Etwa 140 Jugendliche aus ganz Deutschland sind in Stuttgart-Vaihingen zusammengekommen, um neue Kunststücke und Freunde kennenzulernen.

Vaihingen/Degerloch - Die vier Mädchen haben einen weiten Weg hinter sich. Lea, Monique, Vanessa und Jenny sind aus dem brandenburgischen Cottbus angereist. In ihrer Heimat trainieren sie regelmäßig im Zirkus Harlekids. Auf die Frage nach dem Warum antwortet Monique schlicht: „Weil es Spaß macht.“ In dieser Woche sind die vier Schülerinnen zu Gast in Vaihingen. Denn die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft und der Circus Calibastra haben in Kooperation mit der Waldschule Degerloch und dem Behindertenzentrum Stuttgart (BHZ) zu einem Workshop eingeladen. Unter der Überschrift „Circus für alle“ sind etwa 140 Jugendliche zusammengekommen, um sich mit anderen Zirkusbegeisterten auszutauschen und um neue Kunststücke zu lernen. Sie übernachten auf Isomatten und Luftmatratzen im Hegel-Gymnasium. Der Koch der Vaihinger Schule zeichnet für die Mahlzeiten verantwortlich.

Thomas Schäberle gehört zum Organisationsteam. Er arbeitet im Jugendhaus Degerloch und hat dort den Circus Sepia gegründet. „Im Zirkus findet jeder seinen Platz“, sagt Schäberle. Denn es gebe nicht nur die Artistik, sondern zum Beispiel auch die Zauberei und die Clownerie. Jeder könne sich entsprechend seiner Fähigkeiten einbringen. „Im Zirkus gibt es kein Leistungsprinzip wie in der Schule. Bei uns gibt es Applaus“, sagt Schäberle.

Die meisten Zirkusse sind auch soziale Projekte

So ist auch das Motto „Circus für alle“ zu verstehen. Denn die meisten Kinder- und Jugendzirkusse sind auch soziale Projekte. Diesen Ansatz verfolgen auch die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft und der einst an der Michael-Bauer-Schule gegründete Verein Calibastra. Unabhängig von ihrer kulturellen und sozialen Herkunft arbeiten die Mädchen und Jungen gemeinsam an einem großen Ganzen. Auch Jugendliche mit Handicap sind dabei.

„Circus für alle“ bedeutet auch, dass die Teilnahme an dem Treffen in Vaihingen für die 140 Mädchen und Jungen kostenfrei ist. Denn der Workshop ist Teil des bundesweiten Projekts „Zirkus macht stark“. Das Bundesbildungsministerium fördert dieses im Rahmen seines Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Die Schüler trainieren in den Sporthallen des Hegel-Gymnasiums, der Robert-Koch-Realschule und der Waldburgschule. Erfahrene Trainer zeigen ihnen den ein oder anderen Trick. So zum Beispiel, wie man kraftsparend die langen Vertikaltücher hinaufklettert, die von der Decke herabhängen. „Ihr müsst das Tuch um eure Füße schlagen und euch dann mit den Beinen hochdrücken“, sagt der Experte. Denn wer zu viel mit den Armen macht, den verlassen bald die Kräfte. Oben angekommen, schlingen die Jugendlichen den Stoff so kunstvoll um sich, dass sie sich dann mit einer Art Salto hinunterstürzen können. Das Tuch lässt sie stoppen, bevor sie den Boden erreichen.

Ähnlich spektakulär sind die Kunststücke am Trapez. Wenn die junge Frau mit dem Ringelpulli auf der an zwei dicken Seilen befestigten Stange turnt, sieht alles ganz leicht aus. Geradeso, als würde sie einfach nur schaukeln. Was die Trainerin auch ab und zu tut, allerdings nur, um die nächste Übung zu erklären. Da gibt es auch für die vier Mädchen aus Cottbus noch jede Menge zu lernen. „Bislang haben wir uns eher mit Jonglage und Einradfahren beschäftigt“, geben sie zu.

Zwei öffentliche Vorstellungen

Die 140 Jugendliche kommen aus verschiedenen Zirkussen aus ganz Deutschland. Beim „Circus für alle“ geht es vor allem darum, dass sie neue Kunststücke lernen und sich mit anderen Zirkusbegeisterten austauschen können. Aber natürlich gibt es auch Vorstellungen für die Öffentlichkeit. Denn jeder der teilnehmenden Zirkusse hat eine fertige Nummer mitgebracht. Die Mädchen und Jungen zeigen ihr Können am Donnerstag und Freitag, 31. März und 1. April, jeweils von 16 Uhr an im Zirkuszelt auf dem Festplatz an der Krehlstraße. Der Eintritt ist frei.

Mehr Wissenswerte steht im Internet unter www.circus-stuttgart.de. Dort können auch Karten für die beiden Vorstellungen reserviert werden.