Derzeit liegt das Gelände am Ende der Kremmlerstraße im Winterschlaf. Foto: Alexandra Kratz

Das Grundstück am Ende der Kremmlerstraße hat eine wechselvolle Geschichte. Nun steht der Verein abermals vor einer Herausforderung.

Sonnenberg/Stuttgart-Süd - Vom Jünglingsverein zum Nachbarschaftstreff – so war der Vortrag im evangelischen Gemeindezentrum in dieser Woche überschrieben. Es ging um das Plätzle. Magdy Abdallah und Hans Dieterle vom Vereinsvorstand und die ehemalige Pächterin Helga Mörgenthaler waren zu Gast, um über die Geschichte zu berichten und um Werbung zu machen. Denn der Verein braucht mehr Mitglieder und Geld.

Das Plätzle ist ein Kleinod am Ende der Kremmlerstraße. „Es heißt Plätzle, weil es dort vor allem viel Platz gibt“, sagte Dieterle mit einem Lachen. Freiraum zum Spielen, mit Schaukeln, Rutsche, Kletterturm, Fußballwiese, Bänken, Grillplatz und noch einigem mehr. Vor allem aber gibt es auch einen Saal für Feiern und darüber eine Wohnung für die Haus- und Platzverwalter. Seit knapp 15 Jahren sind das Claudia Wittorf und Peter Pfeiffer.

Das Plätzle hat eine wechselvolle Geschichte

Das Plätzle hat eine lange Geschichte. 1882 gründete sich in Heslach ein Jünglingsverein. 1909 erwarben die Mitglieder einen ehemaligen Hopfengarten in Sonnenberg, wo die jungen Männer fortan ihre Freizeit verbrachten. Während des Ersten Weltkrieges hatte das Gelände jedoch eine ganz andere Funktion. In dieser Zeit bauten die Sonnenberger dort ihr Gemüse an. Als die Nazis an die Macht kamen, übertrug der Jünglingsverein das Plätzle an die evangelische Kirchengemeinde Heslach. Der Verein hatte Sorge, dass er enteignet werden könnte. Nach dem Krieg richtete der Jünglingsverein das Plätzle wieder her und baute eine von den Amerikanern gestiftete Baracke auf. „Das Gelände war ein Auffanglager für Gestrandete“, sagte Magdy Abdallah. Auf dem Areal wohnten junge Männer – Kriegsheimkehrer. „Zwischenmenschlich hat das Gelände immer eine gute Rolle gespielt“, betonte Magdy Abdallah.

Erst 1968 gründete sich der „Verein zur Förderung des Jugendheims Sonnenberg im evangelischen Jugendwerk Heslach“. Man brauchte Geld, um das Gelände in Schuss zu halten. Und ein Verein hat andere Möglichkeiten, an Geld zu kommen, als eine lose Gruppe. Nun – knapp 50 Jahre später – geht es wieder ums Geld. Denn bislang stellt die evangelische Gemeinde Heslach dem Verein das Gelände kostenlos zur Verfügung. Allerdings ist der Verein für die „Instandhaltung in Dach und Fach“ zuständig. So heißt es im Fachjargon. Es bedeutet, dass, wann immer etwas saniert oder erweitert werden soll, der Verein zahlt. Bisher ist in der Satzung festgeschrieben, dass das Gelände für die Heslacher Gemeinde erhalten und ausgebaut und dass eine enge Verbindung zwischen dem Verein und der Heslacher Gemeinde bestehen soll.

Die Kirchengemeinde Heslach verlangt künftig Pacht

Künftig wird wohl vieles ein bisschen anders sein. Denn der Vertrag zwischen dem Verein und der Kirche läuft Ende 2018 aus. Die Gemeinde will sich zurückziehen und nur noch als Vermieter auftreten. Sämtliche Bezüge der Satzung zu Heslach sollen gestrichen werden. Das sei verständlich, sagte Dieterle. Denn mittlerweile käme der überwiegende Teil der etwa 100 Mitglieder aus Sonnenberg. Zudem hat die Gemeinde angekündigt, dass sie künftig 7000 Euro Pacht pro Jahr verlangt. Verkaufen möchte sie das Areal aber nicht.

Man könne es der Kirche nicht verdenken, dass sie künftig Geld für das Grundstück haben wolle, sagte Dieterle. Aber für den gemeinnützigen Verein sind die Mehrkosten eine Herausforderung. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass er weiterhin für die Erhaltung in „Dach und Fach“ verantwortlich ist. Der Verein hat einige Investitionen ins Auge gefasst. So gibt es im Saal derzeit nur einen Kachelofen. „Wir würden gern eine Heizung einbauen“, sagte Dieterle. Dann könne der Saal auch im zeitigen Frühjahr und im späten Herbst noch genutzt und vermietet werden. Und: Die Baracke ist marode. Der Verein liebäugelt mit einen Neubau, vielleicht mit einer kleinen Werkstatt, den er dann separat zum Beispiel für Kindergeburtstage vermieten könnte. Auch eine Dachsanierung könne demnächst zum Thema werden, ergänzte Hans Dieterle.

Der Verein braucht mehr Mitglieder

Darum muss sich der Verein neu aufstellen. „Zur Finanzierung der künftigen Miete brauchen wir 70 neue Mitglieder mit einem Jahresbeitrag zwischen 50 und 150 Euro“, heißt es in dem aktuellen Prospekt des Jugendheimvereins. Zudem möchte der Verein künftig enger mit dem Sonnenberg-Verein und der evangelischen Kirchengemeinde Sonnenberg zusammenarbeiten. So kam es auch zu dem Termin im Gemeindezentrum an der Johannes-Krämer-Straße.

Stephan Bischoff signalisierte sofort seine Bereitschaft: „Ich finde es schön, dass diese Veranstaltung stattgefunden hat“, sagte der Vorsitzende des Sonnenberg-Vereins. Er sehe „ viel Positives“ in dieser Entwicklung. „Entweder das Grundstück wird von einem Heslacher Plätzle zu einem Sonnenberger Plätzle, oder es gibt künftig gar kein Plätzle mehr“, fasste Bischoff die Situation zusammen und ergänzte: „Da ist mir das Sonnenberger Plätzle lieber.“ Dass sich die Heslacher zurückziehen, sei eine Chance für die Sonnenberger. „Wir sollten versuchen die Interessen der Sonnenberggemeinde, des Jugendheimvereins und des Sonnenberg-Vereins einzubringen und die neue Satzung gemeinsam diskutieren“, sagte Bischoff.

Infos zum Nachbarschaftstreff

Das Plätzle ist ein Nachbarschaftstreff, der auch für Nicht-Mitglieder offen steht. Geöffnet ist von Ostermontag bis Anfang Oktober, und zwar samstags und sonntags von 14.30 bis 18.30 Uhr. Von Pfingsten an ist auch immer mittwochs von 14.30 bis 18.30 Uhr geöffnet. Wer will, kann das Plätzle auch für Klassenfeste oder private Feiern mieten. Zudem lädt der Verein Jugendheim Sonnenberg mehrmals im Jahr zu Veranstaltungen ein.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.jugendheim-sonnenberg.de und bei der Platzverwalterin Claudia Wittorf unter Telefon 0711/7 65 42 92.