Als Sternsinger unterwegs in Plieningen: Nathalie Bauer, Julian Bersi, Amelie Haun und Franziska Bauer (v.l.n.r.). Foto: Julia Bosch

Noch bis zum 6. Januar sind bundesweit Sternsinger unterwegs. Die Redaktion hat in diesem Jahr die Gruppe der katholischen Kirchengemeinde Sankt Antonius in Hohenheim begleitet. Die 35 Kinder besuchen innerhalb von fünf Tagen 650 Haushalte.

Hohenheim - Passend zum Auftakt der Sternsinger fällt am selben Tag auch der erste richtige Schnee in diesem Winter. So sieht es noch etwas idyllischer aus, als die vier Kinder – verkleidet als Melchior, Caspar, Balthasar und als Sternträger – mit ihren zwei jugendlichen Begleiterinnen im Plieninger Halfgarten aus dem Auto steigen und zum ersten Haus laufen, um Christus zu bitten, dieses Haus zu segnen. Und um Gaben zu sammeln für Menschen, denen es nicht so gut geht.

Doch bis die einzelnen Gruppen loslaufen, um von Tür zu Tür zu ziehen, bedarf es erst einmal einer gewissen Vorbereitung: Etwa zweieinhalb Stunden bevor die Kinder an der ersten Klingel läuten, treffen sie sich im Gemeindehaus Padua der Kirchengemeinde Sankt Antonius in Hohenheim. Der Diakon Thomas Leopold erläutert, welches Projekt in diesem Jahr im Mittelpunkt steht, in das das gesammelte Geld fließt – der Klimawandel und dessen Folgen für die Kinder in Kenia.

In Kenia ist das Leben für Kinder deutlich anders als hierzulande

„In bestimmten Regionen können die Kinder nicht einfach so den Hahn aufdrehen, wenn sie Wasser brauchen, wie das bei euch üblich ist“, sagt Leopold. Stattdessen müssten bereits kleine Mädchen viermal täglich zu einem Brunnen laufen, der 30 Minuten Fußweg entfernt liegt, und Wasser holen. Auf dem Kopf transportieren sie es zu dem Lager, wo die Familie lebt. „Die Menschen haben kein festes Haus, sondern ziehen alle paar Wochen weiter.“

Anschließend schaut die Gruppe einen Kurzfilm an, der einen Einblick in das Leben der Menschen in dem ländlichen Gebiet Turkana gibt, das im Norden Kenias liegt: Das Bett der Kinder besteht aus einem Tierfell, das auf dem Erdboden liegt. Nachts beschützen die Eltern ihre Kinder vor Schlangen. Und für die Reinigung der Zähne verwenden die Menschen keine Zahnbürsten aus Plastik oder gar elektrische Modelle, sondern dünne Baumäste.

Bevor die Sternsinger in die Kälte gehen, gibt es noch ein Vesper

„Der Klimawandel verschlimmert die Situation in Kenia zunehmend“, sagt Thomas Leopold. Seit mehreren Jahren habe es in der Region Turkana nicht mehr geregnet, es werde immer heißer, die Seen schrumpften. Der Diakon fragt in die Runde, was man hier vor Ort tun könne, um den Klimawandel aufzuhalten. Ein Junge schlägt vor, auf Elektroautos umzusteigen. Daraufhin meint ein Mädchen, es sei noch besser, überhaupt kein Auto mehr zu fahren. Außerdem würde es helfen, weniger Müll zu machen und auch das Böllern an Silvester sei nicht gerade hilfreich, wenn es darum gehe, die Erde vor weiteren Klimaveränderungen zu bewahren.

Anschließend üben die 35 jungen Sternsinger und 18 Begleitpersonen die Lieder, verteilen die Rollen und probieren Verkleidungen an. Doch bevor es in die Kälte geht, gibt es noch ein Vesper: Brezeln, Pizza und Punsch. Dann bringt Karin Haun eine der Gruppen, die unter anderem aus ihren beiden Töchtern Fanny (17) und Lara (16) besteht, zum Startpunkt. Die älteren Töchter übernehmen die Begleitung der Gruppe. Außerdem steigen aus dem großen Auto ihre jüngste Tochter Amelie (13) in der Rolle des Caspar aus, Franziska Bauer (11) als Balthasar, Julian Bersi (10) als Melchior und die Sternträgerin Nathalie Bauer (9).

650 Haushalte haben sich angemeldet für den Besuch der Sternsinger

23 Haushalte stehen an diesem Tag auf der Liste, deren Bewohner von den Sternsingern besucht werden wollen. Außerdem wird über jede Tür das Kreidezeichen „20*C+M+B+17“ geschrieben. „Viele Leute denken, dass ‚C+M+B’ für die Namen der drei Könige steht“, sagt Amelie Haun. „Doch es ist die Abkürzung für den lateinischen Ausdruck Christus mansionem benedicat, also: Christus segne dieses Haus.“

Bevor sie an der ersten Tür klingeln, überlegt die Gruppe noch kurz, ob sie nicht moderne Sternsinger sein und Lieder von dem Popstar Justin Bieber singen könnten anstatt der typischen Sternsingerlieder. Doch als sich die erste Tür öffnet, sind diese Pläne schnell verworfen und die Gruppe stimmt „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ an. Danach sagt jeder noch einige Zeilen zu den drei Weisen aus dem Morgenland und dem Hilfsprojekt.

Etwa fünf Minuten dauert jeder dieser Hausbesuche. Um alle 650 Haushalte besuchen zu können, die die Sternsinger empfangen wollen, sind die 35 Kinder auch in den kommenden Tagen noch unterwegs. Der Abschlussgottesdienst der Sternsingeraktion findet dann am Freitag, 6. Januar, um 18 Uhr in der Antoniuskirche statt.

Hohenheimer sammelten vergangenes Jahr 10 400  Euro

Sternsinger:
Traditionell sind die Sternsinger vom 2. Januar bis zum 6. Januar unterwegs, um Christus zu bitten, die Häuser und Bewohner zu segnen. Seit einigen Jahren klingeln die Kinder nur noch dort, wo der Besuch ausdrücklich gewünscht ist. In diesem Jahr besuchen die Hohenheimer Sternsinger 650 Haushalte.

Deutschland:
Bei ihren Besuchen sammeln alle Sternsinger in Deutschland Geld für gute Zwecke. Das diesjährige Motto lautet „Gemeinsam für Gottes Schöpfung – in Kenia und weltweit“. Es geht um den Klimawandel und die Folgen für die Menschen vor Ort. Es wird aber nicht einmalig für ein Projekt gesammelt, sondern es werden jedes Jahr etwa 1500 Projekte in 120 Ländern unterstützt. Im Jahr 2016 sammelten alle Sternsinger gemeinsam 42 Millionen Euro. Die Spenden der Menschen erhält ohne Abzüge das Kindermissionswerk Deutschland, welches das Geld gerecht auf die Projekte verteilt.

Hohenheim:
Im vergangenen Jahr sammelten die Sternsinger aus Hohenheim 10 400 Euro. Die Süßigkeiten, die die Kinder bei ihren Besuchen erhalten, werden größtenteils an Obdachlose in Stuttgart gespendet.