Der Stuttgarter Förderverein Hero’s Academy A.I.C unterstützt eine Schule für Kinder im kenianischen Shanzu. Foto:  

Das ist bitter für Walter Pfeifer aus Stuttgart-Sillenbuch: 700 Einladungen für einen Vortrag über die Keniahilfe hat er in Briefkästen in seinem Stadtbezirk gesteckt. Doch dann erlebte er eine böse Überraschung.

Sillenbuch - Walter Pfeifer hatte sich zunächst Sorgen gemacht, dass der Raum im Clara-Zetkin-Haus am 4. April nicht ausreichen würde. Am ersten April-Wochenende war der Sillenbucher in seinem Bezirk unterwegs. Im Gepäck: 700 Einladungen für eine Informationsveranstaltung über die vom Stuttgarter Fördervereins Hero’s Academy A.I.C unterstützte Schule im kenianischen Shanzu.

Er steckte die schwarz-weißen Broschüren des Vereins in die Briefkästen. Für deren Ausdruck hatte er in die eigene Tasche gegriffen – um die Vereinskasse zu schonen. Wenn er einen Anwohner traf, habe er ihn in ein Gespräch über die Keniahilfe verwickelt, erzählt er. „Alle fanden es ganz toll, was wir machen, und klangen sehr interessiert“, sagt er. Pfeifer erwartete, dass zumindest einige der Sillenbucher, die das Schulprojekt in Kenia im Gespräch toll und interessant fanden, auch kurz nach dem Wochenende ihren Weg zum Veranstaltungsort im Clara-Zetkin-Haus finden würden. Er ging auch davon aus, dass andere, die seine Broschüre im Briefkasten vorfinden, ähnlich begeistert sein würden, wie die Menschen, die er angesprochen hatte.

Veranstalter waren frustriert

Als die Ehrenamtlichen im Sillenbucher Waldheim die Geräte für ihre Powerpointpräsentation aufbauten, sei seine Erwartung dementsprechend groß gewesen, sagt Pfeifer. „Normalerweise kommen bei Vorträgen die ersten eine Viertelstunde vor Beginn. Es war schon seltsam, als dann niemand auftauchte“ meint er. Aber auch eine Viertelstunde nach dem Beginn der Veranstaltung herrschte im Publikum noch gähnende Leere. „Da war niemand, kein einziger Besucher“, sagt Pfeifer. „Eine Viertelstunde später haben wir dann zusammengepackt und sind gegangen“, meint er.

Pfeifer grübelt seitdem, was er falsch gemacht haben könnte. Der Termin war an einem Werktag um 19 Uhr. Spät genug für alle Berufstätigen, früh genug für Ruheständler, die vielleicht schon relativ früh ins Bett gehen, dachten die Veranstalter. Pfeifer fragt sich, ob er vielleicht mehr Geld für einen Farbdruck der Einladungen hätte ausgeben sollen. „Die Menschen sind ja heute gewöhnt, dass alles schön bunt ist. Vielleicht fanden sie die schwarz-weißen Broschüren langweilig und haben sie sofort in den Müll geworfen“, sagt er.

Es geht um Perspektiven für Afrika

Walter Pfeifer versteht die Welt nicht mehr oder vielmehr seinen eigenen Bezirk. In Sillenbuch würden doch viele Gebildete leben, die sich für die Welt interessierten, sagt er. Gerade im Lichte der Flüchtlingskrise hätte er mehr Interesse an der Veranstaltung erwartet. „Es muss doch jedem klar sein, dass wir in Afrika Perspektiven schaffen müssen, wenn wir nicht wollen, dass sich immer mehr Menschen auf den Weg nach Europa machen“, meint er.

Hermine Peterhof, die gemeinsam mit ihrem Mann Roland seit 2009 den Bau der Schule im kenianischen Shanzu finanziert und 2012 den Förderverein Hero’s Acadamy A.I.C. gegründet hat, wartete gemeinsam mit Walter Pfeifer vergeblich auf Zuhörer und mögliche neue Unterstützer im Clara-Zetkin-Haus. Zwei Wochen habe es gedauert, den Vortrag vorzubereiten und die Bilder auszuwählen, die gezeigt werden sollten. In den vergangenen Jahren seien solche Informationsveranstaltungen für sie und ihren Mann Routine geworden. Doch noch nie sei sie dann in einem leeren Raum gestanden, sagt sie. „Meistens kommen zu unseren Veranstaltungen 30 bis 40 Personen, und viele spenden auch etwas danach“, sagt Peterhof. Die Hoffnung sei gewesen, dass es auch im gut situierten Sillenbuch so laufen würde. Denn in diesem Jahr hat der Förderverein einiges vor mit der Schule in Shanzu. „Wir müssen eine Dränage legen, damit der Schulhof in der Regenzeit nicht unter Wasser steht“, sagt Peterhof. Wichtig wäre es auch, einen Gemüsegarten hinter der Schule anzulegen. „Dann müssten wir vieles nicht mehr einkaufen, was wir für die Schulspeisung benötigen“, sagt Peterhof.

All diese Projekte hingen aber davon ab, ob in Deutschland genug Spenden zusammenkämen, betont Peterhof. Für sie steht deshalb fest, dass der Verein nach der Schlappe in Sillenbuch nicht nachlassen dürfe mit seiner Öffentlichkeitsarbeit. Die geplatzte Veranstaltung müssten die Ehrenamtlichen sportlich sehen. „Wir sind ja keine Neulinge mehr, sondern machen das jetzt schon seit ein paar Jahren. Unser Verein ist so etwas wie unser Baby. Das lässt man auch nicht zurück, wenn es mal nicht so gut läuft“, sagt Peterhof.