Faule Männchen: Sie lassen sich von den Weibchen zum Laichort tragen. Foto: privat

Im Frühjahr machen sich Kröten wieder auf zur Laichwanderung. Autofahrer müssen deshalb Acht geben. Wir verraten Ihnen wo.

Vaihingen/Möhringen - Wenn die Nächte wieder milder werden und die Temperaturen im Frühjahr über null Grad Celsius steigen, gehen Erdkröten, Grasfrösche, Bergmolche und Feuersalamander auf Laichwanderung. Die Stadt Stuttgart und der Naturschutzbund (Nabu) rufen deshalb die Autofahrer auf, zwischen Februar und Mai achtsam zu fahren. Während dieser Zeit kreuzen nicht nur Kröten vermehrt die Straßen im Stuttgarter Stadtgebiet. Auch viele Ehrenamtliche sind unterwegs, um den Tieren über die Straße zu helfen. Hierfür werden noch Helfer gesucht.

In Möhringen ermöglicht Ingrid Schulte den Tieren seit fünf Jahren ein gefahrloses Überqueren der Straße. „Ich habe in der Dämmerung immer wieder Menschen mit Eimern gesehen und habe nachgefragt, was sie damit machen. Die Dame zeigte mir daraufhin einen Eimer voller Kröten“, sagt Schulte über ihren ersten Kontakt zu den Krötensammlern. „Am nächsten Tag war ich schon selbst dabei.“ Seitdem geht sie jedes Frühjahr bei Dämmerung mit etwa zehn anderen Helfern los, um den Amphibien über die Straße zu helfen. Darunter sind Ehepaare, Eltern mit Kindern und Rentner. Im Einsatzgebiet von Schulte gibt es keine Zäune, die die Tiere vor der Gefahr der Straße schützen. Bis teilweise 23 Uhr werden die Kröten, die über die Straße hüpfen wollen, deshalb per Hand eingesammelt und auf der anderen Straßenseite wieder ausgesetzt. Dann können die Tiere ihre Wanderung fortsetzen.

Besonders Acht geben müssen Autofahrer bei milden Temperaturen und Regen

Auf ihrem Weg zu den Laichgewässern legen die Amphibien bis zu vier Kilometer zurück. Kröten wandern vermehrt bei milden Temperaturen und Regenwetter. Dann gilt es für die Autofahrer, besonders Acht zu geben.

Mit leuchtend gelben Warnwesten bekleidet und mit der Taschenlampe in der Hand sind die Helfer gut für Autofahrer zu erkennen. „Es gibt auch viele vorsichtige Fahrer. Wenn die uns sehen, fahren sie langsamer“, sagt die Krötensammlerin. „Manche Autofahrer halten auch mal an und fragen, was wir da machen. Die wollen dann unbedingt in den Eimer schauen“, sagt Gerhard Widmaier. Er war zwölf Jahre lang Krötensammler in Vaihingen.

Der Arbeitsaufwand sei relativ hoch: „Gelaufen bin ich Tag und Nacht.“ Aber auch die Organisation des Einsammelns nehme viel Zeit in Anspruch, betont Widmaier. Als ehemaliger Leiter des Krötensammelns an der alten B 14 in Stuttgart-Vaihingen musste er nicht nur Schichten einteilen. Auch das Graben der Löcher für Eimer war seine Aufgabe.

Sammler freuen sich über Eimer voller Kröten

An Stellen, an denen die Stadt und der Naturschutzbund hunderte bis tausende Tiere erwarten, errichtet das Garten-, Friedhofs und Forstamt Schutzzäune. Diese hindern die Amphibien am Überqueren der Straße. Stattdessen gehen die Tiere am Zaun entlang und fallen in die eingegrabenen Eimer. „Dann sind sie gerettet“, sagt Widmaier. Aufgabe der Sammler ist es, morgens die Eimer zu prüfen. „Wenn ein Eimer leer ist, sind die Kinder traurig. Wenn dann ein Eimer mit drei Tieren kommt, ist die Freude riesig“, sagt Widmaier.

Die Krötensammler erleben auch Lustiges bei der Arbeit. Männchen lassen sich zum Beispiel oft von ihren Weibchen zum Laichort tragen. Es kam schon vor, dass ein Weibchen zwei Stück auf dem Rücken hatte. Außerdem quakt es manchmal lauter aus den Eimern als gewohnt. „Dann hat sich im Eimer wohl ein neues Pärchen gefunden“, sagt Widmaier. Manchmal finden die Amphibien ein Schlupfloch und gelangen trotz Zaun auf die Straße. Deshalb ist es mit der morgendlichen Runde der Helfer nicht getan. Sie machen sich auch bei Dämmerung daran, Kröten einzusammeln. Den Krötensammlern liegt vor allem das Tierwohl am Herzen. „Ich bin sehr beängstigt, wie rücksichtslos wir mit der Natur umgehen“, sagt Schulte. Tiere seien wichtig für den Kreislauf der Natur und deshalb auch für den Menschen, betont die ambitionierte Helferin.

Dort sind die Kröten unterwegs

Die Amphibien sind von Februar bis Mai auf Laichwanderung. Während dieser Zeit werden Autofahrer gebeten, vorsichtig zu fahren. In den Bezirken auf den Fildern sind besonders die Magstadter Straße und die Mahdentalstraße in Vaihingen sowie die Falkenstraße in Sonnenberg von der Krötenwanderung betroffen. Vorsicht geboten ist außerdem am Onstmettinger Weg in Möhringen, auf der Christian-Belser-Straße in Kaltental und Sonnenberg wie auch auf der Musberger Straße in Rohr. Die von den Amphibien gequerten Straßen sind mit dem Gefahrenzeichen „Krötenwanderung“ markiert.

Die Stadt Stuttgart und der Naturschutzbund Stuttgart suchen Freiwillige, die den Tieren über die Straßen helfen. Wer mitmachen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 62 69 44 melden.