Am Waldfriedhof zeigen sich die ersten Osterglocken. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Winter, der bislang keiner war, treibt jetzt seine Blüten: Magnolien und Mandelbäume blühen, Krokusse und Co. schießen aus dem Boden. Doch kommende Woche sagen die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart Frost voraus, der dem bunten Treiben ein Ende setzen könnte.

Stuttgart - „Ja ist denn schon Ostern?“ fragt sich Michael Gutwein, wenn er in sein Büro auf dem Schnarrenberg in Bad Cannstatt geht. Auf dem Weg dorthin sieht der Meteorologe die Mandelbäume Blüten treiben. Und außer den für die Jahreszeit typischen Schneeglöckchen sind ihm auch schon Osterglocken, Krokusse und Hyazinthen aufgefallen.

„Die Blüher sind etwa drei Wochen zu früh dran“, stellt er fest und führt das auf den milden Winter zurück, der im Januar mit durchschnittlich 3,4 Grad drei Grad über dem langjährigen Mittel lag. „Der Januar war nicht nur der wärmste Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen am Schnarrenberg 1951, sondern sogar seit den 1930er Jahren“, stellt Gutwein fest.

Schneefall am Neckar nicht ausgeschlossen

Wer nun aber denkt: Das war es mit dem Winter, der irrt laut Gutweins Prognose. Denn während derzeit noch nasskaltes Schmuddelwetter angesagt ist, soll es kommende Woche richtig Winter werden. „Nachts fallen die Temperaturen auf minus drei bis minus 5 Grad“, sagt Gutwein und schließt Schneefall auch am Ufer des Neckars nicht aus . Um die Blumenpracht sorgt sich der Wetterexperte nicht. „Die schaffen das“, sagt er. Mandelbäume und den japanischen Zierkirschen könnte der Frost aber übel mitspielen, besonders wenn er länger anhält. „Dann werden die Blüten braun und werden abfallen“, sagt Gutwein. Entwarnung gibt er für die Obstbauern. Die Apfel-, Birn- und Pflaumenbäume seien nicht so vorwitzig wie die Zierbäume.

Wilhelma-Gärtnerin Katja Siegmann ist derweil froh, dass sich bei den Magnolien der Wilhelma bislang nur einzelne Blüten geöffnet haben. „Problematisch wäre es, wenn sie in voller Blüte stünden und der Frost dann kommt“, stellt sie fest. Wird es kommende Woche kalt, würden sich die Knospen mit dem Aufgehen zurückhalten und warten bis es wieder wärmer wird.

In den Treibhäusern der Pflanzencenter ist der Frühling schon längst ausgebrochen. „Wenn es keinen Dauerfrost gibt und die Temperaturen nicht in den zweistelligen Minusbereich fallen, können jetzt schon einige früh blühende Pflanzen ausgesetzt werden“, sagt zum Beispiel Gartenbautechniker Friedrich Haag. Wichtig sei es allerdings, sie bei Frost mit einem Tuch oder Sack abzudecken. „Dazu aber auf keinen Fall Plastik verwenden“, warnt er. Denn sobald die Sonne scheint wird es unter dem Plastik so heiß, dass die Pflanzen binnen 20 Minuten verbrennen. Mit Sommerpflanzen wie Geranien sollten sich die Hobbygärtner noch mindestens bis Ende April, Anfang Mai Zeit lassen. Früher galt die Faustregel: Mit den Geranien erst nach den Eisheiligen raus. Die sind vom 11. bis zum 15. Mai. „Durch die Klimaveränderung schiebt sich das aber nach vorn“, sagt Haag.

Ostern kann kühler werden als Weihnachten

Wie lang der bevorstehende Frost anhalten wird? Auf die Frage zuckt Gutwein mit den Schultern. „Das kommt darauf an, wo sich das Hochdruckgebiet niederlässt, das zum Monatsende erwartet wird.“ Sucht es sich den Nordosten aus, wird es schön und kalt. Zieht es den Südosten vor, ist mit frühlingshaften Temperaturen zu rechnen. „Für Prognosen ist es aber jetzt noch zu früh“, sagt Michael Gutwein.

Obwohl Ostern mit Ende März in noch weiterer Ferne liegt, trauen sich die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart da bereits jetzt eine Voraussage zu. „Vermutlich wird es kälter als an Weihnachten“, orakelt Gutwein. Wie er darauf kommt? Die Meteorologen vom Schnarrenberg haben eine Feiertagsstatistik angelegt. Und die besagt, dass einem warmen Weihnachten ein kühleres Ostern folgt. Im Klartext: Da an Weihnachten die Temperaturen bei um die 14 Grad lagen, könnten sie an Ostern unter zehn Grad fallen. Aber in Stein gemeißelt sei das nicht,, räumt Gutwein ein.