Bruno und Melina, den beiden Hunden von Caren Pilz, geht es wieder gut, nachdem sie Gift gefressen hatten Foto: Piechowski

Polizei, Tierärzte und die Hundehalter stehen nach Giftattacken in Stuttgart-Süd vor einem Rätsel.

Stuttgart - Die Nachricht elektrisierte zum Jahreswechsel nicht nur Tierfreunde. „Gestern morgen wurden meine zwei Hunde Melina und Bruno beim Gassigehen im Schimmelhüttenweg vergiftet“, schrieb Caren Pilz auf ihrer Facebook-Seite. Schockierte Reaktionen folgten prompt: Wer macht so etwas? Warum macht jemand so etwas? Überleben die beiden? „Ich habe es nicht bemerkt und bin zur Arbeit gegangen“, schrieb Pilz zurück, „der Gassigeher, der um 11 Uhr kam, fand die zwei Hunde in ihren Exkrementen und Erbrochenem zuckend liegend.“ Nur durch das schnelle Eingreifen ihrer Nachbarin, die die Hunde in die Klinik brachte, konnten die Mischlinge Melina und Bruno gerettet werden.

So weit, so gut. Aber es bleibt die Ungewissheit. Trotz der sofortigen Anzeige und sorgfältiger Untersuchungen der Polizei gibt es kaum schlüssige Antworten in diesem Fall. War am Schimmelhüttenweg tatsächlich ein Hundehasser unterwegs? Es könnte genauso gut sein, dass Bruno und Melina in einem der vielen Gärten einen ausgelegten Mäuse- oder Rattengiftköder gefressen haben. Selbst das Gift konnte nicht zweifelsfrei ermittelt werden.

Nächstes Kapitel des Hundekrimis

„Wir wissen leider nicht, was für ein Gift es war“, sagt die Hundehalterin, „wir wissen nur, dass es tödlich geendet hätte, wenn die Hunde nicht so schnell gefunden und behandelt worden wären.“ Mit „wir“ meint Caren Pilz die ermittelnden Beamten und ihren Tierarzt Stephan Schroth. „Es konnte kein Giftnachweis geführt werden“, sagt Schroth, „wir stehen bei diesen Fällen etwas ratlos da. Sie sind in jedem Fall sehr mysteriös.“ Um einen genauen Nachweis zu führen, hätten die Polizei und der Veterinär eine Probe des Köders gebraucht. Doch da herrscht Fehlanzeige. Damit fehlt den Ermittlern der Polizei ein „konkreter Anhaltspunkt auf eine vorsätzliche Vergiftung“.

Dennoch lässt sich der Fall nicht so leicht zu den Akten legen. Und für Caren Pilz kam das schon gar nicht infrage. „Ich habe Flyer gemacht und an jeden Garten und im Schimmelhüttenweg ausgehängt.“ Inhalt des Flugblatts: „Achtung: Hier wurden zwei meiner Hunde vergiftet. Sie haben aber überlebt. Die Polizei ist informiert, und es wurde auch Anzeige erstattet. Sollten Sie irgendetwas mitbekommen haben oder wissen, melden Sie sich.“

Der Aufruf hatte Erfolg. Drei Wochen später schrieb Caren Pilz das nächste Kapitel ihres Hundekrimis auf Facebook: „Schon wieder wurde ein Hund in unserem Gebiet vergiftet. Diesmal im Pfaffenweg, nahe dem Schimmelhüttenweg. Auch Lucky muss das Gift morgens beim Gassigehen aufgenommen haben.“ Lucky, der Blut spuckte, überlebte ebenfalls knapp. Aber auch im Fall des Terriers fehlen konkrete Hinweise auf einen Täter, das Gift und den Köder.

Blut- und Urinproben eingefroren

Was bleibt, ist ein „vages Gefühl“, wie ein Polizeisprecher sagt. Man könne nicht sagen, dass hier vorsätzlich Hunde vergiftet wurden. Gleichzeitig könne man es aber auch nicht ausschließen. Für alle Fälle hat die Polizei Blut- und Urinproben der Hunde eingefroren.

„Wir haben jetzt alle Schiss, dass wieder etwas passieren könnte“, sagt Caren Pilz. Sie glaubt bei diesen Vergiftungen nicht an einen unglücklichen Zufall, sondern eher an Vorsatz. Daher rät Tierarzt Stephan Schroth allen Hundebesitzern zu drei Verhaltensregeln: „Erstens: wachsam sein. Zweitens: schon seine Welpen so erziehen, dass sie beim Spazierengehen nichts aufnehmen. Drittens: bei Vergiftungserscheinungen blitzschnell reagieren – und zum Tierarzt gehen. “

Vor allem der letzte Ratschlag hat den drei Hunden Bruno, Melina und Lucky das Leben gerettet.