Zwei perfekte Ritte in der Schleyerhalle: William Whitaker und Fandango. Foto: dpa

Die deutschen Dressurreiterinnen hatten im Gegensatz zu ihren Kollegen am Sonntag Grund zum Strahlen, allen voran Isabell Werth. Mit Bella Rose gewann sie souverän den Grand Prix Special. Sie bekam für ihren Ritt 81,941 Prozent.

Stuttgart - Es hätte eine so schöne Geschichte werden können. Eine, die man sich noch in Jahren erzählt hätte. Ludger Beerbaum – Doppelsieger beim Stuttgarter Reitturnier. Beim German Master am Freitag hatte er sich durchgesetzt, beim Großen Preis am Sonntag gab er jedoch nach acht Strafpunkten auf. „Ich wäre gerne in der Entscheidung dabei gewesen“, jammerte Beerbaum. Und nicht nur er war enttäuscht. Keiner der neun deutschen Reiter überzeugte. Nur Marcus Ehning auf Cornado – am Ende auf Platz vier bester Deutscher – und Marco Kutscher auf Liberty Son (10.) kamen ins Stechen. „Heute war ich leider nicht schnell genug, aber mit meinem Pferd bin ich sehr zufrieden“, sagte Ehning.

Den Sieg schnappte sich der Engländer William Whitaker. Er blieb zweimal fehlerfrei. Im Stechen brauchte er für den Parcours nur 47,27 Sekunden. „Ich bin sehr stolz, diesen Weltcup gewonnen zu haben. Es war heute einfach mein Tag“, sagte er.

Nicht ganz so gut kam bei einigen Reitern allerdings der Kurs an. „Die Dreifache war nicht ganz fair. Wenn man etwas Gefühl hat, baut man so nicht auf“, kritisierte Ludger Beerbaum den Parcours-Designer Luc Musette nach dem ersten Umlauf. Der Drittplatzierte und durch diesen Erfolg nun Weltcup-Führender Steve Guerdat schimpfte nach dem Stechen: „Wegen des Fernsehens wurde heute ein längerer Kurs gewählt. Je mehr Hindernisse im Parcours stehen, desto mehr Werbung darf gezeigt werden“, erklärte der Schweizer. „Ich finde das nicht gut. Wir konnten deshalb mit weniger Risiko reiten, und für die Pferde ist es auch nicht toll“, fügte er hinzu. Nur der Sieger war zufrieden. „Es war ein toller Kurs“, meinte Whitaker.

Die deutschen Dressurreiterinnen hatten im Gegensatz zu ihren Kollegen am Sonntag Grund zum Strahlen, allen voran Isabell Werth. Mit Bella Rose gewann sie souverän den Grand Prix Special. Sie bekam für ihren Ritt 81,941 Prozent. Für ihre Stute war es das bisher beste Grand-Prix-Ergebnis. „Wenn man einer Reiterin eine Freude machen will, dann lässt man sie Bella Rose reiten“, sagte die Rheinbergerin. Werth hatte schon im Dressurviereck Gänsehaut. „Das war heute fast die perfekte Vorstellung.“ Wäre sie nicht ganz so begeistert gewesen, wäre es wahrscheinlich tatsächlich perfekt gewesen. „Am Ende war ein kleiner Fehler drin. Ich war nicht konzentriert genug“, sagte Werth.

Auf Platz zwei landete Kristina Sprehe auf Desperados (76,608) – mit viel Pech. Ihr Hannoveraner-Hengst hatte sich erschreckt. Er war nicht das einzige Pferd, das am Sonntag die Konzentration verloren hatte. „Silvano hat sich von der Werbung am Viereck durcheinanderbringen lassen“, meinte die Siebtplatzierte Dorothee Schneider. Auch ihr Wallach hatte sich irritieren lassen.

Ein Lob gab es für Jenny Lang aus Karlsruhe. Sie ritt mit Loverboy auf Platz drei. „Sie hat die Höhepunkte ihres Pferdes bestens herausgearbeitet. Das war eine tolle reiterliche Leistung“, lobte Chef-Richter Dietrich Plewa. Als er dann den Ritt von Isabell Werth kommentierte, kam er aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: „Das war aus einem Guss. So viele Höhepunkte sieht man selten.“ Turnierdirektor Gotthilf Riexinger stimmte in die Lobeshymne mit ein: „Ich hatte bei diesem Ritt von Isabell Tränen in den Augen“, sagte er. Er traut Bella Rose nun alles zu – Weltmeister-Titel und Olympiasiege. „Diese Stute hat Potenzial“, sagte Riexinger.