Kurt Weidemann Foto: Hörner

König der Gestalter: Der Grafiker Kurt Weidemann ist im Alter von 88 Jahren gestorben.

Stuttgart - Große Apparate haben ihn nie interessiert. „Ich bin ein Ein-Mann-Büro“, hat Kurt Weidemann gesagt. „Gestalter“ – dieses Wort musste reichen, um seine mit dem weltweit renommierten Lucky-Strike-Design-Award geehrte Arbeit zu beschreiben. Ein zweites Wort stand für ihn selbst: Menschenfreund.

Lachend, mit offenen Armen. So hat man Kurt Weidemann in Erinnerung. Der Hut, das weiße Hemd, die Weste, Taschenuhr und Brille, eine helle Hose, die roten Ferrari-Schuhe. Ein war ein König seiner Zunft, die heute unter der Überschrift Grafikdesign gerne alles hineinpackt, was man im einzelnen nicht wirklich beherrscht. Es war ein Leben, in dem der König auch Narr sein wollte und sein konnte. Kurt Weidemann, Gestalter, Stuttgart. Natürlich war Weidemann in seinem Fach das, was man einen Star nennt – wie aber könnte er als solcher seine Lieblingsrolle als Kommunikator spielen? Da kam er, nach dessen Pfeife noch heute Schriften tanzen (wie die Weidemann-Familie für Daimler-Benz) und Zeichen (wie das von ihm neu definierte Deutsche-Bahn-Logo, das verfeinerte Porsche-Signet oder der präzisierte Daimler-Stern), doch lieber aus der Tiefe des von Freunden bevölkerten Raumes. Dass Kurt Weidemann manchem als Kult galt, dafür konnte der Mann wenig. Oder doch? Mitunter reicht es heute schon, ehrlich zu sein, um die Menschen zu entzücken. So bekannte Weidemann einmal per Anrufbeantworter: „Da ich nicht nur im Leben stehe, sondern mich auch in ihm bewege, ist Abwesenheit unabwendbar.“

Solche Abwesenheit führte den Lehrer Kurt Weidemann an die Hochschulen in Stuttgart, Koblenz und Karlsruhe – wiederholte Ausflüge in die USA inklusive. Als Professor wie als Berater war Weidemann für Klarheit. Die Losung war eindeutig: Wer ihn um Rat fragt, bekommt Antwort; wer sich einen Vorteil von ihm erhofft, rutscht meist böse aus.

Kurt Weidemanns Lebenswerk als Gestalter fasst ein 1994 erschienener 367-Seiten-Band zusammen: „Wo der Buchstabe das Wort führt“, ist der „Versuch einer rückwärts gerichteten Vorausschau“ betitelt. Weidemanns Rolle als Kommunikator lässt sich nicht so leicht fassen. Noch den Schein ihm fraglos gestatteter Eitelkeit erstickte er im gleichen Moment mit selbstironischen Spitzen. Und ob es immer Weidemanns Kreise waren, die sich formierten, oder ob sich die Menschen fanden und überrascht feststellten, dass auch Weidemann da war – wer mag das zu beurteilen?