Warum sollte das neue Schaltwerk in Stuttgart-Riedenberg grau und unscheinbar sein, wenn es auch in fröhlich bunten Farben angesprüht werden kann? Wir haben den Künstler bei der Arbeit getroffen und ein Video gedreht.

Riedenberg - Am Dattelweg scheint fortan immer die Sonne. Die wurde nämlich von dem Graffiti-Künstler Jan-David Ducks auf das dort neu gebaute Schaltwerk gesprüht. Auf dem knallblauen Hintergrund sind nun Bäume, Seen, Blumen und ein Regenbogen zu sehen. Die Motive stammen von Kindern des benachbarten Kinderhauses.

Es soll den Anwohnern und den Kindern eine Freude machen – das neue bunte Gebäude mitten im Wohngebiet. Knapp ein Jahr lang haben die Kinder des Kinderhauses Heuschrecken verfolgt, wie nebenan auf der Baustelle fleißig geschafft und gewerkelt worden ist. Vor einigen Wochen bekamen dann 20 Hortkinder im Alter von sechs bis zehn Jahren eine Aufgabe. Sie sollten Vorschläge sammeln, womit man das neue Gebäude verschönern könnte. Innerhalb dieser Gruppe gab es dann Abstimmungen, und die besten zwei Motive haben es schließlich auf die Wände des Schaltwerks geschafft. Der Graffiti-Künstler Jan-David Ducks durfte natürlich auch ein Wörtchen mitreden und interpretierte die Zeichnungen der Kinder, bevor er sie mit etlichen bunten Sprühdosen auf die Wände brachte.

Die Stuttgart Netze möchte mit der Bemalung des Schaltwerks Verschmutzungen vermeiden. „Die Farbe sorgt für relativ viel Respekt“, sagt Harald Hauser, der technische Geschäftsführer des Stromnetzbetreibers, „das ist ein Schutz gegen illegale Sprüher“. Außerdem sei das Material der Wände ideal für diese Zwecke. „Solche Kompaktstationen bieten sich dafür an, weil die Oberfläche gleichmäßig ist“, sagt Moritz Oehl, Sprecher der Stuttgart Netze.

Circa vier Tage braucht der Künstler für sein Werk

Das sieht auch Jan-David Ducks so und greift nach einer grünen Sprühdose. Zwei Seiten sind bereits fertig bemalt, auf der Seite zum Kinderhaus hin strahlt aber bisher nur ein halber Regenbogen. Also setzt Ducks die Schutzmaske auf, und weiter geht es. Ungefähr vier Tage braucht der Graffiti-Künstler für sein Werk. „Normalerweise male ich nicht solche Kindermotive, aber es macht schon Spaß, mit den Kids etwas Neues zu schaffen“, sagt er.

Hinter den knalligen Farben und fröhlichen Motiven verlaufen etliche Kabel, die den Strom an die Umspannstationen in der Umgebung weiterleiten. Im Schaltwerk kommt von den Umspannwerken in Birkach und Degerloch der Strom mit zehn Kilovolt Spannung an. Dort wird er nicht transformiert, sondern auf Mittelspannung wieder abgegeben. So kann eine zuverlässige Stromversorgung gewährleistet werden.

Das neue Schaltwerk wurde im November angeliefert und wird die Umgebung voraussichtlich mindestens 50 Jahre lang mit Strom versorgen. Auch das war ein Argument für die Bemalung. „Wenn die Standzeit entsprechend lang ist, ist das schon eine Rechtfertigung für so ein Projekt“, meint Hauser.