Die Schritte zu dem Popsong „All That She Wants“ beherrschen die Waldheimkinder und Betreuer mit Leichtigkeit. Foto: Jacqueline Fritsch

Der Neubau ist gerade noch rechtzeitig fertig geworden: In den Sommerferien werden mehrere hundert Kinder im Waldheim in Stuttgart-Riedenberg betreut. Den Balkon in dem neuen Gebäude nutzen die Waldheimkinder, um Eier hinab zu werfen.

Riedenberg - Den Tanz zu dem Remix von „All That She Wants“ beherrschen bereits nach zwei Tagen alle Waldheimkinder. Wenn die Töne des Popsongs von Ace Of Base durch die Boxen kommen, spulen die Kinder und Betreuer routiniert die Schritte ab. Diejenigen, die gerade nicht tanzen, schauen wie gebannt zum Balkon im ersten Stock. Dort steht der Betreuer Paul Hermann und wirft in hohem Bogen ein Päckchen herunter, das mit Moos verpackt ist. Doch von Anfang an.

Im evangelischen Waldheim an der Eichenparkstraße in Riedenberg werden in diesen Sommerferien wieder mehrere hundert Kinder betreut. Insgesamt drei Freizeiten werden in den ersten fünf Ferienwochen angeboten. Und weil in den vergangenen Monaten ein Neubau für das Parkheim gebaut wurde und dieser gerade noch rechtzeitig Ende Juli fertig wurde, tummeln sich in diesem Jahr rund 400 Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf dem Gelände – das sind mehr denn je. Durch den Neubau gibt es mehr Platz.

Betreuung von 8.30 bis 18 Uhr

Jeder Tag im Waldheim läuft etwa ähnlich ab“, sagt Alisa Hausmann, die die Hauptleitung der Betreuung innehat. „Um 8.30 Uhr kommen die Kinder an, dann gibt es einen Morgenkreis und wir singen Lieder.“ Anschließend frühstücken die Waldheimkinder gemeinsam und gehen in den benachbarten Eichenhain. Dort verstecken die Betreuer jeden Morgen Puzzleteile, die die Kinder gemeinsam suchen. „Findet eine Gruppe ein Teil, bekommt sie am Nachmittag eine kleine Belohnung, sagt Alisa Hausmann.

Anschließend spielen die jungen Teilnehmer in den Gruppen verschiedene Spiele und lösen Aufgaben – und an dieser Stelle geht es wieder zurück zu dem Moospäckchen, das vom Balkon geworfen wird. „Wir haben ein Ei, eine Klopapierrolle, eine Schnur und Klebeband bekommen. Dann müssen wir in der Natur Materialen suchen und innerhalb von fünf Minuten das Ei so sicher verpacken, dass es nicht kaputtgeht, wenn es vom Balkon im ersten Stock geworfen wird“, berichtet die elfjährige Sabrina.

Viele Flüchtlingskinder sind dabei

Zunächst versucht ihre Gruppe, das Ei komplett in die Klopapierrolle zu schieben und die Seiten mit Moos zu verstopfen. Doch die Gefahr ist groß, dass das Ei beim Hineindrücken in die Klopapierrolle zerbricht. „Ich habe eine Idee: Wir reißen die Klopapierrolle auf, legen das Ei rein, kleben die Rolle mit dem Klebeband wieder zu und packen dann ganz viel Moos und Gras drumherum“, sagt die zwölfjährige Mareike. Gesagt, getan. Und zumindest laut des dumpfen Geräuschs, als Betreuer Paul Hermann das verpackte Ei vom Balkon hinab wirft, scheint der Plan aufgegangen zu sein.

Während der Waldheimzeit werden die Kinder täglich bis 18 Uhr betreut. Die zahlreichen Fahrräder vor dem Haus verraten, dass die meisten der Fünf- bis 14-Jährigen nur einen kurzen Weg nach Hause haben. „Wir haben jedoch auch ein paar Kinder aus Degerloch oder Birkach, die abgeholt werden oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren“, sagt Hausmann. Besonders freue sie persönlich sich darüber, dass in diesem Jahr viele Flüchtlingskinder aus Sillenbuch und Riedenberg dabei seien. „Die sind total dankbar und integrieren sich super“, sagt die 19-Jährige.