Die Scorpions (ganz in Rot) wollen auf den letzten Drücker noch in die Play-offs. Foto: Baumann

Die Stuttgart Scorpions hinken ihren eigenen Ansprüchen weit hinterher. Immerhin können sie mit einem Heimsieg am Samstag (18 Uhr) gegen die Marburg Mercenaries noch in die Play-offs der German Football League einziehen – wenn die Konkurrenz mitspielt.

Stuttgart - Das holprige Gras ist gänzlich verschwunden. Die alte Erde ist abgetragen, und auch die alten Flutlichtmasten sind schon weg. Der Anfang August gestartete Neubau des tus-1-Platzes auf der Waldau schreitet planmäßig voran. An Stelle der besseren Wiese neben dem Kabinentrakt der Stuttgart Scorpions entsteht bis Ende Oktober ein Kunstrasenplatz mit Football-Linien. Die Spieler müssen also schon bald nicht mehr – wie seit drei Jahren – zum Training auf die Bezirkssportanlage hinübertraben. „Das ist eine enorme Verbesserung der Trainingsbedingungen mit kürzeren Wegen“, sagt der Vorsitzende Markus Würtele über die Renovierung der angestammten Übungsstätte neben dem Gazi-Stadion, wo das Team am Samstag (18 Uhr) zum Abschluss der Hauptrunde in der German Football League (GFL) die Marburg Mercenaries empfängt.

Die Scorpions sind ganz ordentlich in die Saison gestartet. Doch die Heimniederlagen Mitte Juni gegen die Allgäu Comets (14:35) und Anfang Juli gegen die Saarland Hurricanes (30:35) brachten sie aus der Spur. Kürzlich noch war die Teilnahme an den Play-offs richtig ernsthaft in Gefahr. Vier Teams aus der GFL-Südstaffel ziehen in die Endrunde ein, vor dem letzten Spieltag belegen die Scorpions mit 12:14 Punkten den fünften Platz – mit zwei Zählern Rückstand auf den Tabellenvierten Saarland Hurricanes (bei besserem direkten Vergleich).

Die Stuttgarter um den kürzlich aus Hamburg heimgekehrten Verteidiger Nico Göhner müssen also ihre finale Heimpartie gegen den Tabellenvorletzten aus Marburg am Samstag gewinnen und zugleich auf Schützenhilfe der drittplatzierten Allgäu Comets in ihrem Heimspiel gegen die Saarländer hoffen, damit es noch mit den Play-offs klappt. „Ich denke, die Chancen stehen ganz gut für uns – die Comets wollen Platz drei absichern und lassen sich zu Hause vor ihrem lautstarken Publikum nicht so gerne ärgern“, sagt Markus Würtele.

Wer 2017 als Cheftrainer fungieren wird, ist noch offen

Ursprünglich wollten die Scorpions in dieser Saison viel mehr. Der Drei-Jahres-Plan mit dem 2014 verpflichteten Trainer Jemil Hamikosah vor, in dieser Runde die Südmeisterschaft zu gewinnen. Doch das Spieleraufgebot ließ sich nach starker erster Saison mit dem Coach und ordentlicher zweiter heuer nicht ganz so gestalten wie erhofft. „Uns hat die Tiefe im Kader gefehlt. Und man darf zudem auch nicht vergessen, dass wir einen US-Importspieler weniger haben als vergangenes Jahr“, sagt Markus Würtele. Und von den drei US-Boys ist in Rocco Scarfone einer auch schon vor Wochen aus familiären Gründe in die Heimat zurückgekehrt.

Jemil Hamiko trat nach der Heimniederlage gegen die Saarland Hurricanes zurück – Harmonie weg, Trainer weg. Seitdem coacht Timo Klinkmüller. bis dahin als Assistenztrainer für die Offensive Line zuständig, das Team. Wie es nach dieser Runde weitergeht, ist noch offen. „Wir wollen Timo auf jeden Fall behalten. Ob er aber Cheftrainer bleibt, ist offen“, sagt Markus Würtele.

Schwäbisch Hall dominiert weiter, nur Aufsteiger Frankfurt kann mithalten

Die Besetzung des Trainerpostens ist unabhängig vom Einzug in die Play-offs, der auch gar nicht mal so attraktiv ist. Denn der Tabellenvierte aus dem Süden gastiert im Viertelfinale beim Tabellenersten aus dem Norden. Das bringt eine weite, teure Auswärtsfahrt (nach Braunschweig oder Berlin) mit sich – und endet zumeist mit einer Schlappe. „Die Mannschaft will so weit kommen, wie es geht. Wir würden den Sport nicht betreiben und nicht in der ersten Liga spielen, wenn wir nicht weiterkommen wollen würden“, sagt Markus Würtele. „Wenn wir in die Play-offs kommen, gehören wir zu den besten acht Teams in Deutschland.“

Zu mehr – inklusive eines Heimspiels in der Endrunde – reicht es für den Vizemeister von 2007 zurzeit nicht. Die Schwäbisch Hall Unicorns (26:0 Punkte) dominieren im Süden wie schon seit Jahren, nur der finanzstarke Aufsteiger Frankfurt Universe (24:2) kann da Schritt halten. Der Scorpions-Abstand zur Spitze ist groß – wieder größer, als er vor zwei Jahren war. Ein Rückschritt. „Der Abstand nach hinten ist aber deutlich größer als der nach vorne. Die Frankfurter, die für ihre Mannschaft das dreifache Budget von unserem Gesamtetat haben, nehmen da halt jetzt einen Platz weg“, sagt Markus Würtele, der sich immerhin bald mit einem modernen Trainingsplatz trösten kann.