Der Katzenbachsee (Foto) und der Steinbachsee sind beliebte Ausflugsziele. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Netze BW empfindet den Katzenbachsee und den Steinbachsee zwischen Stuttgart-Büsnau und dem Stuttgarter Westen als finanzielle Last und will sie darum veräußern.

Büsnau - Barbara Kern kennt die Seen. „Als Stuttgarter hat man eine Beziehung dazu. Das ist ein wunderschönes Landschaftsschutzgebiet.“ Kern ist Mitglied im Stuttgarter Wasserforum. Die Bürgerinitiative gründete sich Ende 2002. Seitdem setzt sie sich für die Rekommunalisierung ein. Zunächst war es die Wasserversorgung, dann das Strom- und Gasnetz und zuletzt das Fernwärmenetz. Das Wasserforum forderte den Gemeinderat auf, diese zurückzukaufen, in den meisten Fällen mit Erfolg. Auch beim Katzenbach- und dem Steinbachsee zwischen Büsnau und dem Stuttgarter Westen ist Kern überzeugt: „Die gehören den Menschen. Sie wurden einst aus Steuern finanziert. Das ist öffentlicher Raum.“

Eigentümer der beiden Gewässer ist derzeit jedoch der Konzern Energie Baden-Württemberg (EnBW), beziehungsweise dessen Tochterunternehmen, die Netze BW. Diese jedoch will die Seen loswerden. Bei der Übernahme der Neckarwerke Grundstücks GmbH vor mehr als zehn Jahren hatte die EnBW die Gewässer sozusagen obendrauf bekommen. Bis 1998 waren beide über das Wasserwerk Gallenklinge in die Stuttgarter Wasserversorgung eingebunden. Seitdem wird allerdings kein Trinkwasser mehr aus dem Bodensee eingeleitet. Nur der Katzenbach und der Steinbach speisen die beiden Seen. Allerdings dienen die beiden Seen nach wie vor der Notwasserversorgung und sie sind wichtig für den Hochwasserschutz.

Die Netze BW will den Verkauf 2017 zügig angehen

„Allein diese beiden Funktionen lassen es nicht zu, dass die Seen in das Eigentum von Investoren oder Anglervereinen übergehen“, heißt es in einer Presseerklärung des Wasserforums. Die Seen in Baden-Württemberg seien etwas besonderes, da das Land im Vergleich zu anderen Bundesländern nur wenige habe. Für die Netze BW sind die beiden Seen aber eher ein Kostenfaktor. In jeden investiert das Unternehmen pro Jahr einen fünfstelligen Betrag für die Pflege. Hinzu kommen gegebenenfalls Sanierungskosten. Darum will die Netze BW die Seen verkaufen. Es gibt auch schon erste Interessenten. Der Württembergische Anglerverein hat den Katzenbachsee gepachtet und könnte sich vorstellen, beide Gewässer zu übernehmen. Die Anglerfreunde Leonberg sind Pächter des Steinbachsees und würden diesen gegebenenfalls auch kaufen. Als Käufer könnte aber auch ein Bauherr in Frage kommen, der für ein Projekt eine Ausgleichsfläche braucht. „Es soll eine Reihe von Kaufinteressenten auf den Energiekonzern zugekommen sein“, sagt Kern. Die EnBW habe verlauten lassen, dass sie den Verkauf im kommenden Jahr zügig angehen wolle. Das Wasserforum fordert: „Die Stadt Stuttgart sollte den illegitimen Komplettverkauf unserer ehemaligen Stadtwerke TWS mit allen dazugehörigen Grundstücken und Seen – wo immer möglich – rückgängig machen.“ Stuttgart dürfe den Fehler von 2002 nicht wiederholen und eine erneute Privatisierung zulassen. „Wir fordern die Stadt auf, ihr legitimes Vorkaufsrecht in Anspruch zu nehmen“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung.

Wasserforum hat Gemeinderatsmitglieder angeschrieben

„Wir haben auch die Mitglieder des Gemeinderats angeschrieben“, ergänzt Kern. Einige Stadträte hätten bereits geantwortet. Der Tenor: Die Stadt überlege, ob sie die Seen kaufen wolle, aber noch sei nichts entschieden. Das Wasserforum sieht sich auf einem guten Weg. „Wir wollten das Thema unter die Menschen bringen, und darauf aufmerksam machen, dass die Stadt die einmalige Chance hat, ihren Fehler von damals rückgängig zu machen.“

Auch der Vaihinger Bezirksbeirat fordert die Stadt auf, „sich in das Verfahren um eine eventuelle Veräußerung einzuschalten“. So stand es in dem CDU-Antrag, dem das Gremium Mitte November zustimmte. Das Ziel müsse es sein, die Funktionen der Seen zu erhalten und auf eine sichere Basis zu stellen. Ein Erwerb der Seen durch die Stadt Stuttgart sei in Erwägung zu ziehen.