Die Debatte um ein Diesel-Fahrverbot geht weiter. Foto: dpa

Die für 2018 geplanten Maßnahmen gegen Stickstoffdioxid sind aus Sicht des früheren Stuttgarter Stadtklimatologen Jürgen Baumüller „völlig untauglich“.

Stuttgart - Die in der Fortschreibung des Stuttgarter Luftreinhalteplans für 2018 geplanten Maßnahmen gegen gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid sind aus Sicht des früheren Stuttgarter Stadtklimatologen Jürgen Baumüller „völlig untauglich, um den Jahresgrenzwert zu erreichen“. Baumüller, der von 1978 bis 2008 die Abteilung Stadtklimatologie im Umweltamt leitete, erwartet vom Verwaltungsgericht Stuttgart eine Entscheidung über ein ganzjähriges Diesel-Fahrverbot, weil diese Fahrzeuge eine Hauptursache der Belastung seien. Nur mit diesem Fahrverbot sei eine Annäherung an den gesetzlich zulässigen Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft möglich. Das Gericht befasst sich am 19. Juli mit dem Thema.

Für Stickstoffdioxid hat die EU vor sieben Jahren zwei Grenzwerte gesetzt: Im Jahr darf ein Stunden-Spitzenwert von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in maximal 18 Stunden überschritten werden, außerdem gilt der Jahresgrenzwert.

Die zehn wichtigsten Fakten zum Problem mit Feinstaub und Stickoxiden in Stuttgart sehen Sie im Video:

Verkehr massiv reduzieren

Selbst wenn die Stickoxid-Belastung an allen Tagen mit Feinstaubalarm und einem Diesel-Fahrverbot im Winter auf null sinken würde, hätte sich für 2016 dennoch ein Jahresgrenzwert von 67 (statt tatsächlicher 82) Mikrogramm ergeben, hat der Meteorologe und promovierte Naturwissenschaftler ausgerechnet. Während die Zahl der Stunden mit dem Spitzenwert von 200 Mikogramm zurückgehe (2010: 182 Stunden; 2016: 35 Stunden), bliebe die Durchschnittsbelastung über das Jahr hoch. 2010 lag der Jahresdurchschnitt an der Messstelle am Neckartor bei 94 Mikrogramm, 2013 bei 89 Mikrogramm und 2016 bei 82 Mikrogramm.

Weil bisher nur wenige Dieselfahrzeuge auf dem Markt seien, die die Grenzwerte der Euronormen überhaupt einhielten, komme als rasch wirksame Maßnahme nur eine „massive Reduktion des motorisierten Verkehrs, also Diesel, und zwar ganzjährig in Betracht“, so Baumüller.