Sie haben nach der Landtagswahl gut lachen: Kreisvorsitzender Armin Serwani (Mitte) und Landeschef Michael Theurer von der FDP Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Diskutieren Sie mit! Die Landtagswahl ist vorbei, aber es ist noch die große Frage offen, wer künftig in Baden-Württemberg die Regierung stellen wird. Auch Parteivertreter aus der Landeshauptstadt machen sich ihre Gedanken über mögliche Koalitionen.

Stuttgart - Das Ergebnis der Landtagswahl 2016 hat Sieger und Verlierer hervorgebracht, aber keine klare Aussage, wer künftig Ministerpräsident sein soll und auf welches Parteienbündnis sich dieser im Landesparlament stützen könnte. Auch bei Stuttgarter Kommunal- und Bundespolitikern kursieren verschiedene Gedankenspiele.

„Ich neige zur Ampel“, präferiert Birgitt Bender (Grüne) eine Koalition aus Grün, Rot und Gelb unter Führung des bisherigen Ministerpräsidenten Kretschmann. Aber die langjährige Landtags- und Bundestags-Abgeordnete rät ihrer Partei, „sehr offen in diese Gespräche zu gehen, damit die FDP den Preis nicht ins Unermessliche treiben kann“. Bender hält die Christdemokraten für nicht regierungsfähig: „Ich finde, die CDU Baden-Württemberg ist komplett desorientiert und hätte Anlass genug, sich erst einmal in der Opposition neu aufzustellen.“

Die Stuttgarter CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Maag schlägt ihrer Partei vor, „erst einmal Themen aufzuarbeiten und wieder Einigkeit in der Flüchtlingsfrage herzustellen“. Ein Bündnis aus Schwarz, Rot und Gelb unter Führung von Guido Wolf hält sie für denkbar. Grün-Schwarz bezeichnet die CDU-Frau als „schwierig“. Erstens wäre die AfD dann die größte Oppositionspartei im Landtag und bekäme damit eine Plattform, die ihr nicht zustände. Außerdem kann sich Maag eine Juniorrolle der CDU in einer Kretschmann-Regierung „ohne Mitgliederentscheid nicht vorstellen“. Sollte die Parteibasis im Land wider Erwarten doch für diesen Weg stimmen, dann ließen sich zumindest „wichtige CDU-Anliegen in der Verkehrs- oder Industriepolitik umsetzen“.

FDP will nicht „um jeden Preis zur Verfügung stehen“

Für den SPD-Kreisvorsitzenden Dejan Perc ist eine sogenannte Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP kein Thema. „Das scheidet für mich kategorisch aus. Wir dürfen nicht Steigbügelhalter sein für einen dann möglichen Ministerpräsidenten Wolf, den die Bürgerinnen und Bürger eindeutig nicht wollen.“ Es läge, so Perc, an den Grünen als „klare Sieger der Wahl“, eine Regierung zu bilden. Dem SPD-Fraktionschef im Gemeinderat, Martin Körner, wäre „eine Ampel am liebsten“. Im Bündnis mit Grünen und FDP ließe sich bei wichtigen Themen wie Kinderbetreuung, Schulsozialarbeit oder Krankenhausförderung „wahrscheinlich das Meiste erreichen“.

Den Freidemokraten gefällt die neue Rolle des Umworbenen und möglichen Mehrheitsbeschaffers. „Wir werden nicht um jeden Preis zur Verfügung stehen“, kann der FDP-Kreisvorsitzende Armin Serwani deshalb auf Positionen seiner Partei bei den Gesprächen und Verhandlungen, die es mit CDU, Grünen und SPD geben werde, pochen. Grün-Rot, dessen Abwahl von den Wählern eingefordert worden sei, „wollen wir nicht mit unserer Hilfe als Koalitionspartner künstlich verlängern“, so Serwani. Es hätte Grün-Rot „schon früher einfallen können, dass sie uns brauchen könnten“. Besondere von den Grünen habe sich die FDP deshalb in der Vergangenheit ein größeres inhaltliches Entgegenkommen gewünscht. „Jetzt kommt die grüne Liebenswürdigkeit etwas spät“, sagt Serwani.

Alexander Kotz mag sich nicht auf ein bestimmtes Koalitionsmodell festlegen. Dass die CDU trotz enttäuschendem Ergebnis gute Chancen hat, an der Regierung beteiligt zu sein, empfindet der CDU-Fraktionschef im Gemeinderat als Trost. „Denn dass Grün-Rot abgewählt ist, wäre allein ja nur ein geringer Trost“, sagt Kotz, der im Stuttgarter Rathaus vor einem halben Jahr eine schwarz-grüne Kooperation für die Haushaltsberatungen organisiert hatte.