Baustelle Pfarrhaus: Wegen der Witterung ziehen sich die Arbeiten hin. Foto: Holowiecki

Für knapp 700 000 Euro wird derzeit das Pfarrhaus in Stuttgart-Heumaden saniert. Die Handwerker haben mehr zu tun, als ursprünglich angenommen. Einfach ist das Ganze nicht: Das Haus wurde 1772 erbaut.

Heumaden - Die evangelische Kirchengemeinde Alt-Heumaden hat seit Mitte September 2016 einen neuen Pfarrer. Nach einer längeren Vakanz hat Jörg Scheiring das Amt von Norbert Dieterich übernommen, Letztere hatte aus Altersgründen aufgehört. Ganz und gar angekommen ist Jörg Scheiring allerdings noch nicht – zumindest örtlich. Denn das Pfarrhaus wird seit Monaten umgebaut. Mitte April 2016 bereits wurde das Gerüst für Voruntersuchungen aufgebaut, vier Monate später wurde mit den Rohbauarbeiten begonnen. Deshalb ist der Pfarrer derzeit in einer Interimswohnung untergebracht.

Bei einem alten Haus taucht Ungeahntes auf

Die Arbeiten ziehen sich hin. „Sanierungen an historischer denkmalgeschützter Bausubstanz bringen immer Überraschungen mit sich“, sagt Edgar Schindler, der Leiter der Abteilung Hochbau beim Amt Stuttgart des Landesbetriebs Vermögen und Bau. Und auch im evangelischen Pfarrhaus von 1772 haben die Experten einiges Ungeahntes erlebt. Wesentlicher Bestandteil der Arbeiten sind die Instandsetzung des maroden Fachwerks an der Südfassade und des Dachtragwerks. Zudem muss das Dach neu eingedeckt werden.

Erst, nachdem der frühere Pfarrer aber ausgezogen war, konnte man die fraglichen Gebäudeteile eingehend beäugen und das tatsächliche Ausmaß des Schadens feststellen. Das Schwierige an der Arbeit in derart alten Immobilien: Nicht selten existieren keine Unterlagen über frühere Instandhaltungsmaßnahmen oder zumindest nur dürftige. In Heumaden hat sich das gerächt. „Am Fachwerk und Dachstuhl gab es trotz Voruntersuchungen mehr Schäden an verdeckten Bereichen als erwartet. Zudem gab es im ausgebauten Dachgeschoss zwischen den Sparren noch bauzeitliche Lehmstaken, eine historische Dämmung, die aus denkmalpflegerischen Gründen erhalten werden sollten“, erklärt Edgar Schindler. „Daher musste die Ausführungsplanung in Abstimmung mit den Fachplanern und der Denkmalpflege angepasst werden.“

Die Kosten liegen bei 690 000 Euro

Sprich: Die Arbeiten sind zeitlich zurückgeworfen worden. So war durch die Verzögerungen das Aufbringen der Außendämmung mit Verputz an der Südfassade witterungsbedingt im vergangenen Jahr nicht mehr möglich. Die Elektroleitungen konnten ebenfalls vorab nicht überprüft werden, die Erneuerung kam als gesonderter Posten hinzu, sagt Schindler. Und daraus entstehen wiederum Folgearbeiten für Gipser und Maler. „Dieser Umstand ist natürlich für Eigentümer und Nutzer bedauerlich, aber leider nicht zu ändern“, fügt Schindler an.

Dennoch ist schon vieles gemacht worden. Die Rohbauarbeiten samt der Ertüchtigung der Fachwerk- und Dachstuhlkonstruktion sind abgeschlossen, erläutert der Hochbau-Experte. Die Fachwerkwand ist wieder ausgemauert, die Fenster sind eingebaut, und die Wandverkleidung innen ist wieder intakt. Der Dachstuhl ist gedämmt und für die Eindeckung vorbereitet. Auch der Heizkessel und die Elektroinstallation im Erd- und Dachgeschoss wurden erneuert. „Die nächsten Schritte sind die Dacheindeckung, Dämmung der obersten Geschossdecke, Tischlerarbeiten und Außendämmung mit Verputz der Südfassade. Parallel erfolgen Sanitär-, Putz-, Bodenleger-, Fliesen-, Parkett- und Malerarbeiten im Innenraum“, sagt Edgar Schindler. Die Gesamtkosten für den Umbau liegen alles in allem bei rund 690 000 Euro.

Der Winter verzögert die Arbeiten

Wetterbedingt ruhen aktuell einige Arbeiten. An den Verputz oder den Anstrich der Fassade etwa ist momentan nicht zu denken. „Daher werden die Arbeiten noch voraussichtlich bis Juni dauern“, resümiert Edgar Schindler.

Da es sich dabei im Wesentlichen um Außenarbeiten handle, müsse mit dem Pfarrer Jörg Scheiring noch geklärt werden, ob ein früherer Bezug möglich und von ihm gewünscht ist. Der allerdings gibt sich auf Nachfrage gelassen: „Ich bin entspannt. Ich habe eine Bleibe. Und es dauert halt so lang, wie es dauert.“