Der Parkplatz beim Ostfilderfriedhof in Stuttgart-Sillenbuch ist anscheinend ein beliebter Treffpunkt. Foto: Archiv Ott

Der Parkplatz beim Ostfilderfriedhof in Stuttgart-Sillenbuch verkommt zum Schmuddeleck. Über Monate hat sich dort allerlei Müll angesammelt. Darunter auch Dinge, die viele lieber nicht sehen würden.

Sillenbuch - Da wollte die Frau offenbar auf Nummer sicher gehen. Zum Treffen im Schutz der Dunkelheit hat sie direkt die „Pille danach“ mitgebracht. Nach der Einnahme dürfte sie die Packung achtlos auf den Boden geworfen haben. Und nicht nur diese Schachtel deutet darauf hin, dass sich der öffentliche Parkplatz am Sillenbucher Ostfilderfriedhof zum Sex-Treff mausern könnte.

Sogar weiße Tennissocken liegen dort

Mehrere Kondome plus Verpackungen sowie Taschentücher liegen im hintersten, dunkelsten Teil des Areals an der Ecke Kirchheimer Straße und Höhenringweg. Einem Mann ist offenbar so heiß geworden, dass er sich seiner weißen Tennissocken entledigt hat. Monatelang lagen die Strümpfe im Gras.

Und nicht nur sie. Immer mehr blaue Säcke, Verpackungen von Getränken und Speisen sowie anderer Unrat bot zuletzt ein unansehnliches Bild. Vor wenigen Tagen, nachdem die Stadt- und Bezirksverwaltung von dieser Zeitung konfrontiert wurde, ist der Parkplatz nach langer Pause mal wieder gereinigt worden. Während der Park-and-Ride-Platz an der Haltestelle Schemppstraße in den Zuständigkeitsbereich des Tiefbauamtes und der Abfallwirtschaft fällt, ist für das fragliche Gebiet das Garten-, Friedhofs- und Forstamt zuständig.

Vermüllung habe massiv zugenommen

Anwohnern und Nutzern ist daran gelegen, dass sich die Situation grundsätzlich verbessert. Die Hundetrainerin Bettina Gerstner, die mehrmals die Woche mit Gruppen auf der Fläche übt, bestätigt, dass die Vermüllung in den vergangenen Monaten massiv zugenommen habe, auch auf dem Spazierweg unterhalb des Friedhofs Richtung Heumaden.

Was sie besonders stört: „Im Gebüsch liegt überall Menschenkot drin – immer schön garniert mit Papier.“ Nicht nur, dass die Hunde von den Fäkalien angezogen würden, „ich finde es auch unglaublich störend. Da kommen die Leute zu Beerdigungen und waten durch den Müll“. Susanne Winter, eine Mitarbeiterin der angrenzenden Gärtnerei, glaubt, dass viele Leute dort parken und ihren Dreck unters Auto werfen. „Vielleicht bietet es sich an, dass man ein paar Mülleimer aufstellt?“

Das würde vielleicht auch den Jugendgruppen entgegenkommen, die sich laut Steinmetz Frank Steffens des Öfteren nachts hier treffen und mit ihren Autos über den Parkplatz kurven.

Sicherheit und Ordnung sollen aufrechterhalten bleiben

Dem Sillenbucher Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck sind vor allem die unappetitlichen Funde unangenehm. Sicherheit und Ordnung müssten aufrechterhalten werden, sagt er, daher habe die Bezirksverwaltung veranlasst, dass seitens des Flächenmanagements des Friedhofsamts eine zukünftig regelmäßige Zustandskontrolle stattfinden soll. Karola Ortmann, die stellvertretende Abteilungsleiterin Friedhof im Stuttgarter Rathaus, verspricht: „Wir haben das bereits veranlasst.“ Das Problem sei vielschichtig: Die teils frivolen Treffen seien bekannt, auch, dass rund um den Friedhof immer wieder genächtigt werde.

Hinzukomme aber auch das Thema Feinstaub. Mehr parkende Pendler brächten mehr Müll, sagt Karola Ortmann nach Rücksprache mit dem zuständigen Aufseher. Sie erklärt: „Bei über 40 Friedhöfen und dieser Personaldecke können wir nicht alle Beschwerden weghalten – aber sie werden ernstgenommen.“ Der Friedhofsaufseher sei nun sensibilisiert.

Und auch die Polizei will sich dem Parkplatz in Sillenbuch künftig mehr widmen. Laut dem Polizei-Sprecher Tobias Tomaszewski seien beim hiesigen Polizeiposten bislang keine Klagen aufgeschlagen. Die Beamten würden den Parkplatz jedoch im Auge behalten.