Das Lachen der Kultusministerin Susanne Eisenmann (Vierte von rechts) legt nahe, dass sie das Interview mit den Schülern glücklich gemacht hat. Foto: Cedric Rehman

Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Stuttgart-Sillenbuch und einer kroatischen Schule haben Kultusministerin Susanne Eisenmann interviewt. Was macht glücklich, wollten sie wissen.

Sillenbuch/Stuttgart - Sind die Schüler in Baden-Württemberg glücklich? Die Frage klingt so banal wie gefährlich für eine Kultusministerin. Susanne Eisenmann könnte es sich jetzt leicht machen und das Bildungssystem ihres Landes rühmen. Damit würde sich die CDU-Politikerin knapp ein Jahr nach der Bildung der grün-schwarzen Koalition und ihrem eigenen Amtsantritt zumindest ein bisschen auf die eigenen Schultern klopfen. Aber Eisenmann antwortet mit Bedacht. „Ich glaube, Glück ist sehr subjektiv“, sagt sie. Dann verweist sie auf die Rahmenbedingungen für Schulen. Die Bildungspolitik könne an den Schrauben drehen, die über ein zufriedenes Schulleben entscheiden, erklärt die Ministerin.

Da ist sie schon mittendrin in dem Interview mit Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) und Schülern einer Schule aus dem kroatischen Varaždin. Es scheint so, als sei Eisenmann bei dem Gespräch mit den Schülern ganz in ihrem Element. Geht es doch bei dem Interview letztlich um die Werte, die jenseits von allen Pisa-Tests und anderen Leistungsevaluationen eine gute Bildungspolitik bestimmen.

Schüler laden Glücksforscher ein

Die deutsch-kroatische Schülergruppe setzt sich in einem gemeinsamen Projekt mit der vielleicht zentralsten aller Lebensfragen auseinander: dem menschlichen Glück. Zusammengebracht wurde die Gruppe von einer Absolventin des GSG. Anna Reinöhl arbeitet während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres an einer Schule in Varaždin. Gemeinsam wurde unter anderem ein Vortrag des Nürnberger Glücksforschers Karlheinz Ruckriegel am GSG organisiert. Der Forscher vertritt die Forderung, Glück solle als eigenes Schulfach gelehrt werden. Die Schüler wollen im Interview von Eisenmann wissen, ob sie ein solches Fach in Baden-Württemberg einführen würde. Die Kultusministerin verneint dies. Sie betont erneut, dass Glück etwas sehr Unterschiedliches sei. „Für mich persönlich bedeutet Glück, dass ich in einem demokratischen Land lebe wie der Bundesrepublik. Für andere ist das vielleicht selbstverständlich und Glück ist für sie eher, viel Geld zu haben“, sagt Eisenmann. Sie plädiert dafür, dass Glück fächerübergreifend Thema sein soll, besonders in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern.

Viel Raum nimmt im Gespräch das ein, was Eisenmann Rahmenbedingungen für Glück in der Schule nennt. Sie verweist vor allem auf eine tolerante und respektvolle Atmosphäre an Schulen. Mobbing oder Gewalt dürften nicht geduldet werden, betont die Ministerin. Sie verweist auch auf die Präventionsprogramme, die Ausgrenzung verhindern sollen. „Ich glaube, wenn jeder Schüler das Gefühl hat, dass er sich frei entfalten kann und wertgeschätzt wird, haben wir viel getan für das Glück in der Schule“, meint sie.

Nach dem Interview äußern sich die Schüler lobend darüber, dass die Ministerin gut argumentiert habe. Das Interview würden sie für einen Blog verwenden, erklären sie. Ob sie das Gespräch mit der Ministerin glücklich gemacht hat? Eindeutig ja, antworten die Schüler.