Manfred Riesle sagt, er selbst halte sich an die Einwurfzeiten. Foto: Caroline Holowiecki

Einige Bezirksbeiräte aus Stuttgart-Sillenbuch finden sie hässlich, und die Nachbarn fühlen sich durch den Lärm oftmals gestört. Auch, weil sich offenbar nicht alle an die Einwurfzeiten halten. Die Lokalpolitiker hätten da einen Vorschlag...

Sillenbuch - Nein, sie sind keine ästhetische Bereicherung fürs Stadtbild. Altglas- und Altkleidercontainer sind an vielen Ecke in Sillenbuch zu finden, und so geschickt es ist, wenn man seine leeren Weinflaschen und Marmeladengläser ohne lange Suche loswerden kann, die CDU-Fraktion im Bezirksbeirat könnte vielerorts auf die Boxen verzichten. „Insbesondere dann, wenn diese mitten in Wohngebieten liegen oder – wie sich jüngst bei der Diskussion zur Grünanlage am Johann-Heinrich-Strauß-Platz zeigte – den optischen Gesamteindruck erheblich stören, erachten wir sie für schlecht platziert“, heißt es in einer Anfrage an die Stadtverwaltung, die in der jüngsten Sitzung am Mittwoch vom gesamten Gremium für berechtigt erachtet und weitergeleitet wurde.

„Dann steht man im Bett“

Tatsache ist: Nicht nur das Aussehen und der Dreck ringsrum stoßen vielen auf. Als schlimmer bewertet wird meist der Lärm, denn allzu oft würden Nutzungszeiten nicht eingehalten. Matthias Gekeler weiß das nur zu gut. Er und seine Familie haben fünf Kleider- und Glascontainer unmittelbar vor dem Haus an der Eduard-Steinle-Straße und fühlen sich durch lautes Gepolter bisweilen gestört. „Damit, dass die Container hier stehen, habe ich kein Problem, ich unterstütze den Recyclinggedanken“, betont er. Doch wenn, wie jüngst, am Sonntagmorgen Flaschen eingeworfen werden oder unter der Woche um 6.30 Uhr, „dann steht man im Bett“. Auch andere Nachbarn ärgert die Undiszipliniertheit mancher Zeitgenossen. In ihrer Not haben sie schon an Samstagabend die Öffnungen mit Papierhinweisen verschlossen oder Schilder, die um die Einhaltung der Nutzungszeiten bitten, angebracht, um nicht vom Klirren und Kleppern aufgeschreckt zu werden. Blöd nur, dass an vielen Boxen die falschen Zeiten auf dem Betreiber-Aufkleber genannt werden. Dort steht werktags von 8 bis 19 Uhr, richtig wäre laut Vertrag mit der Stadt aber 7 bis 19 Uhr. Auch der SÖS/Linke-plus-Beirat Manfred Riesle bezeichnete sich in der Sitzung als Geschädigter. „Tag und Nacht“ würde bei ihm in der Treiberstraße Glas eingeworfen. Einen Flaschenrüpel habe er um 23 Uhr mal gestellt, „ich bin knapp Schlägen entkommen“, sagt Riesle.

Der Schutz der Nachbarn sei von zentraler Bedeutung

Das Bundesumweltamt jedenfalls hat eine klare Meinung: „Der Schutz der Nachbarschaft vor den mit dem Altglascontainer verbundenen Geräuschen ist von besonderer Bedeutung.“ Laut Bundesimmissionsschutzgesetz sind schädliche Umwelteinflüsse wie Lärm zu vermeiden beziehungsweise nach dem Stand der Technik auf ein Mindestmaß zu beschränken. Der Vertrag der Stadt mit der Remondis Recycling GmbH sieht vor, dass Altglascontainer, die weniger als zwölf Meter von einem Wohnhaus entfernt sind, gedämmt seien müssen. „Dies gilt für aktuell 99 Standorte“, erklärt Annette Hasselwander, die Sprecherin der städtischen Abfallbetriebe. Von diesen 99 Standorten gelte es noch 14 zu dämmen. „Wir rüsten peu à peu bei Sanierungen um. Aktuell haben wir leider Ersatzteilprobleme. Wir haben aber auch ganz neue Container bestellt, die in den nächsten Tagen kommen sollten“, sagt der Remondis-Niederlassungsleiter Heribert Streubel. Eingesetzt würden Lärmdämmmatten beziehungsweise ein zweischalliger Blechaufbau und Einwurfrohre. „Es gibt dennoch Probleme“, bekennt er.

Laut einer Auflistung der Stadtverwaltung gibt es in ganz Stuttgart 310 Altglascontainer-Standorte mit bis zu drei Boxen, im Bezirk Sillenbuch findet man zwölf. Die CDU-Bezirksbeiräte wünschen sich Infos darüber, wer die auswählt – tatsächlich ist dies die Stadt – und wie und wo man die Kisten unter Umständen besser platzieren könnte. Zentrale Frage: Wie ist das Verfahren, wenn der Bezirksbeirat Standorte für ungeeignet erachtet? Am liebsten wäre es den Räten nämlich, wenn sie die Abstellflächen bewerten und im Zweifelsfall bessere vorschlagen dürften. Auch wenn Manfred Riesle befürchtet: „Es ist egal, wo sie stehen, es ist immer der falsche Platz für die Anwohner.“