„Uns geht es ums Gemeinschaftliche beim Musizieren. In der Kammermusik muss man spielen und zuhören“, sagen Katrin Ellger und Jürgen Gerlinger Foto: Georg Linsenmann

Der Verein „Amati Kammermusikschule“ startet neu und will auch das Kulturleben im Stadtbezirk bereichern.

Botnang - Die vielen Straßen mit den klingenden Musikernamen haben die Geigerin und den Cellisten durchaus für den Bezirk eingenommen. Dass Katrin Ellger und Jürgen Gerlinger ihre 2008 in Vaihingen gegründete Kammermusikschule nach Botnang verlegen, hat aber vor allem mit dem aparten Altbau zu tun, den sie in der Allenklingenstraße 77 gefunden haben: „Das Haus hat ein stimmiges Ambiente. Hier kann etwas entstehen“, erklärt Ellger. Sie haben das auch schon getestet: Mit einem Hauskonzert mit 40 Zuhörern. So fühlen sie sich gerüstet: Für den allgemein offenen Schnuppernachmittag diesen Samstag zwischen 15 und 18 Uhr, und für alles, was sie in der Zukunft vorhaben.

Dabei wollen sie keine Konkurrenz sein für andere musikalische Anbieter, schon gar nicht für die städtische Musikschule. Schließlich ist die Schule mit ihren fünf Dozenten nicht nur klein und fein, sondern hat auch ein ganz eigenes Profil. Das Besondere ist schon im Namen der Schule geborgen, im Akzent auf der Kammermusik, vor allem für jene für Streicher. Die Liebe zur Kammermusik bedingt dann auch die musikpädagogischen Ambitionen: „Uns geht es ums Gemeinschaftliche beim Musizieren. In der Kammermusik muss man spielen und zuhören, Antennen für die Anderen entwickeln. Kammermusik ist auch eine Schule der Wahrnehmung. Das lieben wir, das wollen wir fördern. “, betont Ellger.

Dafür wollen sie Profis und begabten Nachwuchs zusammenbringen. Wie das gehen könnte? „Bei uns ist man auf jedem Niveau herzlich eingeladen. Wir haben die Erfahrung, um junge Leute ans Zusammenspielen heranzuführen, sie hineinzuheben. Wichtig ist nur eine gewisse Ernsthaftigkeit“, erklärt Katrin Ellger, die auch ausgebildete Bratscherin ist, in vielen Ensembles gespielt und pädagogisch gearbeitet hat. Auch drei Jahre als Leiterin der Musikschule Ostfildern. Sie ergänzt: „Ernsthaftigkeit ist sowieso die Voraussetzung dafür, dass etwas nachhaltig wird. Nur so entsteht eine Freude, die mehr ist als banaler Spaß, nämlich eine tiefe innere Befriedigung. Und nur so lässt sich das Reich der Musik erschließen.“

Programm steht bis in den Januar hinein

Jürgen Gerlinger, der neben seiner Mitgliedschaft im Festspielorchester der Bayreuther Festspiele und im Staatsorchester Stuttgart auch reichlich kammermusikalische Erfahrung mitbringt, stellt ganz nüchtern fest: „Um ein Instrument zu lernen, braucht es Disziplin und eine Bereitschaft, sich zu überwinden. Das hilft auch sonst im Leben. Wichtig ist uns aber, dass man das nicht mit Druck und Stress verbindet, sondern aus echtem Interesse heraus macht.“ Nebenbei bekennt Ellger auch „die Lust, hochbegabte Jugendliche zu bekommen: „Sie sollen wissen, dass sie für ihre Entwicklung nicht zwingend zu Kursen nach Hamburg oder München fahren müssen. Sie können das auch hier haben.“

Dafür hat die Amati Kammermusikschule ein bis in den Januar hineinreichendes Programm entwickelt. Etwa mit Mozarts „Zauberflöte“ für Leute „zwischen 8 und 88“ (17. Oktober), mit einem Bach-Nachmittag (14. November) oder einer „Kammermusik-Kostprobe“ für Kinder zwischen 7 und 12 Jahren (16. Januar) Nebenbei wollen sie auch das Kulturleben vor Ort bereichern. Erstmals vom 2. bis zum 4. Oktober mit einem Kammermusik-Wochenende, also mit Workshops für Jugendliche und Erwachsene im Festsaal des Liederkranzes. Abschlusskonzert ist am Sonntag, 4. Oktober, um 11 Uhr.

„Theodora“ haben sie übrigens ihr Haus getauft, Gottesgeschenk, was Ellger so erklärt: „Wir haben uns etwas erarbeitet, uns wurde etwas geschenkt, uns strömt etwas von oben zu. Dieses Geschenk wollen wir weitergeben.“