Schnee im legendären Februar 1958 in der Stuttgarter City Foto: Stuttgart-Album/Weinmann

Waren das noch Zeiten, als der Winter noch Winter war! Die Leserinnen und Leser unseres Stuttgart-Albums erinnern sich gern an eisige Tage und haben noch mehr Schneefotos geschickt. Immer wieder fällt ein Datum: 7. Februar 1958 – da konnten viele nicht aus dem Haus.

Stuttgart - Es war ein Freitag, als die Stuttgarter gegen weißflockige Naturgewalten kämpften. In einer einzigen Nacht hatte es einen halben Meter Schnee auf die Stadt herabgeworfen. „Wir konnten nicht mal mehr die Eingangstüren öffnen“, schreibt Lothar Escher im Facebook-Forum unseres Geschichtsprojekts Stuttgart-Album. So gewaltig drückten die weißen Massen auf die Häuser, dass viele daheim blieben. Und die Schneeberge verschluckten die draußen abgestellten Autos. Freischippen war zwecklos. Denn auf den Straßen ging nichts mehr.

Am 7. Februar 1958 versank das gesamte Schwabenland im Schnee, bis runter in den Talkessel von Stuttgart baute die weiße Pracht Blockaden. Anderntags lautete die Schlagzeile auf der Titelseite der Stuttgarter Nachrichten: „Schneemassen ersticken den Verkehr Süddeutschlands.“ Kristina Mäurle weiß darüber bestens Bescheid, wie sie im Stuttgart-Album notiert: „Mein Vater erzählt heute noch davon.“

Der 7. Februar 1958 ist bei vielen unvergessen

Auch StN-Leserin Anni Maier aus Köngen wird diesen Tag nie vergessen. Am 7. Februar 1958, als das Schneechaos den Autos keine Chance ließ, als der Straßenbahn- und Zugverkehr zum Erliegen kam, brachte die heute 83-Jährige einen Sohn zur Welt, das älteste ihrer fünf Kinder. Leider ist er 1977 bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Als wir kürzlich unter der Überschrift „Ungebremst in den Bach gebrettert“ über die Winterfreuden von einst berichteten, fiel Anni Maier sofort auf, dass sich ein StN-Leser mit dem Datum geirrt hatte. Er hatte den Einsatz der Menschen am „2. Februar 1958“ gewürdigt, als sich nach den heftigen Schneefällen viele zu helfen wussten und sich auf Skiern fortbewegten.

Es war aber der 7. Februar 1958, wie unsere 83-jährige Leserin mit einem alten Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten beweisen konnte, den sie uns geschickt hat. Es war der Geburtstag ihres ältesten Sohnes.

Auf der Facebook-Seite des Stuttgart-Albums haben viele Zeitzeugen notiert, wie der 7. Februar 1958 bei ihnen in Erinnerung geblieben ist. „Ich habe versucht, in die Schule zu gehen – bin dann aber doch kläglich gescheitert“, schreibt Günther Ahner, „mit meinen neun Jahren bin ich fast bis zur Hälfte im Schnee versunken.“

Martin Blaicher wird nie vergessen, „wie meine Mutter an dem Tag von Wangen bis zur Reinsburgstraße zu Fuß zur Arbeit in der Druckerei Herget gegangen ist“.

Helden der Arbeit nahmen Gewaltmärsche in Kauf, um in Büros oder an Werkbänken ihre Pflicht zu erfüllen. Sebastian Erdle erinnert sich an Bundeswehrsoldaten, die vor dem Hauptbahnhof zum Schneeschippen eingesetzt waren.

Packeis vom Neckar

Wie aus unserem Zeitungsarchiv hervorgeht, bekamen Oberschüler damals schulfrei, während sich die Volksschüler mit Schippen und Schaufeln zu ertüchtigen hatten. Das Dach der Liederhalle, das einzustürzen drohte, musste von der schweren Last befreit werden. Eine Woche später übrigens hat das Wetter sich völlig gedreht: Am 14. Februar 1958 sind auf dem Schlossplatz 18 Grad Frühlingswärme gemessen worden.

Als der Winter noch ein Winter war: Freunde des Stuttgart-Albums können sogar noch weiter zurückgehen. Martin Hafner hat ein Foto vom Winter 1928/1929 auf unserer Facebook-Seite gepostet, als es Packeis auf dem Neckar bei Untertürkheim gab. Dazu fiel Marion Minner ein: „Meine Oma hat erzählt, dass sich damals ein altes Weib aufgeregt hat, weil man die Eisbrocken vom Fluss auf ihre Wiese raus gelegt habe. Sie habe laut geschimpft: ,Wie soll ich denn doa em Sommer mähen?‘“

Im Silberburg-Verlag sind zwei Bücher zu unserer Geschichtsserie Stuttgart-Album erschienen. Diskutieren Sie mit unter www.facebook.com/Album.Stuttgart. Schicken Sie historische Fotos an: info@stuttgart-album.de.