Trüffelhund Heró und sein Herrchen Karl-Heinz Klink auf der Suche nach dem Edelpilz in Stuttgarts Streuobstwiesen. Foto: Max Kovalenko

Auf Stuttgarter Streuobstwiesen reift im Herbst ein kleines Vermögen. Denn auch hierzulande findet man edle Trüffeln – zumindest wenn man eine feine Nase wie Trüffelhund Héro hat.

Stuttgart - „Allez, komm such“, leitet Karl-Heinz Klink, Trüffelexperte aus Tübingen, seinen beigefarbenen Riesenpudel Héro an. Herrchen und Hund sind auf Trüffelsuche – auf einer Streuobstwiese mitten in Bad Cannstatt. Héros Gespür für Trüffeln ist eine Seltenheit – schließlich ist die Region nicht gerade bekannt für die teuren Pilze. Während die Suche und der Anbau von Trüffeln in Frankreich und Italien weit verbreitet sind, ist die Trüffelsuche hierzulande etwas für Liebhaber. Zwar findet man auch in deutschen Wäldern wild wachsende Trüffeln, doch die Edelpilze stehen unter Artenschutz, die Ernte für Verkauf oder Verzehr ist streng verboten. Die Zucht von Trüffeln jedoch ist legal. Seit einigen Jahren gibt es erste Versuche, hierzulande wieder Trüffeln anzubauen.

Für die Suche nach reifen Trüffeln in der Saison von September bis Dezember braucht man eine feine Nase. Die hat der eineinhalbjährige Trüffelhund Héro, ein Lagotto-Romagnolo. Er gehört zur italienischen Hunderasse der Wasserpudel, die zum Trüffeln suchen gezüchtet wird. Héro stammt aus einer französischen Trüffelbaumschule. Dort werden Eichen-, Buchen- und Haselnusspflanzen mit Sporen von Trüffelpilzen infiziert. Wenn das Wurzelwerk der Pflanzen mit mindestens 50 Prozent von Burgunder- oder Perigordsporen versetzt ist, bestätigt das ein Zertifikat. Auf diese Weise sollen die edlen Pilze kultiviert werden.

Dass es auch in Deutschland wilde Trüffeln gibt, wiesen Forstbotaniker der Universität Freiburg in einer Studie für das Fachjournal „Fungal Ecology“ nach. „Durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen verschieben sich die Lebensräume der Trüffeln bis nach Deutschland. So werden die Burgunder- und Perigordtrüffeln zukünftig wahrscheinlich häufiger bei uns zu finden sein“, sagt Klink. Der passionierte Trüffelsucher hat bereits vor sechs Jahren erste Trüffelpflanzen auf seinem Grundstück bei Tübingen gesetzt. Und seit 2012 vertreibt er die aus Frankreich stammenden Gewächse. Sein Ziel ist es, künftig Burgunder- und Perigordtrüffeln für den Verkauf zu züchten. Ein Kilo des schwarzen Trüffels, unter dem der Perigordtrüffel bekannt ist, kostet über 1000 Euro.

Kilo kostet zwischen 500 bis 600 Euro

Streuobstwiesen und alte Weinberge mit kalkigen, gut durchlüfteten Böden bieten ideale Voraussetzungen für den Trüffelanbau. Denn der Pilz lebt in enger Gemeinschaft mit diesen Pflanzen. Dabei versorgen die langen Pilzfäden die Bäume, Sträucher und Reben mit Wasser und Mineralien. Die Pilze bekommen dafür von ihnen Fotosyntheseprodukte aus Zuckerverbindungen.

Héro schnuppert plötzlich und läuft mal hier und mal dort hin. Er fängt an zu graben – und bald darauf ist eine schwarze, kastaniengroße Knolle zu sehen, die Klink sofort an sich nimmt. Ein kleines Stückchen vom begehrten Herbst- oder Burgundertrüffel – das Kilo kostet zwischen 500 bis 600 Euro – darf der Hund als Belohnung selber fressen. Die Größe der Trüffeln kann von erbsen- bis faustgroß variieren.

Ein ausgebildeter Trüffelhund wie Héro geht sorgfältiger vor als Trüffelschweine, die kaum mehr zur Suche verwendet werden. Denn sie zerstören beim Ausgraben oft das feine Pilzgeflecht. Die knollenartigen Gewächse mit dem leicht nussigen Geschmack hat Karl-Heinz Klink in der Streuobstwiese vergraben, damit Héro sein Können unter Beweis stellen kann. Die Gartenbesitzer haben bei ihm einen Haselnussstrauch mit Sporen des Burgundertrüffels bestellt. Sie sind Pioniere auf dem Gebiet des Trüffelanbaus am Wolfersberg in Bad Cannstatt und gespannt darauf, ob auf dem kalkhaltigen und steinigen Boden in fünf bis sieben Jahren die edlen Pilze gedeihen. Wer keinen Suchhund hat, solle an Stellen mit gelblichem, verdorrtem Gras graben, rät Klink.