich die Akteure nun wieder neu zuhause zu fühlen in ihren ureigenen Themen. Der Ortsvorsitzende Eberhard Keller jedenfalls gab sich kämpferisch, wandte sich gegen aufkeimende „Akzeptanz von Ausgrenzung und Großmannssucht“ und stellte dem „Gleichheit, gleiche Chancen, Solidarität und Gerechtigkeit“ entgegen. Das verkörpere der designierte Kanzlerkandidat und Parteivorsitzende Martin Schulz ebenso wie ein „weltoffenes und solidarisches Europa“.

Vordringlich ist die Weiterentwicklung der Gemeinschaftsschule

Bei seiner lokalen Agenda warnte er mit Blick auf die „Neuausrichtung der Bezirksämter“ vor einer „Ausdünnung der Strukturen im Stadtbezirk“, und dass sich die Regionalversammlung gegen eine Verlängerung der U 13 zwecks einer besseren Anbindung der Ortsteile Hausen und Giebel gestellt hatte, nannte Keller einen „schweren Schlag für den Stadtbezirk“. Vordringlich nannte er die Weiterentwicklung der Gemeinschaftsschule, den Bau von Mensen für die Schulen des Bezirks, die Unterstützung der mobilen Jugendarbeit sowie einen Bürgersaal mit Forum. Für Erheiterung sorgte Keller, als er auch „ein Schwimmbad“ erwähnte und mehr Mittel für den barrierefreien Ausbau der Stadtbahnhaltestellen forderte, der beim aktuellen Tempo „erst im Jahr 2084 fertig wäre. Das wäre also auch ein Thema für den Jugendrat.“ Er dankte aber auch allen Engagierten des Stadtbezirks für ihren Beitrag zu „einem bunten, vielfältigen Weilimdorf“.

Ein mit viel Witz und Selbstironie garnierter Vortrag

Kurz ergriff auch Michael Jantzer das Wort, SPD-Kandidat für den Bundestag. Der Bosch-Ingenieur, global unterwegs, meinte angesichts „unruhiger Zeiten“: „Was wir im exportorientierten Stuttgart schon lange können, ist friedvoll und produktiv mit Menschen in der ganzen Welt zusammenzuarbeiten.“ Dieses Potenzial gelte es bei Herausforderungen wie der fortschreitenden Digitalisierung der Industrie und der Umstellung vom Verbrennungsmotor zu nutzen.

„Vielfalt als Chance – für eine Gesellschaft für alle“ war dann das Thema von Verena Bentele, der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung. In ihrem mit Witz und Selbstironie garnierten Vortrag umkreiste die von Geburt an blinde, zwölffache Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics, das Thema am Beispiel von Inklusion über verschiedene Themenfelder. Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und Verkehr war dabei noch das naheliegendste, „denn Beweglichkeit und Mobilität ist die Voraussetzung für Teilhabe an Gesellschaft, Kultur und am Arbeitsmarkt“. Aber auch Sprache könne Barrieren bauen. Ein Erfolg sei es deshalb, dass „ab 2018 alle Bundesbescheide in leichter Sprache“ erfolgten. Nachdrücklich forderte sie Assistenz für Behinderte, die sich ehrenamtlich engagieren wollen: „Dann können sie zeigen, dass sie nicht nur Unterstützung brauchen, sondern sich auch für andere einsetzen wollen.“ Inklusion müsse von „den Kitas aufwärts“ gelernt werden. Inklusion könne so „der Motor einer Gesellschaft sein, die alle ernst nimmt, annimmt, mitnimmt und akzeptiert“. Die Sozialdemokratin schloss: „Bunt ist unsere Lebensfarbe. So schaffen wir ein Land, in dem wir leben wollen.“