Seit Mittwochnacht sind Autofahrer in Baden-Württembergs Landeshauptstadt erneut aufgerufen, freiwillig auf Busse oder Bahnen umzusteigen. Foto: dpa

Stell Dir vor, es ist Feinstaubalarm, aber keinen schert’s. Die Stuttgarter sollen wieder ihre Autos stehen lassen. Freiwillig. Wenn das nichts bringt, rücken Fahrverbote immer näher.

Stuttgart - Der mittlerweile dritte Feinstaubalarm in Stuttgart dauert mindestens bis in die Nacht von Freitag auf Samstag. Eine Verlängerung über das Wochenende hinaus sei aufgrund der Wetterlage denkbar, aber noch nicht sicher, hieß es am Mittwoch beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Die mit gesundheitsschädlichem Feinstaub verschmutze Luft wird weder vom Regen ausgewaschen noch vom Wind aus dem Stuttgarter Talkessel getragen.

Seit Mittwochnacht sind Autofahrer in Baden-Württembergs Landeshauptstadt erneut aufgerufen, freiwillig auf Busse oder Bahnen umzusteigen. Auch Komfortkamine, die nicht einzige Wärmequelle sind, sollten nicht genutzt werden. Nach dem bundesweit ersten Feinstaubalarm Mitte Januar und einem weiteren Ende Februar ist es der dritte Aufruf in diesem Jahr.

Es sei damit zu rechnen, dass die EU-Grenzwerte zumindest bis einschließlich Freitag überschritten werden, hieß es. Die aktuellen Messwerte steigen seit dem vergangenen Wochenende von Tag zu Tag an. Am Montag war der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft an der innenstadtnahen Station Neckartor noch knapp unterschritten worden, am Dienstag mit 61 Mikrogramm deutlich überschritten.

Belastbare Zahlen gibt es erst nach mehreren Alarmen

Laut EU darf der Grenzwert an 35 Tagen im Jahr überschritten werden, bis Mitte Februar waren es schon 11. Neuere Werte liegen noch nicht vor. Die Werte der vergangenen Tage seien nur vorläufige.

Beim ersten Feinstaubalarm im Januar hatte es nach offiziellen Zählungen knapp fünf Prozent weniger Autoverkehr gegeben - deutlich zu wenig, um den Feinstaub nachhaltig zu reduzieren. Belastbare Zahlen könne man erst nach mehreren Alarmen zusammenstellen, teile Verkehrsleitzentrale Stuttgart mit.

Man dürfe die Belastung der Luft nicht auf die leichte Schulter nehmen, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). „Deshalb müssen wir die EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid einhalten, besser noch: deutlich unterschreiten - am besten freiwillig, notfalls unter Zwang.“ Wenn die EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof klage, drohten Zwangsgelder in sechsstelliger Höhe für jeden Überschreitungstag. Gelinge mit Freiwilligkeit keine deutliche Reduzierung, werde es ab 2018 Fahrverbote geben müssen.