Ursprünglich waren Sitzwürfel im Gespräch, nun hat sich der Bezirksbeirat auf Fahrradbügel für die Epplestraße geeinigt – wie hier auf der Tübinger Straße. Foto: Tilman Baur

Weil es illegal und auch gefährlich ist: Der Bezirksbeirat von Stuttgart-Degerloch will den Lieferverkehr auf dem Bürgersteig an der Epplestraße unterbinden. Die Laster blockieren den Weg und haben vermehrt auch schon größere Schäden verursacht.

Degerloch - Vor vier Wochen hatte der Bezirksbeirat das Thema vertagt, nun hat er eine Lösung gefunden: Künftig sollen drei oder vier Fahrradbügel verhindern, dass Lieferfahrzeuge illegal auf dem Bürgersteig an der Epplestraße parken. In den Monaten zuvor war es dadurch immer wieder zu Zwischenfällen gekommen. Die Idee hatte die Grünen-Fraktion eingebracht, nach kurzer Diskussion entschied der Rat einstimmig. Damit sinddie zehn Sitzwürfel vom Tisch, mit der das Tiefbauamt das Problem ursprünglich hatte lösen wollen. Von Fahrradbügeln hätten alle etwas, sagte Michael Huppenbauer (Grüne) zum Vorschlag seiner Fraktion. Radfahrer könnten ihre Räder abstellen, und das Dach der dortigen Metzgerei sei geschützt.

Bereits zu Beginn der Sitzung hatte Günther Kirschner, dem das Haus an der Epplestraße 19 gehört, sein Leid geklagt. „Es hat sich die Unsitte eingeführt, dass Lieferanten mit Vollspeed auf den Bürgersteig fahren“, so Kirschner. Das Dach der Metzgerei sei mehrfach zerstört worden, Tausende Euro habe der Schaden gekostet.

Viele Ideen schwirrten bei der Sitzung zu diesem Thema durch den Raum. Manche Beiräte sahen auch gar keinen Handlungsbedarf. So etwa Götz Bräuer (CDU). Er habe sich seit der vorhergehenden Sitzung ein Bild von der Situation gemacht und erkenne keinen Handlungsbedarf. „Man kann ja persönlich mit den Lieferanten sprechen. Es handelt sich ja sowieso meist um die gleichen“, sagte Bräuer.

Ein Vorschlag beschäftigt sich mit Urban Gardening

Einen ganz eigenen Vorschlag brachte Michael Köstler (SÖS/Linke-plus) ein: Ein Grünstreifen könne die Lösung sein. An der Ecke Epple-/Mittlere Straße bestehe bereits ein Grünbereich. Diesen könne man als „grünes Band“ auf der rechten Straßenseite bis hin zum Albplatz entlangführen. „Die Bürger könnten selbst etwas einpflanzen“, schlug Köstler vor.

Urban Gardening auf der Epplestraße also? Dafür konnte sich Roland Petri vom Stadtplanungsamt nicht erwärmen. Blumenbeete zögen Hunde an, die ihr Geschäft darin verrichteten. Zumal man die Beete aus gestalterischer Sicht über die ganze Epplestraße hinweg pflanzen müsste, wofür einige Tausend Euro fällig würden. „Wie sieht da das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus?“, fragte Petri.

Ohnehin zeigte sich Petri irritiert ob der Reaktionen der Beiräte auf den Sitzwürfel-Vorschlag seines Amtes. Denn eigentlich habe er damit gerechnet, dass dieser einschlagen werde. „Ich dachte, wir rennen damit offene Türen ein“, sagte Petri – schließlich seien die Würfel optisch anspruchsvoll und gleichzeitig günstig.

Radbügel sind nicht das große gestalterische Highlight

Thilo Roßberg (FDP) konnte Michael Köstlers Vorschlag mehr abgewinnen. Er plädierte für eine Kombination aus einem Grünstreifen und Fahrradbügeln. „Vielleicht ist ja eine Verkehrsberuhigung durch Blumenrabatten möglich“, sagte Roßberg. Und Uli Demeter (Freie Wähler) brachte noch eine andere Kombination ins Gespräch: Poller und Fahrradbügel sollten es sein. Lieferanten sollten Platz zum Liefern haben, ohne den ganzen Gehweg zuparken zu können, argumentierte Demeter.

Volle Unterstützung erhielten die Grünen von der SPD. „Schmale Radbügel hätten einen doppelten Nutzeffekt“, sagte Ulrich Michael-Weiß. Mit der Radbügel-Idee konnte sich auch Roland Petri zusehends anfreunden. „Radbügel sind nicht das große gestalterische Highlight, könnten aber eine gute Lösung sein“, sagte Petri mit Blick aufs Budget. Drei bis vier Bügel mit jeweils drei Metern Abstand will das Amt nun parallel zur Fahrbahn installieren.

Der Gewerbe- und Handelsverein, der die Initiative bereits im vergangenen Jahr ins Rollen gebracht hatte, goutiert den Vorschlag der Grünen. Der Wunsch des GHV sei es gewesen, den Lieferverkehr auf dem Bürgersteig zu unterbinden, sagt der Vorsitzende Eberhard Klink. Das sei nun geschehen. „Mit dem Vorschlag von Herrn Huppenbauer kann ich sehr gut leben.“