Ab August wird die Schwimmhalle an der Wiener Straße umfangreich saniert. Rund zwei Jahre wird sie geschlossen bleiben. Foto: Georg Friedel

Die Sportvereinigung Feuerbach ist von den Bäderbetrieben enttäuscht und hat sich selbst um Schwimmzeiten bemüht. Anders sieht es da bei den Schulen aus: Der Schwimmunterricht muss ausfallen.

Stuttgart-Feuerbach - Das Hallenbad wird in wenigen Wochen schließen. „Anfang/Mitte August wird die Sanierung beginnen“, sagt Hans Knierriem vom Hochbauamt. Dann wird für rund zwei Jahre kein Schwimmen in dem Gebäude an der Wiener Straße möglich sein.

Schon vor Monaten hat der Präsident der Sportvereinigung Feuerbach, Rolf Schneider, die Stadt gebeten, nach Alternativen für die Schwimmabteilung und die vereinseigene Schwimmschule zu suchen, die sonst 24 Monate auf dem Trockenen sitzen würden. „Aber von den Bäderbetrieben kam, wie erwartet, leider nicht viel“, ärgert sich Schneider. Schließlich ist er selbst aktiv geworden und kann nun auch Erfolge vermelden. „Wir haben eine Kooperation mit dem Freizeitbad in Münchingen abgeschlossen. In einem ersten Schritt können wir die Becken wöchentlich an drei Tagen insgesamt neun Stunden nutzen“, sagt Schneider. Zwölf Stunden müssten es eigentlich sein, um den derzeitigen Bedarf abzudecken. „In 15 bis 20 Minuten ist man aus dem Zentrum Feuerbachs im Münchinger Bad. Das ist eine gute Lösung.“ Allerdings könnte es sein, dass die Kurse für die rund 350 Kinder, die jedes Jahr die Schwimmschule der Sportvereinigung durchlaufen, teurer werden. „Wir rechnen das gerade noch durch“, sagt Schneider. Als „unbefriedigend“ bezeichnet der Präsident der Sportvereinigung aber die Alternativen, die er für die Schwimmabteilung zur Verfügung hat. Einiges könne bei den Kollegen in Zuffenhausen abgefedert werden. Zudem habe man noch Wasserzeiten in Plieningen erhalten und könne vielleicht noch ab und zu in der Traglufthalle im Inselbad in Untertürkheim schwimmen.

Gänzlich ohne Schwimmunterricht werden wohl die Schulen auskommen müssen. „Wir können das wahrscheinlich nicht realisieren“, sagt Otto Fischer, Rektor des Leibniz-Gymnasiums. Zumindest für die Klassen 5, 6 und 7 ist keine Alternative in Sicht. „Den Teil des Bildungsplans werden wir nicht erfüllen können. Das ist umso schlimmer, da wir immer mehr Kinder haben, die schlecht oder gar nicht schwimmen können“, betont Fischer. Für die Schüler, die das Neigungsfach Sport belegt haben, sei man noch auf der Suche nach Schwimmzeiten. Der Sportunterricht falle aber nicht aus. Man werde verstärkt auf die Festhalle zugreifen, die allerdings keine richtige Sporthalle sei. Ähnlich schlecht sieht es auch am Neuen Gymnasium aus. „Der Schwimmunterricht für die Klasse 6 entfällt. Für das vierstündige Kernfach Sport suchen wir noch“, sagt Rektorin Susanne Heß.

Sportvg-Präsident fordert mehr Transparenz

Lars Mühlig von den Stuttgarter Bäderbetrieben weiß um den Engpass: „Wenn ein Bad schließt, können wir die fehlenden Kapazitäten nicht adäquat ersetzen.“ Aber man tue sein Bestes. Das Schulverwaltungsamt kümmere sich um den Schwimmunterricht. Aber es fehle einfach zu den notwendigen Uhrzeiten an verfügbaren Wasserflächen. Für die Vereine sei die Arbeitsgemeinschaft Schwimmsporttreibender Vereine Stuttgart (AGS) der Ansprechpartner. „Wir melden dem Verein, wo etwas frei ist. In die Vergabe und Verteilung mischen wir uns aber nicht ein. Das macht der Dachverband“, sagt Mühlig.

Für Rolf Schneider ist die Bäder-Situation alles andere als optimal. Er hat sich nun an den Sportkreis Stuttgart gewandt. „Dort wird derzeit noch der Ist-Zustand erhoben und recherchiert. Dann soll es eine Anfrage an den Gemeinderat geben“, sagt der Präsident der Sportvereinigung. „Es geht einfach auch um Transparenz, die nicht vorhanden ist.“

Das Feuerbacher Hallenbad steht seit dem Jahr 2000 auf der Liste der Kulturdenkmäler. Die Schwimmhalle wurde von 1959 bis 1964 nach den Plänen des Architekten Manfred Lehmbruck errichtet. 2009 untersuchte ein Ingenieurbüro die Halle und stellte fest, dass unter anderem das geschwungene Stahlbetongebäude dringend saniert werden muss. Teil der umfangreichen Arbeiten sind auch die bemalten Glasfenster. Sie hat der 1981 verstorbene Künstler HAP Grieshaber gestaltet.

Auch die Hallendecke muss an den Rändern erneuert werden. Dort hat es eine chemische Reaktion gegeben. Der Stahl rostet, Betonstückchen sind abgeplatzt. Die Gesamtkosten für die Sanierung belaufen sich auf rund elf Millionen Euro.