Die Schüler zeichnen in der Bibliothek Bücher und Büchereibesucher. Foto: Sandra Hintermayr

Schüler der Salzäckerschule sind zum Urban Sketching in die Stadtteilbibliothek im Spitalhof in Stuttgart-Möhringen. Und sie bannen nicht nur Bücherregale auf Papier.

Möhringen - Konzentriert setzt Alexa den Stift aufs Papier, zeichnet mit geschickter Hand die Frau, die ihr gegenüber sitzt. Das Zeichnen, verrät die neunjährige Schülerin, macht ihr Spaß. Die Klasse 4c der Salzäckerschule ist mit ihrer Kunstlehrerin Gwendolyn Kleemann in der Stadtteilbibliothek im Spitalhof zum Urban Sketching. Hinter dem Begriff steckt eine Bewegung, bei der sich Profi- und Hobbykünstler treffen, um ihre Umgebung aufs Papier zu bringen. Dabei geht es weniger um Talent und Perfektion als um das gemeinsame Erleben, um das Darstellen des täglichen Lebens. Mit ihrem Beitrag zum Urban Sketching beteiligt sich die Salzäckerschule an der vom Generationenhaus Möhringen initiierten Aktion „Kunst. Gemeinsam. Machen“, das in diesem Jahr unter dem Thema „Stadt gestalten“ steht. Die Kunstaktion möchte Begegnungen zwischen Menschen im Stadtteil schaffen, die sich gemeinsam künstlerisch betätigen.

In der Bücherei im Spitalhof klappt das gut. Die Schüler zeichnen nicht nur selbst die Bücherregale, ihre Mitschüler und die Büchereimitarbeiter, sondern überzeugen auch so manchen Bibliotheksbesucher, sich ebenfalls Papier und Stift zu nehmen und sich dazuzugesellen. Es ist bereits der dritte Außentermin für die Salzäckerschüler. Zuvor waren sie im Seniorenzentrum Salzäcker und im Kindergarten Widmaierstraße. „In der Bücherei gefällt es mir aber am besten, weil da mehr Menschen sind und so viele Bücher“, sagt Alexa, während sie den Buchrücken auf ihrem Bild etwas rote Farbe verpasst.

Die Umgebung ganz genau anschauen

Für die 19 Schüler sind die Kunststunden außerhalb des Klassenzimmers besonders spannend, erzählt die Kunstlehrerin. „Manche kämpfen zu Beginn etwas, aber sie bleiben dran. Und sie sind stolz, wenn sie sehen, wie sie sich verbessern“, sagt Kleemann und gibt den Jungen und Mädchen Tipps, wie sie durch Schraffuren und den Wechsel von dunklen und hellen Flächen mehr Tiefe schaffen können. Die Lehrerin hat sich ganz bewusst für die Kunstform des Zeichnens entschieden. „Das kommt oft zu kurz. Im Vergleich zur Malerei ist es nichts, dass man sich großflächig an die Wand hängen kann“, so Kleemann. Dabei mache gerade das Unmittelbare, das Skizzenhafte den Reiz des Zeichnens aus. „Man schaut sich seine Umgebung ganz genau an und zeichnet einfach drauf los, man fängt den Moment ein, wie er ist.“ Für die Viertklässler geht es nicht darum, so real wie möglich zu zeichnen. „Es soll ihnen Spaß machen, sich kreativ auszudrücken“, sagt Kleemann.

Die Ergebnisse der Urban-Sketching-Stunden werden in der Stadtteilbücherei ausgestellt. Wer zum Möhringer Herbst im Spitalhof ist, kann also gleich einen Blick auf die Kunstwerke der Salzäckerschüler und anderer Künstler, die sich an der Aktion beteiligt haben, werfen.