Bereits 1955 ähnelten die Strukturen der Vaihinger Mitte den heutigen stark. Foto: Stadtmessungsamt/Plavec

In unserer Serie „Stuttgart von oben“ blicken wir heute auf das Fanny-Leicht-Gymnasium in Vaihingen. Die Villa ist geblieben. Doch drumrum hat sich das Bild der Schule stark verändert.

Vaihingen - Umgeben von Bäumen, eingerahmt von Straßen und Gleisen, sticht ein Gebäude aus den Luftbildaufnahmen hervor. Auf den Bildern – zwischen denen 60 Jahre liegen – erkennt man einen Gebäudekomplex südlich des dreieckigen Parks. Mitten in Vaihingen steht dieses Gebäude, das Generationen von Vaihinger Kindern und Jugendlichen geprägt hat, in dessen Park viele ihre Pause verbrachten, picknickten, spielten, schwänzten, durch dessen Treppenhäuser unzählige Füße nach dem Klingeln trampelten: die Villa der Familie Leicht, Kernstück des heutigen Fanny-Leicht-Gymnasiums.

Fanny Leicht stammte aus einer Bierbrauerfamilie. Gemeinsam mit ihrem Mann Robert Leicht baute sie in den 1870er-Jahren die Schwabenbräu-Brauerei auf. Sie vermachte ihre Villa und das Grundstück nach ihrem Tod im Jahr 1939 der Gemeinde Vaihingen. Immer mehr Mädchen drängten damals auf die höhere Schule, doch das Hegel-Gymnasium war den Jungen vorbehalten. Klassenräume für Mädchen waren ein rares Gut. Umso mehr kam der Gemeinde die Erbschaft gelegen.

Die Mädchenschule wurde mitten in der NS-Zeit eingeweiht

Schon ein Jahr nach Fanny Leichts Tod wurde in der Jugendstilvilla der Familie eine Mädchenoberschule eingeweiht – mitten in der NS-Zeit. Damals wurde sie noch Parkschule genannt und war dem Hegel-Gymnasium unterstellt. Den Namen der ehemaligen Hausherrin durfte die Schule nicht tragen. Erst als 1945 die Schule eigenständig wurde und eine eigene Schulleiterin bekam, wurde wenige Jahre später aus der Parkschule das Fanny-Leicht-Progymnasium.

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Vergleicht man die Luftbildaufnahmen des Gebiets rund um das Gebäude, so erkennt man bereits ähnliche Strukturen. Der Stadtbezirk ist großteils derselbe geblieben. Die Villa der Leichts steht nordöstlich des Vaihinger Schillerplatzes, eingerahmt von der Kaltentaler Abfahrt und der Höhenrandstraße, am Rande des zur Schule gehörigen Parks. Links neben der Villa erkennt man das ehemalige Kutscherhaus, das heute ebenfalls für den Unterricht genutzt wird.

Einige bauliche Veränderungen stechen allerdings ins Auge: Die Schule ist sichtbar ausgebaut worden, zuletzt wurden 2008 die neue Sporthalle (Gebäude rechts neben der Schule) und 2010 die neue Cafeteria am Hauptbau eingeweiht. Doch nicht nur in den Mauern, auch in den Schülern manifestiert sich die Veränderung, die diese Schule durchmachte. Heutzutage gehen Jungen und Mädchen gemeinsam auf die Schule. Statt Tanzen und Leibesübungen stehen verstärkt Musik und Naturwissenschaften im Stundenplan. Heute gehen außerdem immer weniger Vaihinger Schüler auf eine Hauptschule; Realschule und Gymnasium sind die bevorzugten Schularten.

Die Villa ist heute orange gestrichen

Allgemein hat sich einiges im Stadtbezirk Vaihingen verändert. Während die Bevölkerung zwischen 1975 und 2000 noch sank, leben nun laut den Zahlen des statistischen Amts von 2014 mehr als 45 000 Einwohner hier. Vaihingen gehört zu den bevölkerungsreichsten Stadtbezirken und ist mit mehr als 2000 Hektar Fläche der Flächengrößte.

Insbesondere an den Randbezirken hat sich Vaihingen ausgedehnt. Die Gebiete Pfaffen- und Dachswald wurden erschlossen. Der Synergiepark – das Industriegebiet zwischen Vaihingen und Möhringen – verbindet die benachbarten Stadtbezirke.

Und auch die Vaihinger Schule mit dem historischen Hauptgebäude hat sich verändert: Statt freistehend und mit Parkanlage ist die Villa heute orange gestrichen, und weitere Gebäude umschließen die alten Gemäuer.

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