Helga und Dietrich Hornung genießen die Sonne im Höhenpark. Getrübt wird die Freude immer häufiger durch Müll auf Wiesen und Wegen. Foto: Eva Funke

Mit den steigenden Temperaturen halten sich die Menschen wieder im Freien auf – so auch im Höhenpark Killesberg in Stuttgart. Überfüllte Mülleimer und herumliegende Glasscherben machen den Aufenthalt für spielende Kinder und Hunde gefährlich.

Stuttgart - Sommerliche Temperaturen locken jetzt viele Stuttgarter in die Natur. Zu den beliebten Ausflugszielen gehört der Höhenpark Killesberg im Stuttgarter Norden. „Die Spaziergänge dort sind für mich und meinen Mann wie ein Ausflug ins Paradies“, schwärmt Helga Hornung (88). Doch das Paradies hat seine Schattenseiten: „Besonders nach den Wochenenden liegt Müll auf Wiesen und Wegen und sind Papierkörbe umgekippt“, klagt die Rentnerin. Eine Spaziergängerin bestätigt: „Ist ein Papierkorb voll, fliegt der Abfall daneben, obwohl der Papierkorb daneben leer ist.“

Sabine Mezger, die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Nord, hat sich beim morgendlichen Spaziergang mit dem Hund ein Bild gemacht: „Nicht nur Pizzaschachteln, Dosen und Pappbecher, auch Scherben liegen rum. Für Hunde und spielende Kinder besteht Verletzungsgefahr.“

„Bei nächtlichen Feten werfen Jugendliche Flaschen und Gläser vom Killesbergturm runter“, bestätigt Kris Gensrich, der Juniorchef vom Höhencafé. Er hat auch mit Vandalismus zu kämpfen: „Unsere Sonnenschirme werden aufgeschlitzt, Stühle weggetragen und den Hang runter geworfen.“

Pfandflaschenjäger kippen die Mülleimer um

Thomas Heß, der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), kennt das Problem. Obwohl seine Reinigungstrupps zweimal pro Woche im Höhenpark und an anderen Ausflugszielen wie dem Max-Eyth-See, der Egelseer Heide oder am Bismarckturm ausrücken und es sogar einen Schnelltrupp gibt, der in extremen Fällen ruck, zuck zur Stelle ist, um die Hinterlassenschaften der Ausflügler einzusammeln, nehme die Vermüllung der Grünflächen zu. „Großfamilien feiern ihre Grillfeste, Jugendliche Partys und lassen anschließend alles stehen und liegen“, sagt er. Volker Schirner, der Chef des Garten-, Friedhofs- und Forstamts hat noch ein Problem ausgemacht: „Auf der Jagd nach Pfandflaschen durchwühlen immer mehr Leute die Mülleimer und schmeißen den Abfall raus.“ Den Park Abends zu schließen, wie immer wieder gefordert wird. Das hält Schirner für nicht machbar, da das Wartbergelände und die grüne Fuge einen breiten Zugang bieten.

In 95 Prozent der Fälle kommen die städtischen Mitarbeiter, wenn die Müllverursacher weg sind. 2014 wurden im Stadtgebiet 495 Müllsünder ertappt. 2015 waren es 602 und 2016: 172. „Nur 172, weil durch unsere neuen Aufgaben der Überwachungsdruck nachgelassen hat“, sagt Hans-Jörg Longin, der Leiter des städtischen Vollzugsdienstes. Seine Mitarbeiter werden auf ihren Touren mitunter bedroht und beleidigt, wenn sie Müllsünder ansprechen. „Dann muss den Begleithunden schon mal der Maulkorb abgenommen werden, um Missetäter zur Raison zu bringen“, sagt Longin. Werden die Tat ertappt, sind im Schnitt 35 Euro Bußgeld fällig. Eine Erhöhung des Betrags sei Sache des Landes.

Keinen Bezug zur Stadt und Natur, Kinder, die nicht lernen, dass man Abfall wegräumt: Dass sind nach den Worten von Thomas Heß von der AWS Gründe für die zunehmende Vermüllung. Seit einem Jahr versuchen vier Abfallberater an Schulen und in Vereinen, die jungen Leute in Sachen Müll zu sensibilisieren. Bei der AWS wird derzeit untersucht, was an zusätzlichem Personal und Maschinen notwendig ist, um das Müllproblem besser in den Griff zu bekommen. Bei den Haushaltsverhandlungen soll ein entsprechender Antrag gestellt werden.