Patrick Geiger ist einer der Stars der Scorpions – und ein Play-off-Garant Foto: Baumann

Ungeschlagen sind die Scorpions, diesen Nimbus wollen sie wahren. Dabei hätte kaum einer mit diesem Erfolg gerechnet.

Stuttgart - Das kann ja heiter werden, dachte sich Patrick Geiger. Es war vor der Saison, da hatte ihn der neue Scorpions-Trainer Jemil Hamiko beiseitegenommen und mit ernster Miene erklärt: „Patrick, es kommt eine grauenvolle Saison auf dich zu; wir werden viel Aufbauarbeit leisten müssen.“ Eine Einschätzung, die der Runningback für ziemlich realistisch hielt. Irrtum! Wie man sich täuschen kann. Nach neun Spielen in der German Football League (GFL) stehen die Stuttgarter auf Platz eins; und zwar ungeschlagen. „Ich habe erst kürzlich zum Coach gesagt: Hey, du hast mich aber ganz schön angelogen“, erzählt Geiger, „da hat er nur gelacht.“

Nicht nur der Angreifer und Headcoach Hamiko haben sich getäuscht, so ziemlich jeder der Scorpions starrt noch ein wenig ungläubig auf die Tabelle. Erster. „Wir haben in manchen Spielen auch Glück gehabt“, sagt Geiger, „aber wir hatten alle eben auch die richtige Einstellung.“ Und die hat ihnen der Trainer eingeimpft, auf die harte Tour. Hamiko buchte vor Rundenstart ein viertägiges Trainingslager in Straßburg, das Gelände bot hervorragende Bedingungen fürs Football-Spielen – allerdings nicht für Football-Spieler. Die Unterkunft war eine bessere Baracke, mit kleinen Zimmern, in die gerade zwei Betten und ein großer Schrank hineinpassten. Einen Fernseher gab’s nicht, und das WLAN war erbärmlich unzuverlässig. Um der Langeweile zu entgehen, gab es nur eine Chance: sich mit den Teamkollegen im Versammlungsraum zu treffen und dort etwas gemeinsam zu tun. „Der Coach hat dies ganz bewusst so gebucht“, sagt Patrick Geiger, „und weil wir dort sehr viel miteinander geredet haben, ist die Mannschaft richtig zusammengewachsen. Dieses Trainingslager war die beste Entscheidung.“

Teamgeist mag im Football eine wichtige Voraussetzung für Erfolg sein, ausschließlich damit reicht’s noch nicht zu einem Touchdown. Da ist der neue Trainer, der ein Disziplinfanatiker ist, der diese Disziplin aber auch zu 100 Prozent vorlebt. „Er nimmt sich kein Extra raus, für ihn gelten die gleichen Regeln wie für uns“, betont Geiger. Hamiko besitzt vor allem aber das nötige Gespür, um eine Mannschaft aufzubauen, in der jeder Akteur auf der zu ihm passenden Position spielt und in der die Chemie stimmt. Dem 33 Jahre alten Böblinger ist es gelungen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die auf dem Spielfeld ziemlich unberechenbar für den Gegner wird. Quarterback Luke Barthelmess ist ein multifunktionaler Spielmacher; er kann passen, den Ball übergeben oder auch selbst mit dem Ball laufen. „Wir haben die beste Offense in ganz Deutschland“, sagt Ballträger Geiger nicht ohne Stolz, „weil wir so flexibel im Angriffsspiel sind, sind wir gefährlich.“

Natürlich ist auch der Runningback ein wichtiger Mosaikstein im Gesamtwerk der Scorpions, das 31 Jahre alte Stuttgarter Urgestein ist einer, der die jungen Spieler führen soll, kann und will – schließlich ist er der prominenteste Deutsche im Team; Geiger wurde im Juni Football-Europameister mit dem deutschen Team durch ein 30:27 über Österreich in Wien. „Ich bringe mich gerne ein“, sagt er, „und spreche Dinge an, die aus Sicht der Spieler besser sein könnten.“

Aus sportlicher Sicht könnte nichts besser sein, was auch mit seiner Person zusammenhängen könnte. Seit 1997 spielt der 1,78 Meter große und 102 Kilogramm schwere Angreifer bei den Scorpions, mit Ausnahme der Saison 2013 erreichten sie stets die Play-offs. 2013 legte er verletzungsbedingt eine Pause ein. Geiger, der Play-off-Garant? „Es wäre gelogen, wenn ich widersprechen würde“, sagt er . Dass die Scorpions 2014 ins Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft einziehen, das wird nicht mehr ernsthaft infrage gestellt. Final-Einzug? Oder gar Meister? „Ich halte es nicht für unmöglich“, sagt Patrick Geiger. Es wäre der krönende Abschluss einer grauenhaft erfolgreichen Saison.