Wolfgang Thierse soll nicht im Stuttgarter Landtag sprechen. Foto: dpa

Wolfgang Thierse ist im Stuttgarter Landtag offensichtlich alles andere als gern gesehen. Wegen seiner Kritik an Schwaben sei der frühere Bundestagspräsident als Redner "ungeeignet", findet FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke.

Wolfgang Thierse ist im Stuttgarter Landtag offensichtlich alles andere als gern gesehen. Wegen seiner Kritik an Schwaben sei der frühere Bundestagspräsident als Redner "ungeeignet", findet FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke.

Stuttgart - Erneut Wirbel um Wolfgang Thierse (SPD) in Baden-Württemberg: Wegen seiner Kritik an Schwaben wird der frühere Bundestagspräsident als Redner im Stuttgarter Landtag verpönt. „In der Tat halte ich Herrn Thierse als Festredner in Baden-Württemberg für ungeeignet. Wem die Schwaben in Berlin zuwider sind, dem wollen wir nicht zumuten, vor den Schwaben in Stuttgart reden zu müssen“, sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke am Donnerstag und bestätigte wie auch der Landtag einen Bericht der „Bild“-Zeitung.

Der Ex-Bundestagspräsident kann die Aufregung nicht verstehen. Die SPD-Fraktion hatte Thierse als Gastredner für eine Gedenkveranstaltung zum 25. Jahrestag des Mauerfalls im November einladen wollen. Auch die CDU hatte dem Bericht zufolge gegen den Vorschlag votiert.

Thierse sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Dass CDU und FDP im Stuttgarter Landtag mich wegen zweier heiter-ironischer Sätze über Schwaben in Berlin mit einem politischen Auftritts-Verbot belegen, zeigt eine Kleingeistigkeit, die eigentlich nicht zu den Schwaben passt.“

Anderer Gastredner wird gesucht

Die Veranstaltung in Stuttgart ist für den 13. November geplant. Es werde nun nach einem anderen Gastredner gesucht, sagte eine Landtagssprecherin. CDU-Fraktionschef Peter Hauk meinte: „Es gibt andere Persönlichkeiten, die sich nicht durch negative Kritik an Baden-Württemberg hervorgetan haben.“

Mit der Kritik an Thierse werde seiner historischen Leistung Unrecht getan, sagte der Vize-Präsident des Landtags, Wolfgang Drexler (SPD). Er sei an der ganzen Wende beteiligt gewesen und habe sich dezidiert zu den Ereignissen geäußert. Ein Sprecher der Grünen-Fraktion würdigte die Verdienste von Thierse in der Bürgerrechtsbewegung.

Thierse hatte Ende 2012 gegen die zugezogenen Schwaben in seinem Berliner Heimat-Stadtteil Prenzlauer Berg gewettert. Wegen der vielen Zuwanderer aus dem Südwesten müsse er beim Bäcker inzwischen Wecken statt Schrippen bestellen, wenn er Brötchen wolle. Damit hatte er eine hitzige Debatte ausgelöst. Unter anderem bewarfen Unbekannte eine Staue der Bildhauerin Käthe Kollwitz mit Spätzle.