Unebenheiten im Fahrbelag sind an der Alten Dorfstraße in Birkach unübersehbar. Der ehemalige Bauingenieur Günter Seyfferth warnt, dass Fahrzeuge Schaden nehmen könnten. Foto: Alessa Becker

Günter Seyfferth führte einst den Widerstand gegen die Bebauung des Birkacher Felds an. Nun wendet er sich an die Stadt und warnt vor einem desolaten Zustand der Alten Dorfstraße. Nicht nur für Fußgänger sei diese gefährlich.

Birkach - Gefahr sei in Verzug, warnt der Birkacher Günter Seyfferth in einem Schreiben an den Baubürgermeister Dirk Thürnau. An Übergängen zwischen Asphalt und Pflaster lauerten an der Alten Dorfstraße Stolperfallen. An ihnen könnten Fußgänger hängenbleiben und hinfallen, befürchtet der Anwohner in seinem Brief. Die Fußgänger seien der Beobachtung des früheren Bauingenieurs zu Folge immer wieder gezwungen, auf die Fahrfläche zu wechseln, heißt es weiter. Etwa an der Stelle des Alfred-Wais-Denkmals. Dieses unterbreche den Gehweg in voller Breite, schreibt Seyfferth.

Aber auch sonst, beschreibt Seyfferth, sei an der Alten Dorfstraße selten klar, wo die Straße aufhört und der Gehweg beginnt. Denn es fehlten erkennbare Höhenunterschiede zwischen Fahrbahn und Gehfläche, klagt Seyfferth. Dies führe dazu, dass viele Autofahrer den Gehweg missachteten und ihn entweder widerrechtlich befahren oder auf ihm parken würden.

Die Situation verschlimmere sich noch durch zahlreiche defekte Stellen an der Alten Dorfstraße. Sie würden aus der Sicht von Seyfferth die Gefahr von Stürzen provozieren. „Da die Fußgänger immer wieder zum Betreten der Fahrfläche gezwungen werden, müssen sie auch diese Stolperstellen passieren. In diesen Fällen müsste die Stadt haften“, warnt er.

Stadt soll Bürger an der Neugestaltung beteiligen

Der Birkacher hat vor zwanzig Jahren den Protest gegen die Bebauung des Birkacher Felds organisiert. Er dürfte für die Verwaltung kein Unbekannter sein. Nun möchte er mit seinem Schreiben einen Prozess anstoßen, an dessen Ende eine Neuplanung und ein Neubau der Alten Dorfstraße stehen sollen. Dabei, so wünscht er sich, soll die Verwaltung auch sachkundige und interessierte Bürger in die Planungen miteinbeziehen. „Am Ende wird es bei einer Neuplanung auf einen Kompromiss hinauslaufen. Da sollten wir Bürger aber mitreden können“, fordert er.

So wie der Zustand im Moment sei, sei die Straße für die Birkacher nicht mehr tragbar, ist er überzeugt. „Die Straße ist vom Unterbau her völlig zerstört. Das muss alles rausgerissen werden“, sagt er. Eine Sanierung an der einen oder anderen besonders mitgenommenen Stelle sei deshalb nichts anderes als Flickschusterei. „Das bringt nichts mehr“, ist Günter Seyfferth überzeugt.

Der Birkacher warnt vor Schadensersatzansprüchen

Als Mann vom Fach traue er sich ein Urteil zu, betont der Birkacher. „Ich kann die Alte Dorfstraße entlanglaufen und sehe dabei Dinge, die Laien vielleicht nicht auf den ersten Blick auffallen würden“, sagt er. Andere Malaisen der Straße seien dagegen für alle Verkehrsteilnehmer ziemlich offensichtlich.

Für Autofahrer etwa biete die Alte Dorfstraße alles andere als Fahrvergnügen, schildert Seyfferth. Er verweist darauf, dass bei Leitungsarbeiten in der Vergangenheit ein großer Teil der Fahrfläche aufgerissen und dann aus seiner Sicht eher behelfsmäßig wieder geschlossen worden sei. „Selbst mit Tempo 30 spüren Sie da noch die Unebenheiten ziemlich stark“, meint er. Bei Gegenverkehr seien Fahrzeuge sogar gezwungen, in die abgesunkene gepflasterte Entwässerungslinie auszuweichen. Insgesamt sei das alles andere als ein Pflegeprogramm für Fahrzeuge. Er warnt davor, dass Anwohner, die ständig auf der Alten Dorfstraße fahren, irgendwann Schadensersatzansprüche an die Stadt Stuttgart stellen könnten.

Die Stadt sieht keinen Handlungsbedarf

Für die Anwohner bedeute der Zustand der Alten Dorfstraße zum einen eine spürbare Lärmbelastung, weil Fahrzeuge auf einer unebenen Strecke weniger leiser fahren, sagt Seyfferth. „Zum anderen sieht die Alte Dorfstraße mit den ganzen Schäden und so zugeparkt, wie sie ist, nicht gerade attraktiv aus“, findet er.

Die Stadt sieht derzeit keinen unmittelbaren Handlungsbedarf in Sachen Alte Dorfstraße. Notwendige Reparaturen würden durch die Bauabteilungen ausgeübt, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Mit Ausnahme der ausgewiesenen Parkplätze gelte ein Parkverbot, das auch von der Verkehrsüberwachung kontrolliert werde. „Derzeit sind bei der Stadt noch keine konkreten Maßnahmen zur Umgestaltung beziehungsweise grundhaften Sanierung der Alten Dorfstraße in Planung“, lautet das Fazit eines Sprechers der Stadt.

Die CDU im Bezirksbeirat schließt sich an

Der ehemalige Bauingenieur kann die Haltung der Verwaltung nicht nachvollziehen. „Gerade angesichts der Haushaltsüberschüsse kann ich mir nicht erklären, warum die Dringlichkeit nicht gesehen wird“, sagt er.

Rückendeckung erhält Seyfferth aus der Lokalpolitik. Der Bezirksbeirat Werner Schmückle (CDU) schließt sich den Forderungen inhaltlich an. „Wir haben im Bezirksbeirat bei den Beratungen zu unserer Wunschliste für den Doppelhaushalt 2018/2019 die Sanierung der Straße gefordert“, sagt er. Er hofft, dass Seyfferths Schreiben dem Drängen der Bezirksbeiräte Nachdruck verleiht. „Ich finde es anerkennungswert, dass sich Herr Seyfferth in dieser Sache einsetzt“, sagt Schmückle.