Die Villen in Degerloch sind sichtbare Zeichen für den Wohlstand in Degerloch Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Leben mehr Menschen in Wangen oder in Weilimdorf? Und wo wechseln mehr Kinder auf eine höhere Schule? Das Statistische Amt hat Ende 2015 einen neuen Datenkompass vorgelegt, der den detaillierten Vergleich der 23 Stadtbezirke erlaubt.

Stuttgart - Auf 316 Seiten hat die Stadt Daten veröffentlicht, deren Fülle fast unüberschaubar ist. Einwohnerdaten, Altersstruktur, Wohndauer und Wanderungen, die Häufigkeit, mit der Kinder eines Stadtbezirks aufs Gymnasium wechseln, die Zahl der Ein- oder Mehrfamilienhäuser, die Zahl der Beschäftigten und der Arbeitslosen, Verkehrs- oder Siedlungsdichte – die Aufzählung ließe sich fortführen.

Nützlich ist die Sammlung und der Vergleich zwischen den einzelnen Bezirken oder bezogen auf das gesamte Stadtgebiet vor allem dann, wenn sich jemand für einzelne Faktoren interessiert. So wird eine Familie mit Kindern vor allem nach einem Bezirk mit den meisten Grünflächen, der besten Kita-Ausstattung, den meisten Übergängen aufs Gymnasium und anderen alltagspraktischen Details suchen. Allerdings liegt Bad Cannstatt allein wegen seiner Größe in vielen Bereichen vorn.

Freie Flächen und Zuwächse

Plieningen, Obertürkheim und Hedelfingen zum Beispiel haben mit 700 bis rund 500 Quadratmetern Freifläche pro Einwohner am meisten unbebauten Grund zur Verfügung, Schlusslicht bilden in dieser Hinsicht die Bezirke Mitte, Botnang und Ost. Die meisten Einwohner hat – auch im Vergleich mit den Vorjahren – der Bezirk Bad Cannstatt, gefolgt vom Stuttgarter Westen und Vaihingen. Allerdings haben nur Cannstatt und Vaihingen in den vergangenen zehn Jahren jeweils 1000 Bewohner dazugewonnen – der Westen ist an seine Grenzen gekommen, weil dort Baugrund Mangelware ist.

Altersstruktur

Die durchschnittlich jüngsten Bewohner leben in den Bezirken Mitte, West und Süd. Dort sind mehr als 70 Prozent der Bewohner unter 65 Jahre alt. Wo Neubaugebiete entstanden sind, ist der Zuwachs von nicht schulpflichtigen Kindern am größten, so in Weilimdorf, Zuffenhausen, Bad Cannstatt. In Sillenbuch, Botnang und Mühlhausen hingegen ist bereits ein Viertel der Bewohner 65 Jahre und älter.

Haushaltsstruktur

Familien mit kleinen Kindern leben am zahlreichsten in Bad Cannstatt, Vaihingen und im Osten. In Mitte, West und Süd ist die Zahl der Ein-Personen-Haushalte am höchsten und liegt bei bis zu 70 Prozent. Vor zehn Jahren gab es dort noch deutlich weniger Alleinlebende, damals erreichte der Spitzenwert gerade mal 60 Prozent.

Kindertagesstätten

Im Norden Stuttgarts sind Kleinkinder unter drei Jahren am besten versorgt. Dort haben 47 Prozent von ihnen einen Platz in der Kindertagesstätte gefunden. Auch in Mitte und Münster liegen die Werte etwa gleich hoch. Das Schlusslicht bildet Untertürkheim, wo nur 13,7 Prozent der Kleinen in Kitas unterkamen. Da bei Plätzen für ältere Kinder in Stuttgart fast überall Vollversorgung gegeben ist, bleibt nur ein Blick auf das absolute Schlusslicht Botnang interessant: Dort besuchen nur rund 76 Prozent der Kinder eine Kita oder einen Kindergarten.

Schulwahl im Bezirk

Nach der 4. Klasse entscheiden sich vor allem die Familien aus dem Stuttgarter Speckgürtel fürs Gymnasium: In Sillenbuch, am Killesberg im Norden, in Degerloch und Birkach besuchen mehr als die Hälfte der Grundschüler die fünfte Klasse eines Gymnasiums. In Münster ist dieser Wert am geringsten, wenn auch im Zehn-Jahres-Vergleich gewachsen. Allerdings hat in diesem Bezirk inzwischen eine Gemeinschaftsschule den Betrieb aufgenommen, die für einige Eltern erste Wahl war.

Einkommensverhältnisse

Der Datenkompass gibt Auskunft darüber, wie gewählt wurde, und er zeigt auf, wie hoch das Durchschnittseinkommen der Bürger 2011 in den Bezirken war. Zugrunde gelegt wurden alle Bewohner, die zur Steuer veranlagt wurden. Als Nettoeinkommen gilt die Differenz aus den Einkünften und der festgesetzten Steuer. Das Ergebnis überrascht nicht: Im Norden (Killesberg), in Degerloch und in Birkach hatten die Menschen mit rund 30 000 Euro das höchste Einkommen.

Verkehr und Unfälle

Die höchste Verkehrsdichte – das bedeutet die höchste Anzahl von privaten Pkw pro 1000 Einwohner – erreicht Stammheim mit 474 Autos, gefolgt von Sillenbuch (449) und Degerloch (443). Die Zahl der Unfälle im Jahr 2014 lag in Bad Cannstatt, Mitte und Ost am höchsten. In Stuttgart insgesamt hat es 4248 mal gekracht.