Bärbel Mohrmann organisiert am Schreibtisch die Hilfe für Flüchtlinge. Foto: Eva Funke

Die Mitstreiter vom Flüchtlingskreis Killesberg betreuen rund 170 geflüchtete Menschen. Und dabei spielt „Frau Mailmann“ eine wichtige Rolle.

S-Nord - Das silberne Kreuz, das Bärbel Mohrmann als Kette um den Hals trägt, erklärt ihr Engagement für Flüchtlinge. „Ich kann doch Menschen, die in Not sind und vor unserer Tür stehen, nicht meine Hilfe verweigern“, sagt sie. Hinzugucken und dort zu helfen, wo Hilfe notwendig ist, das bedeutet für die 52-Jährige Christentum.

Bärbel Mohrmann ist Gründungsmitglied des Freundeskreises Killesberg. Zusammengetan hat sich der Kreis vor zwei Jahren zur Unterstützung der Flüchtlinge im Containerdorf am Killesberg. Wenn einer der Bewohner Hilfe benötigt, wie die Mutter, die mit ihrem Neugeborenen ins Krankenhaus gefahren werden muss, oder die Familie, die dringend einen gebrauchten Kinderwagen sucht, setzt sich die 52-Jährige an ihren Computer und mailt Hilferufe an die rund 320 Mitglieder des Freundeskreises. Im Schnitt schickt sie pro Tag fünf Hilferufe raus. Das macht pro Jahr rund 1800 Mails. Kein Wunder, dass ihre Mitstreiter sie nur noch „Frau Mailmann“ nennen. Doch die Hauptsache ist: Die Mailerei hat Erfolg. Spätestens am nächsten Tag ist das Problem gelöst: ein Kinderwagen aufgetrieben, ein Fahrdienst oder ein Begleiter zu einem Behördengang gefunden.

Für internationale Studenten kostet das Studium rund 1500 Euro pro Semester

Bärbel Mohrmann hält die Fäden in der Hand: „Ich organisiere und koordiniere unser Angebot aber nur. Die anderen, vor allem die 50 aktiven Mitglieder des Freundeskreises und Pfarrer Karl-Eugen Fischer mit seine Frau übernehmen die Hauptarbeit“, stellt Mohrmann fest. Da sind zum Beispiel die Frauen, die zweimal pro Woche das Flüchtlingscafé betreiben, die Lehrerinnen und Lehrer im Ruhestand, die den Flüchtlingen Deutschunterricht geben und die Freiwilligen, die mehrere Stunden in der Behörde warten, wenn sie einen Flüchtling zur Anhörung nach Karlsruhe fahren. Und nicht zu vergessen, die Bürger, die für die Flüchtlinge spenden.

Finanziell Unterstützung wird jetzt zum Beispiel benötigt, um die Studiengebühren für Edrissa Saidy zu übernehmen. Obwohl der 21-jährige Afrikaner keine Schule besucht hat, hat er vor kurzem die Sonderaufnahmeprüfung an der Kunstakademie Stuttgart bestanden (die Innenstadtbeilage von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten berichtete). Saidys Pläne, eine Lehre zu machen und sich das Studium zu verdienen, haben sich allerdings zerschlagen. Mohrmann: „Edrissa hat zwar einen Ausbildungsplatz und eine Aufenthaltserlaubnis bekommen, aber keine Arbeitsgenehmigung .“ Jetzt will er sich als ausländischer Student einschreiben. Doch für internationale Studenten kostet das Studium rund 1500 Euro pro Semester.

Derzeit leben noch 170 Flüchtlinge im Containerdorf am Killesberg

Lebten am Anfang noch knapp 300 Flüchtlinge in den Containern am Killesberg, sind es jetzt noch rund 170. Aus dem Containerdorf abgeschoben wurde bislang noch niemand, sagt Mohrmann. Wer als Flüchtling anerkannt wird, muss ich eine andere Unterkunft suchen. Das ist in der Regel nach etwa einem Jahr der Fall – so lang dauert das Anerkennungsverfahren. Im Oktober 2018 wird die Unterkunft am Killesberg geschlossen, weil dort dann Start für den Wohnungsbau ist. „Für die Flüchtlinge dort wird das hart. Sie wollen nicht weg“, weiß Mohrmann aus Gesprächen. Und was wird aus dem Freundeskreis Killesberg, wenn die Flüchtlinge fort sind? „Wir engagieren uns dann im Freundeskreis Tunzhoferstraße für die rund 1000 Flüchtlinge im Bürgerhospital. Dort kann man unser Unterstützung bestimmt brauchen“, ist Mohrmann überzeugt.

Bis es so weit ist, wird sie noch rund 2000 Hilferufe per Mail an ihre Mitstreiter schicken.