Seit dem Baubeginn im November 2016 nimmt der Neubau zunehmend Form an. Foto: Bosch

In den Neubau am Agnes-Kneher-Platz soll die Verwaltung der Kirchengemeinde, die Kreisdiakonie und die kirchlichen Gruppen einziehen. Außerdem gibt es Platz für Veranstaltungen, Sektempfänge nach einer Hochzeit und Planungen für einen regelmäßigen Mittagstisch.

Degerloch - In Zeiten, in denen die Kirchen auf dem Rückzug sind, ein großes Haus für kirchliche Aktivitäten zu bauen, sei ein „tolles Signal“, sagt die Degerlocher Dekanin Kerstin Vogel-Hinrichs. Kritiker könnten es womöglich auch als mutig bezeichnen. Seit Beginn dieses Jahres entsteht am Agnes-Kneher-Platz neben der evangelischen Michaelskirche ein Neubau, in dem von Frühjahr 2018 an das kirchliche Leben in Degerloch konzentriert werden soll.

Platz für bis zu 160 Menschen im Erdgeschoss

Im Erdgeschoss entstehen ein großer und ein kleiner Saal, die beide für Veranstaltungen, Proben und Empfänge genutzt werden sollen. Der große Saal misst 105 Quadratmeter, der kleine Saal etwa 60 Quadratmeter. „Das Besondere ist, dass zwischen den beiden Sälen eine mobile Trennwand gebaut wird, die bei Bedarf geöffnet werden kann“, sagt Peter Necker, der Vorsitzende des Immobilienausschusses der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. So könne man bei großen Veranstaltungen Stühle für bis zu 160 Menschen aufstellen.

Zusätzlich soll es im Erdgeschoss einen sogenannten Raum der Begegnung geben. Dort sollen sich kirchliche Gruppen wie die Chöre treffen und proben, außerdem wird der Degerlocher Frauenkreis den Raum für seine Veranstaltungen nutzen. „Das ist eine deutliche Verbesserung zu den bisherigen Räumlichkeiten des Frauenkreises, da die Räume im ersten Stock des Helene-Pfleiderer-Hauses sehr eng sind und nicht barrierefrei zugänglich sind“, sagt Eberhard Dieter, der Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderats. Außerdem soll es im Erdgeschoss behindertengerechte Toiletten, Lagerräume sowie eine Küche mit großer Spülmaschine geben. Denn es ist geplant, dass es im Haus der Kirche einen regelmäßigen Mittagstisch geben soll. Wie oft und in welcher Größenordnung dieser angeboten wird, ist jedoch noch nicht klar.

Die Kreisdiakonie zieht ebenfalls ein

In das erste Obergeschoss soll die Verwaltung der Kirchengemeinde einziehen. „Dort wird es eine zentrale Anlaufstelle für alle Bürger geben, die beispielsweise eine Taufe anmelden oder etwas opfern wollen“, sagt Peter Necker. Auch das Waldheimbüro, die Kirchenpflege und die Sekretärinnen des Pfarrbüros ziehen dort hin.

Unter dem Dach, im zweiten Obergeschoss, wird die Kreisdiakonie ihr neues Zuhause finden. Bisher bietet diese an der Löwenstraße 34 unter anderem Schuldner-, Familien- sowie psychologische Beratung an. Sobald das Haus der Kirche bezugsfertig ist, wird der Standort an der Löwenstraße aufgegeben – genau wie das Gemeindehaus an der Erwin-Bälz-Straße 62. Bei einem Raum im zweiten Obergeschoss, der durch die ungewöhnliche Dachkonstruktion eine besondere Decke aufweist, ist die Nutzung noch offen. „Ich kann mir vorstellen, dass der Raum für Meditation, Gymnastik oder Yoga genutzt wird“, sagt Dieter. Generell soll das Haus nicht nur von kirchlichen Gruppen genutzt werden: „Die Kirchengemeinde hat natürlich Priorität, aber bei Bedarf könnten im Haus der Kirche auch städtische Veranstaltungen stattfinden oder mal ein Sektempfang nach einer Hochzeit“, sagt Vogel-Hinrichs.

Auch mal ein Sektempfang nach einer Hochzeit möglich

Auch um das Haus der Kirche herum wird sich einiges verändern: So soll ein Gang mit gläsernem Dach zwischen Michaelskirche und Neubau gebaut werden, so dass man trockenen Fußes von dem einen in das andere Gebäude kommt. Außerdem entsteht eine Terrasse sowie ein Kirchgarten rund um den Neubau mit einem Brunnen oder einem Teich. Nachdem der Neubau steht, soll auch noch die Sakristei in der Michaelskirche renoviert werden. Man könnte all das in Zeiten, in denen die Kirchen auf dem Rückzug sind, als mutig bezeichnen – oder eben als ein „tolles Signal“.