Rund ums Milaneo wurde in der Vergangenheit schon verstärkt kontrolliert Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Parkplätze sind in Stuttgart Mangelware. Die Stadt setzt daher auf ein Konzept, das aus München stammt und zum 1. Juni ausgeweitet wird. Dann werden sämtliche in den betroffenen Stadtgebieten gebührenpflichtig.

Stuttgart - Die Idee dazu kommt aus dem Süden der Republik, bewährt hat sich das Konzept im Westen der Stadt und nun wird es auf weite Teile der Innenstadt ausgedehnt: Von kommendem Mittwoch, 1. Juni, wird das Parkraummanagement um acht Gebiete erweitert. „Es wächst wie eine Traube von innen nach außen“, sagt Birgit Wöhrle, die Teamleiterin für das Parkraummanagement im Amt für öffentliche Ordnung. Aus München stamme die Idee für das Parkraummanagement, sagt Wöhrle. In Stuttgart habe man sie zunächst im Westen ausprobiert: „Denn dort war der Leidensdruck am stärksten.“

Das im März 2011 gestartete Pilotprojekt sei aus Sicht der Stadtverwaltung erfolgreich verlaufen, sagt Wöhrle. Im Dezember 2014 beschloss daher der Gemeinderat, das Konzept auch in den anderen Innenstadtbezirken einzuführen. Gut zehn Millionen Euro bewilligten die Stadträte für die benötigten Schilder und Parkscheinautomaten. Umgesetzt wird die Erweiterung des Parkraummanagements in drei Stufen: Bereits im vergangenen Oktober ist das Konzept auf ein Gebiet in S-Nord sowie auf Teile des Stuttgarter Südens ausgeweitet worden. Vom 1. Juni an gilt die Regelung nun in weiteren Bereichen in S-Süd und im Norden sowie in einigen Gebieten in S-Mitte und im Stuttgarter Osten. Die dritte Stufe, die im November 2017 in Kraft treten soll, umfasst Teile von Bad Cannstatt und S-Ost.

In den Bereichen, wo das Parkraummanagement bereits eingeführt wurde, habe man ordentliche Erfolge vorzuweisen, sagt Birgit Wöhrle. Vor allem Pendler, die dort früher ihr Auto zentrumsnah abgestellt hätten, habe man so aus den Wohngebieten fernhalten können. „Im Durchschnitt haben wir dort tagsüber 15 Prozent weniger Parkraumauslastung. Das heißt auch 15 Prozent weniger Lärm, Abgase und Parksuchverkehr.“ Nachts jedoch sei der Rückgang mit sechs Prozent leider deutlich geringer, so Wöhrle. Auch seien die Zahlen in den einzelnen Bereichen ganz unterschiedlich: „Je dichter bewohnt ein Gebiet ist, um so schwieriger wird’s.“ Das Parkraummanagement ziele daher auch darauf ab, dass die Menschen, die in den Gebieten leben, sensibler und bewusster mit dem Parkraum umgehen, sagt Wöhrle: „Man versucht schon auch, Verhaltensänderungen bei den Bewohnern zu erreichen.“

Künftig alle Parkplätze gebührenpflichtig

30 461 Menschen leben in den Gebieten, in denen das Parkraummanagement am 1. Juni in Kraft tritt. „Vollbewirtschaftung in Kombination mit Bewohnerparkregelung“ sei der korrekte Fachausdruck für die neue Regelung, sagt Wöhrle. In den betroffenen Gebieten seien künftig alle Parkplätze gebührenpflichtig, die Bewohner können für 30,70 Euro jährlich einen Parkausweis bekommen, mit dem sie keine Parkgebühren bezahlen müssen, erklärt Wöhrle. Da der Gesetzgeber diese Privilegierung aber ungern sehe, sei die maximale Größe der Gebiete, in denen die Anwohner kostenlos parken können, genau festgelegt: Höchstens 1000 Meter lang und 1000 Meter breit dürften die Parkzonen sein.

Wer keinen Bewohnerparkausweis hat, muss dort künftig werktags in der Zeit von 8 bis 22 Uhr eine Parkgebühr von 10 Cent pro acht Minuten Parkzeit bezahlen. Ein Tagesticket kostet 7,20 Euro und gilt insgesamt 14 Stunden, die Parkzeit ist auf den nächsten Tag übertragbar. Etwa fünf bis zehn Prozent der Parkplätze werden als Kurzzeitparkbereiche ausgewiesen. Dort gilt eine Höchstparkdauer von zwei Stunden, über die sogenannte Brötchentaste ist ein kostenloses Parkticket für maximal 30 Minuten erhältlich. In diesen, mit einem orangenen P gekennzeichneten Bereichen, müssen auch die Bewohner von montags bis freitags zwischen 8 und 19 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr fürs Parken bezahlen.

Um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, bekommt das Amt für öffentliche Ordnung mehr Mitarbeiter für die Verkehrsüberwachung. Für die erste Stufe seien bereits 21 neue Stellen geschaffen worden, sagt der zuständige Sachgebietsleiter Thomas Grab. Zum 1. Juni kämen 13 weitere hinzu, zudem werden vier Mitarbeiter, die bisher im Westen kontrolliert haben, in den neuen Gebieten eingesetzt. Nach der Einführung des Parkraummanagements gebe es aber einen Kulanzzeitraum von etwa zwei Wochen, sagt Grab: „Da arbeiten wir viel mit Hinweisen und sprechen die Leute auf die neue Regelung an.“ Mit dieser Kulanz können aber keineswegs alle Falschparker rechnen: Wer etwa im absoluten Halteverbot oder auf einem Zebrastreifen parke, müsse selbstverständlich auch Anfang Juni mit einem Strafzettel rechnen, sagt Grab.