Fachmann Helmut Botta hilft weiter. Foto: Müller-Baji

Was tun, wenn das Rad nicht mehr funktioniert? Bei einem Pannen-Kurs für Frauen bekamen die Teilnehmerinnen in Stuttgart-Weilimdorf Rat, wie sie ihrem Drahtesel auf die Beine helfen.

Stuttgart-Weilimdorf - Früher war nicht alles besser, aber anscheinend manches einfacher: Nach der Winterpause holte man sein Bonanza-Rad aus der Garage, pumpte die Reifen auf, ölte ein bisschen hier und dort und war alsbald bereit für die erste Spritztour zu den Nachbarskindern. Heute sind Fahrräder wahre Wunderwerke, kommen als feinnervige Rennmaschinen daher oder als wuchtige Mountainbikes. Wer alles richtig machen will, mit dem edlen und oft auch teuren Stück, sollte schon ein wenig Ahnung haben. Weil aber gerade Frauen häufig vor Reparaturen zurückzuschrecken scheinen, boten die Weilimdorfer Naturfreunde am Montag für sie bereits zum zweiten Mal einen speziellen Fahrrad-Pannenkurs im Treffpunkt Pfaffenäcker an.

So gut wie alle Teilnehmerinnen hatten die Gelegenheit genutzt und ihren eigenen fahrbaren Untersatz mitgebracht. „Mein Bock ist der älteste“, sagte eine, aber im Vergleich zum Bonanza-Rad von einst stand es doch in beeindruckender Strahlkraft da. Alle waren hoch motiviert: „Ich finde, es ist wichtig, dass ich auch mal selbst was am Rad machen kann; sonst muss ich immer meinen Nachbarn fragen.“ Mann der Stunde oder besser des Nachmittags war Helmut Botta, Inhaber eines Fahrrad-Fachgeschäftes und Spezialist in Sachen Wartung. Denn gut gewartet, ist halb repariert, machte der Experte schnell deutlich: Es sei besser, den Untersatz regelmäßig zu pflegen und eventuelle Macken sofort zu beheben, als später auf freier Strecke lange reparieren zu müssen oder gar einen Unfall zu riskieren.

Checkliste vom Fachmann

Botta hatte eine Checkliste mitgebracht, die von den Klassikern Reifendruck, Kettenspiel und Bremsbelägen bis hin zur Speichenspannung reichte. Stimmt die nicht, kommt es leicht zum berühmten „Achter“. Auch andere Mängel können die Sturzgefahr erhöhen: An einem der mitgebrachten Räder bemängelte der Fachmann, dass die Sattelstütze nicht weit genug in den Rahmen hineinrage. In so einem Fall solle man lieber in einen neuen Sattel investieren: Knicke der Sattel weg, würden Versicherungen etwaige Schäden an Gerät oder Gesundheit nicht decken.

Redebedarf gab es ohnehin in Sachen richtiger Sattelhöhe. Botta machte es vor: Aufgesessen und die Ferse an der tiefsten Stelle auf das Pedal gestellt: „Wenn dann das Bein nicht ganz durchgestreckt ist, wird das richtig.“ Als Faustregel lägen Sattel und Lenker nahezu auf einer Höhe. Das sei doch aber unbequem, warfen einige Teilnehmerinnen ein, man sitze dann ja sehr vornüber gebeugt: „Ja, aber beim Hollandrad. . .“ Der Kenner winkte entspannt ab: „Deshalb gibt es in Holland ja auch keine Berge.“ Denn immer wieder zeige sich – kleine Ursache, große Wirkung: Mit einem höheren Sattel ließen sich Steigungen leichter überwinden: „Weniger Windwiderstand und Sie können mehr Kraft in die Pedale legen“, verdeutlichte der Kenner. Eingeschlafene Hände oder Nackenverspannungen vermeide man, indem man die Sattelposition um wenige Zentimeter nach hinten verstelle.

Ein Ersatzschlauch sollte immer dabei sein

Für den zweiten Teil des Nachmittags hatte sich Helmut Botta dann die Schadensbegrenzung bei einem Platten vorgenommen: „Dann bauen wir ein Rad aus und wechseln den Schlauch.“ Allerdings ohne flicken, sondern mit Ersatzschlauch. Den sollte man ohnehin immer dabei haben, so der Herr der Räder, sonst würde man im Notfall die Geduld seiner Mitradler doch sehr strapazieren. Das Bonanza-Rad damals musste man in diesem Fall heim schieben. Früher war eben doch nicht alles leichter. Jedenfalls scheinen alle Teilnehmerinnen nun bestens gerüstet für die Frauenradtour am Sonntag, 23. April, für die Gabriele Hanle von den Weilimdorfer Naturfreunden in der Runde bereits warb: Mit Einkehr soll es dann nach Renningen und Warmbronn gehen. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Löwen-Markt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.naturfreunde-stuttgart.de oder per E-Mail unter stuttgart31@gmx.de.