Im Januar dieses Jahres hat die VÖS schon einmal zu einer Demonstration gegen die Allianz-Baupläne aufgerufen. Foto: Christoph Kutzer

Erst wird demonstriert, dann gesprochen: Die Bürgerinitiative Vaihingen Ökologisch Sozial referiert zu Bauprojekten in Stuttgart-Vaihingen und deren Folgen für das Klima und den Verkehr.

Vaihingen - Bürostadt versus Klima – so überschreibt die Initiative Vaihingen Ökologisch Sozial (VÖS) ihre Pressemitteilung zum „Vaihinger Gespräch“ am Freitag, 7. Juli. Thema ist vor allem die Allianz. Der Konzern will auf dem Gelände des Sportvereins TSV Georgii Allianz an der Heßbrühlstraße seine neue Hauptverwaltung bauen. Das Grundstück gehört dem Unternehmen. Die Stadt hat zusammen mit der Allianz und den benachbarten Vereinen ein Konzept entwickelt, wie es sportlich am Schwarzbach weitergehen soll.

Dennoch, das Bauprojekt ist in Vaihingen ein ungeliebtes Kind. Die VÖS hat erneut Argumente gegen die Ansiedlung der Allianz gesammelt. In ihrer Pressemitteilung heißt es: „Der Versicherungskonzern will in den nächsten Jahren mindestens 700 Arbeitsplätze abbauen. Auf Dauer erwartet die Gewerkschaft Verdi, dass beim Konzern bis zu Dreiviertel der Belegschaft dem Abbau zum Opfer fallen. Dazu kommt, dass der Bereich Unfallversicherung zentralisiert und der Standort Stuttgart aufgegeben werden soll.“ Die VÖS belegt ihre Behauptungen mit verschiedenen Presseberichten und kritisiert: „Dennoch sollen nach Wünschen des Konzerns Sportplätze und Wohnraum in der Heßbrühlstraße in Stuttgart-Vaihingen für eine Allianz-Bürostadt weichen.“

Kritik am Oberbürgermeister

Das Fazit der Bürgerinitiative: „Vor dem Hintergrund des Personalabbaus und der Verlagerung von Bereichen aus Stuttgart, bestätigt sich nun die Vermutung, dass die Allianz weniger an den Büroflächen für eigene Mitarbeiter interessiert ist, als an den Planungsgewinnen, die sich mit der Umwandlung des Geländes von einer Grünfläche in Bauland bei der späteren Veräußerung realisieren lassen.“

Konfrontiert mit diesem Vorwurf antwortet die Allianz: „Die in der Pressemitteilung erhobene Kritik der Bürgerinitiative können wir in keiner Weise nachvollziehen.“ Richtig sei, dass die angestrebte Umwidmung der Fläche von Sportnutzung in Bauland eine Wertsteigerung des Grundstücks zur Folge habe. Die Höhe dieses Planungsgewinns werde von der Stadt Stuttgart und externen Sachverständiger festgelegt. „Der Vorwurf, die Allianz wolle primär Planungsgewinne erzielen oder gar Vorteile aus Veräußerungen ziehen, ist abwegig“, konstatiert die Allianz und ergänzt: „Die Büroflächen am neuen Standort wollen wir nutzen, um unseren Mitarbeitern moderne, zeitgemäße Arbeitsplätze zu bieten. Die Allianz will sich langfristig an Stuttgart-Vaihingen binden und einen Mietvertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren für den neuen Standort abschließen.“

Die VÖS hingegen argumentiert, dass die Zahl der Arbeitsplätze in Vaihingen in den vergangenen 30 Jahren stetig gewachsen sei. Der Verkehr habe zugenommen, die Grünflächen seien weniger geworden. Dabei kritisiert die Bürgerinitiative nicht nur das Bauvorhaben der Allianz, sondern auch die Pläne der Fraunhofer-Gesellschaft, die sich auf dem Gelände Im Birkhof beim Uni-Campus ansiedeln will.

Die Bürger sollen diskutieren

„Die Stadträte und insbesondere die Grünen-Bürgermeister Kuhn und Pätzold müssen sich die Fragen gefallen lassen, warum sie ihrer Verantwortung für die Einwohner und die Umwelt nicht gerecht werden. Warum Sie, nachdem in den letzten Jahrzehnten in Vaihingen bereits viele Grünflächen bebaut wurden, trotz des Klimawandels eine für die Kalt- und Frischluftproduktion wichtige Fläche opfern“, schreibt die VÖS in ihrer Pressemitteilung.

Ihrem Unmut wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative und des daraus hervorgegangen Vereins Vaihinger für Gemeinsinn bei einer Demonstration am Freitagnachmittag Luft machen. In dieser soll es aus Sicht der VÖS um „eine nachhaltige Stadtplanung im Sinne der Einwohner“ gehen. Die VÖS demonstriert für den „Stopp der klimaschädlichen Pläne des Allianz-Konzerns und der Fraunhofer-Gesellschaft“, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Bei dem sich anschließenden Vaihinger Gespräch geht es um das Thema „Klimawandel: Globale Herausforderung – lokale Verantwortung auch in Vaihingen.“ Referenten sind die VÖS-Mitglieder Bernhard Völker und Jürgen Franke. Sie berichten über die Baugebiete in Vaihingen und deren Auswirkungen auf das Klima in der Stadt. Christoph Link vom alternativen Autoklub VCD spricht über den Verkehr. Das seien aber nur Impulsreferate, betont das VÖS-Mitglied Reinhard König. „Es geht vor allem darum, was die Bürger sagen. Wir wollen diskutieren.“

Die Demonstration am Freitag, 7. Juli, beginnt um 17 Uhr am Schillerplatz. Von 18 Uhr an lädt die VÖS zum „Vaihinger Gespräch“ in die Alte Kelter, Kelterberg 5, ein.