So soll das Schulungszentrum aussehen, das der Sparkassenverband auf dem A1-Gelände plant. Foto: ECE

Der Sparkassenverband plant zwischen der LBBW und der Stadtbibliothek ein Schulungszentrum.

Stuttgart - Auf dem brachliegenden Gelände hinter dem Hauptbahnhof sollen sich von Ende 2011 an weitere Baukräne drehen. Der Sparkassenverband plant zwischen den Bürobauten der LBBW und der Stadtbibliothek ein Schulungszentrum. Im zweiten Schritt will er auch eine neue Hauptverwaltung errichten.

Auf dem 6186 Quadratmeter großen Grundstück in Form eines Tortenstücks sollte bereits der Neubau der LBBW-Immobilien GmbH in den Himmel ragen. Die Bank-Tochter wolle ihren Sitz bis 2009 von der Katharinenstraße an die Moskauer Straße verlegen.

Die Bankenkrise vereitelte die Pläne. Die defizitäre LBBW muss ihre Immobilientochter, so die Auflage der EU, verkaufen. In die Lücke springt der Sparkassenverband. Die Dachorganisation der 54 Sparkassen im Land, die 35.900 Mitarbeiter zählen, ist mit 40,5 Prozent Haupteigner der LBBW.

Architekten-Büro setzt sich gegen sieben Konkurrenten durch

Der Sparkassenverband (SV) will seine alten Schulungszentren in Rastatt und Neuhausen aufgeben und die bisherige Übernachtungskapazität reduzieren. Hinter dem Hauptbahnhof soll bis Ende 2013 für 81 Millionen Euro das neue Schulungszentrum samt 160 Apartments, Kindertagesstätte (zwei Gruppen), Konferenzzentrum und 200 Stellplätze zählender Tiefgarage entstehen.

Im zweiten Schritt, so SV-Präsident Peter Schneider am Dienstag, könnte der Verband für 19 Millionen Euro Büros für die eigenen 330 Mitarbeiter bauen. Bisher belegt man bei der LBBW am Hauptbahnhof zwei eigene und ein angemietetes Stockwerk.

Der SV-Neubau wird von der LBBW Immobilien Development GmbH nach Plänen der Stuttgarter Architekten Wöhr Mieslinger gebaut. Das Duo gewann den Architekten-Wettbewerb gegen sieben weitere gesetzte Büros. Seine Handschrift findet sich bereits rund um den Pariser Platz beim Hochhaus der LBBW, beim Büro-Flachbau und bei der LBBW-Tochter Südleasing.

OB: Beleg für "Durchmischung" des Stadtteils

Vor allem die Funktionalität habe den Ausschlag für Wolfram Wöhr und Jörg Mieslinger gegeben, begründeten Peter Schneider und LBBW-Immo-Geschäftsführer Frank Berlepp die vom Preisgericht einstimmig getroffene Entscheidung. Bei Fassadengestaltung und Größe müsse aber nachgearbeitet werden. Die entlang der Moskauer Straße 135 Meter lange Fassade soll abwechslungsreicher werden, das Gebäude mit bisher 32.000 Quadratmeter oberirdischer Geschossfläche soll auf etwa 29.000 Quadratmeter schrumpfen. Eine Pfahlgründung, mit der Heiz- und Kühlenergie gewonnen wird, Solarthermie auf dem Dach und Fernwärme sowie beste Dämmung sollen laut Mieslinger und Berlepp die Energiestandards um 20 bis 30 Prozent unterschreiten.

Rund 26.000 Mitarbeiter durchlaufen pro Jahr die Sparkassen-Akademie und sorgen so für an die 60.000 Schulungstage. Da die Aus- und Weiterbildungen bis zu sechs Wochen dauern, will der SV Apartments im Haus selbst anbieten. "Es muss ein gutes Wohnen sein", betonte Schneider. Belegungsspitzen sollen über Hotels abgefangen werden. Andererseits verspreche man sich externe Buchungen für das Kongresszentrum, dessen größter Saal 850 Quadratmeter (250 Plätze) messe.

Ein weiteres Hochhaus ist nicht nötig

Für OB Wolfgang Schuster ist der Neubau ein Beleg für die beginnende bessere "Durchmischung" des neuen Stadtteils. Allerdings waren schon in den früheren Plänen der LBBW-Immobilientochter rund 100 Wohnungen vorgesehen. Im Viertel hinter dem Bahnhof finden sich bisher ausschließlich Büros. Belebung soll von Herbst 2011 an die städtische Bibliothek mit laut Schuster jährlich 1,2 Millionen Besuchern bringen. Hinter dem Bücherwürfel soll zur Wolframstraße hin ein riesiges Einkaufszentrum samt 400 Wohnungen gebaut werden.

Noch mehr Wohnungen könnten laut Schuster auf Bauflächen entlang der Heilbronner Straße entstehen. Dort sollten die bisher vorgesehenen architektonischen "Großformen", die nicht ins Stadtbild passten, stärker gegliedert werden. Ein weiteres bisher im Bebauungsplan vorgesehenes Hochhaus hält Schuster für nicht mehr zwingend nötig. Seit Oktober kann die Stadt den Bebauungsplan für das Gebiet entschädigungsfrei ändern. Alle Flächen gehören der Bahn.

Alle Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb sind bis zum 1. November von 8 bis 20 Uhr im Foyer des Sparkassenverbandes, Am Hauptbahnhof 2, zu sehen.