In Plieningen fehlen Kita-Plätze. Die Bezirks-Grünen schlagen vor, auf dem Grundstück der ehemaligen Gartenbauschule eine Kita zu bauen. Foto: dpa

Die Grünen stellen einen Antrag, in dem sie den Neubau einer Kita an der Scharnhauser Straße in Stuttgart-Plieningen fordern. Doch kann so das Problem fehlender Erzieherinnen gelöst werden?

Plieningen - Die streitbaren Eltern in Plieningen haben Grund, zufrieden zu sein. Christina Heinkel, Sprecherin der Eltern des Körschkindergartens, verkündet nach einem Treffen mit Vertretern der Stadt eine frohe Botschaft: Das Vorhaben, an dem sich im Februar der Elternprotest entzündet hatte, sei nun endgültig begraben, berichtet sie. „Der Körschkindergarten bleibt geöffnet, und wir müssen nicht umziehen“, erklärt sie. Die zunächst für den 1. April angekündigte Schließung wurde bereits im März verschoben. Die Stadt verkündete bei einer Sitzung des Bezirksbeirats das Ziel, bis zu einem Treffen mit den Eltern am 24. April neue Erzieher zu finden. So sollte die Schließung der Kita überflüssig werden.

Nun scheint die Stadt eben dies erreicht zu haben. Schon Anfang Mai würden zwei neue Erzieherinnen in der Kita anfangen, erklärt Heinkel. Die bisher im Körschkindergarten tätige Springerin könne als feste Erzieherin weiterarbeiten. Nur eine offene Stelle müsste noch besetzt werden, sagt sie. Alle freien Kitaplätze sollen so von Sommer an wieder besetzt werden.

Eltern beklagen generellen Mangel

Für die Mutter Melanie Hofmann und die Mitstreiterinnen ihrer Elterninitiative ist die Kuh damit aber noch lange nicht vom Eis. Das Abrücken der Stadt von der geplanten Schließung des Körschkindergartens ändert aus ihrer Sicht nichts an dem generellen Mangel an Kitaplätzen im Bezirk, sagt sie.

Die Elterninitiative besucht seit Wochen die Sitzungen des Bezirksbeirats, um in den für die Bürgeranliegen reservierten ersten Minuten der Sitzung auf die fehlenden Kitaplätze aufmerksam zu machen. Hofmann freut sie deshalb über einen Vorstoß der Grünen im Bezirk. „Ich finde es gut, dass sich die Grünen für eine neue Kita einsetzen“, sagt sie. Das sei ein weiteres Zeichen dafür, dass die Bezirksbeiräte an der Seite der Eltern stehen und Druck auf die Stadt ausüben wollen, meint sie. Die Grünen wollen in der Mai-Sitzung des Bezirksbeirats Mitte des Monats einen Antrag einbringen, der einen Bau einer Kita auf dem Gelände der ehemaligen Gartenbauschule an der Scharnhauser Straße fordert. Die Grünen schlagen eine Art Mehrgenerationengebäude vor. In ihm soll Platz sein für eine Pflegeeinrichtung sowie Wohnungen für Studierende – und eben eine neue Kindertagesstätte.

Grüne stellen einen Antrag

Die Stadt hält zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts von der Idee der Grünen. In einer Stellungnahme betont die Verwaltung, dass das Grundstück vorgesehen sei für ein Pflegeheim oder alternative Wohnformen im Alter. Begründet wird das mit einem Mangel an Pflegeplätzen. „So fehlen laut Kreispflegeplanung 132 Pflegeplätze in Plieningen“, heißt es in einer Erklärung der Stadt.

Die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel findet es zwar prinzipiell begrüßenswert, dass die Grünen sich für eine weitere Kita im Bezirk stark machen. Sie rät aber dazu, die verschiedenen Ansprüche von Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt zu werten. „Wir brauchen eben alles: Kitaplätze, Pflegeplätze und Studierendenwohnungen.“ Zu bedenken sei außerdem, dass der Bau einer neuen Kita Zeit benötigt und deshalb nicht helfe, einem Engpass an Kitaplätzen schnell zu begegnen. „Ich bin mir nicht einmal so sicher, ob neuer Raum so wichtig ist. Ich denke, wir brauchen vor allem neue Erzieherinnen“, sagt Lindel.

Erzieher könnten gefunden werden

Der grüne Bezirksbeirat Ralf Kurasch sieht das anders. „Ich denke, dass es durchaus möglich ist, Personal zu finden, auch wenn es nicht leicht ist.“ Es käme auf den Willen an, fügt er hinzu. Kurasch verweist darauf, dass es bei der Ausschreibung für eine Erzieherstelle im Körschkindergarten mehrere Bewerber gegeben hat. Die Grünen streben mit ihrem Antrag für eine Kita im Bezirk eine mittelfristige Besserung der Kitaplatznot im Bezirk an. „Es kann nicht sein, dass so viele Eltern keinen Platz für ihre Kinder in einer Plieninger Kita finden“, meint Kurasch. Er sieht in dem Vorschlag seiner Fraktion auch keine Priorisierung der Belange von Eltern vor den Ansprüchen von Senioren oder Studierenden. Sicher würde Raum für eine Kita in einem Neubau an der Scharnhauser Straße bedeuten, dass es weniger Platz für Studierenden- oder Seniorenwohnungen geben würde, gibt er zu. „Aber wir fordern ja nicht den Bau einer Kita für 60 Kinder. Wir wollen alle Interessen gleichwertig bedienen“, sagt der Grünen-Bezirksbeirat.