Der Angeklagte steht wegen Drogendelikten vor Gericht. Foto: dpa

Ein in Fellbach lebender Angeklagter steht wegen Drogendelikten und Urkundenfälschung vor dem Landgericht Stuttgart. Er soll in mindestens 13 Fällen Kokain in nicht geringer Menge weiter verkauft haben.

Stuttgart - Der Mann, der sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Stuttgart wegen mindestens 13 aktenkundig gewordenen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt und zur Urkundenfälschung verantworten muss, hat zwei Leben. Unter dem Namen (alle geändert) Elyas U. steht er vor Gericht, dieser Name wird wohl auch sein richtiger sein, seine Papiere weisen ihn als 41-Jährigen aus. Im Jahr 2000 zum ersten Mal nach Deutschland eingereist ist er allerdings unter dem Namen George P. und zehn Jahre jünger. Man habe ihm das so geraten, sagte er vor Gericht, denn George P. sei ein gängiger Name in Sierra Leone und diese Staatsbürger hätten eine bessere Aussicht auf Asyl. Die zehn Jahre weniger hatten ihn damals als Jugendlichen einreisen lassen, was sich auf ein Aufenthaltsrecht ebenfalls günstig auswirkt. Auch viele andere biografische Daten sind variabel aktenkundig geworden, mühsam versuchte das Schöffengericht, sich den wohl wahrscheinlichsten Lebenslauf zusammen zu picken. Detailliert kann sich der Angeklagte nämlich an vieles nicht mehr erinnern, sein „Kopf sei kaputt“ ließ er über die Dolmetscherin ausrichten.

In 13 Fällen soll der Angeklagte Kokain verkauft haben

Deutlich einfacher war die Rekonstruktion der Straftaten, die dem zuletzt in Fellbach lebenden Mann vorgeworfen werden. Zwischen Herbst 2012 und März 2015 soll er in mindestens 13 Fällen Kokain in nicht geringer Menge weiter verkauft haben. Insgesamt 580 Gramm hat er von einem „Viktor aus Nigeria“, der inzwischen abgeschoben worden sein soll, erworben. In 10-Gramm-Dosen verkaufte Elyas U. das Rauschgift in der Stuttgarter Schwabstraße, in einer Discothek in der Königstraße und am Feuersee. Kunde war überwiegend ein „männliches türkisches Fotomodell“, gegen den Mann wird auch ermittelt.

Elyas U. konsumiert selbst Drogen

400 Euro pro 10 Gramm zahlte der Kunde, für 300 Euro hatte Elyas U. den Stoff eingekauft. Einen Teil des Kokains konsumierte der Angeklagte auch selbst, so drei Mal in der Woche genehmigte er sich nach eigenen Angaben jeweils fünf Gramm. Ansonsten habe er täglich Marihuana geraucht, meist zwischen einem und zehn Joints. Alle Punkte gab der Angeklagte, der seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzt, zu. Auch eine weitere Straftat, die er sich zuschulden kommen ließ, wiegt schwer. Einem anderen Schwarzafrikaner, der eigentlich ausreisepflichtig war, überließ Elyas U. seinen nigerianischen Reisepass, damit dieser unter dem falschen Namen ein Arbeitsverhältnis beginnen konnte. Für diesen Dienst wurde der Angeklagte am Lohn seines Kompagnons beteiligt und kassierte seit insgesamt 2950 Euro. Auch dieses Vergehen gab der Mann, der trotz Grundschule in Nigeria weder schreiben noch lesen kann, zu.

Elyas U.s Asylantrag wurde abgelehnt, er darf aber trotzdem in Deutschland bleiben. Er hat hier mit zwei deutschen Frauen jeweils ein Kind, mit der ersten Frau war er auch verheiratet. Seit einigen Jahren hat er eine neue Freundin, die ihn oft im Gefängnis besucht. Diese Frau zahlte Elyas U.s Miete und hat ihm 10 000 Euro geliehen. Mit dem Geld versuchte er sich in Exportgeschäften nach Nigeria, ging aber pleite. Weitere Gerichtstermine sind angesetzt.