Um Platz für die benachbarte Gemeinschaftsschule zu schaffen, möchte die Stadtverwaltung die Engelberg- mit der Rappachschule zusammenlegen. Foto: Archiv Leonie Schüler

Die Stadtverwaltung möchte die Grundschule mit der Rappachschule zusammenlegen, um Platz für die benachbarte Gemeinschaftsschule Weilimdorf zu schaffen. Bei Eltern und Schulleitung stoßen diese Pläne auf Kritik.

Weilimdorf - Wenn dieses Jahr die Sommerferien zu Ende sind, werden voraussichtlich zum letzten Mal Erstklässler an der Engelbergschule begrüßt. Die Bildungseinrichtung im Weilimdorfer Stadtteil Bergheim soll mit der Rappachschule am Sandbuckel in Giebel zusammengelegt werden. So soll Platz geschaffen werden für die benachbarte Gemeinschaftsschule Weilimdorf. Dass die Räume dort für den Ganztagsbetrieb nicht ausreichen, ist schon lange klar. Im Frühjahr 2014 wurde das Hochbauamt beauftragt, eine Machbarkeitsuntersuchung für den Schulcampus an der Engelbergstraße zu erstellen.

Diese Studie liegt zwar noch nicht vor, sie soll erst am 11. Mai dem Bezirksbeirat präsentiert werden. Dass die Engelbergschule dort aber keine Zukunft mehr haben soll, wird aus dem Büro der Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport, Susanne Eisenmann, bestätigt: „Das ist der Vorschlag der Verwaltung aus der Schulentwicklungsplanung heraus“, sagt Melanie Stephan, persönliche Referentin der Schulbürgermeisterin. Darüber beschließen soll der Verwaltungsausschuss am 8. Juni.

Derzeit besuchen rund 180 Kinder die Engelbergschule

Die Rektorin der Engelbergschule, Ulrike Rampmaier-Auer, ist über die Pläne bereits informiert worden. Sie hat dafür aber kein Verständnis: „Wenn man für die Ganztags-Konzeption der Stadt eine gut funktionierende Grundschule opfern muss, ist das ein Armutszeugnis für die Stadt.“ Ihrer Meinung nach hätte es durchaus andere Lösungen für die Raumprobleme der benachbarten Gemeinschaftsschule gegeben. Zudem sei es sinnvoll, wenn an einem Standort die Klassen eins bis zwölf angeboten werden könnten. „Das Gelände ist optimal dafür geeignet“, sagt Ulrike Rampmaier-Auer.

Sie habe bereits an einem Konzept gearbeitet, um die Grundschulkinder an die Gemeinschaftsschule heranzuführen, und sich damit auch an das Schulamt gewandt, sagt die Rektorin. „Ich hatte aber den Eindruck, dass pädagogische Überlegungen für die Stadt keine Rolle spielen.“ Ihrer Meinung nach werden die Belange der Kinder den finanziellen Interessen der Stadt untergeordnet. Die Zusammenlegung jedenfalls sei weder von den Schülern her gedacht noch im Interesse der Familien. Gerade die überschaubare Größe der Schule und die familiäre Atmosphäre dort habe den Kindern den Schulanfang erleichtert, sagt Rampmaier-Auer: „Hier kann ein guter, harmonischer Übergang vom Kindergarten zur Grundschule stattfinden.“

Derzeit werden an der Engelbergschule rund 180 Kinder von 14 Lehrern unterrichtet. Nachdem die Rappachschule im vergangenen Jahr zur Ganztagsschule wurde, hätten die Umschulungsanträge massiv zugenommen, erklärt Rampmaier-Auer. An der Engelbergschule wird halbtags unterrichtet, im Rahmen der verlässlichen Grundschule können Eltern ein flexibles Betreuungsangebot dazu buchen. Die Schule sei ein wichtiger Standortfaktor für den Stadtteil, in den vergangenen Jahren seien viele Familien nach Bergheim gezogen. Das bestätigt die Elternbeiratsvorsitzende Mirjana Stanisic-Petrovic. „Viele ziehen hierher, weil wir hier kurze Wege und überschaubare Strukturen für die Kinder haben.“ Sie versteht nicht, warum man nicht die Schulgebäude um ein Stockwerk erweitert und auf dem Campus an der Engelbergstraße eine gemeinsame Mensa für beide Schulen errichtet. „Die Bedarfe der Kinder wurden wohl vergessen“, sagt Stanisic-Petrovic. Insbesondere der Schulweg, den die Kinder aus Bergheim künftig zu bewältigen hätten, bereitet ihr Sorgen: Dabei müssten die Stadtbahngleise und die viel befahrene Engelbergstraße überquert werden. Daher hätten viele Eltern schon angekündigt, dass sie ihre Kinder nicht alleine zur Schule laufen lassen wollen.

An der Stadtbahnhaltestelle könnte es künftig eng zugehen

Ulrike Rampmaier-Auer kann diese Sorgen und Ängste nachvollziehen. Zu den Stoßzeiten gehe es an der Haltestelle Salamanderweg immer eng zu, teils kämen morgens rund 100 Realschüler auf einen Schlag dort an. Wenn sich gleichzeitig die Kinder aus Bergheim auf den Weg zur Rappachschule machen würden, könne es dort zu gefährlichen Situationen kommen, so Rampmaier-Auer: „Da mag ich mir die kleinen Grundschüler gar nicht vorstellen.“ Vor diesem Hintergrund empfinde sie geradezu als Hohn, dass die Engelbergschule bei der Aktion „Sicher zu Fuß zur Schule“ mitgemacht habe.

Dem Konrektor der Gemeinschaftsschule, Claus Schneider, sind die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie noch nicht bekannt. Eine mögliche Verlegung der Engelbergschule sei jedenfalls nicht in seinem Sinn, sagt er auf Nachfrage. Auch der kommissarische Leiter der Rappachschule, Konrektor Stephan Haag, wurde über die Pläne der Verwaltung noch nicht informiert. Er kann den Ärger und die Bedenken der Eltern und der Kollegen der Engelbergschule nachvollziehen. Sollten die Schulen tatsächlich zusammengelegt werden, wäre das aber keine schlechte Sache, sagt Haag. Dadurch dass die Rappachschule zum kommenden Schuljahr von einer Grund- und Haupt- zur reinen Grundschule wird, gäbe es dort genug Platz, um künftig drei Klassen pro Jahrgang unterzubringen. „Dann könnten wir auch den Ganztag in Wahlform anbieten“, sagt Stephan Haag.

Noch ist unklar, ob es dazu kommt. Der Weilimdorfer Bezirksbeirat behandelt das Thema am 11. Mai. „Dass der Bezirksbeirat so spät über die Studie informiert wird, wo die Ergebnisse schon lange in der Öffentlichkeit diskutiert werden, ist nicht angemessen“, sagt Jürgen Lehmann (CDU), der in der vergangenen Sitzung einen entsprechenden Antrag gestellt hatte.