So sehen die Beete im Stadtbezirk heute aus. Foto: privat

Seit 2002 gibt es die Arbeitsgemeinschaft Wangener Grünflächen. Die Mitglieder kümmern sie um die Blumenbeete und Rasenflächen im Stadtbezirk.

Wangen - Der Stadtbezirk steht in voller Blüte – nicht im sprichwörtlichen Sinne, sondern tatsächlich. Auf dem Marktplatz, an der Ulmer Straße und vor der Christophorus-Kirche, überall blühen bunte Blumen in ihren Beeten.

Eine Blütenpracht, wie sie in kaum einem anderen Stadtbezirk zu finden ist. Natürlich bepflanzt das Garten-, Friedhofs- und Forstamt die Blumenbeete im ganzen Stadtgebiet. Doch nur selten sehen sie so gepflegt aus wie in Wangen.

Der Grund: Die Wangener kümmern sich selbst um ihre Blumenbeete. Natürlich nicht alle Wangener, sondern die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Wangener Grünflächen (AWG). Jeder von ihnen hat die Patenschaft für mindestens ein Blumenbeet, eine Rasenfläche oder einen Spielplatz im Stadtbezirk übernommen.

Allerdings sind die meisten Beetpaten inzwischen über 60

Seit zehn Jahren gibt es die AWG, am 5. März 2002 wurde sie gegründet, damals mit gerade mal zehn Mitgliedern. Heute sind es rund 40 Ehrenamtliche, gerade erst hat der AWG-Gründer Martin Dolde, der die Leitung der Arbeitsgemeinschaft Mitte des vergangenen Jahres von dem langjährigen Vorsitzenden Norbert Lembke zurück übernommen hat, vier neue Mitglieder hinzu gewonnen.

Über einen Mangel an Freiwilligen kann sich der Vorsitzende nicht beklagen. Wenn Dolde mal wieder im Stadtbezirk unterwegs ist, an einem der Häuser klingelt und die Bewohner fragt, ob sie nicht vielleicht die Patenschaft für das vor ihrer Haustür angelegte städtische Beet übernehmen wollen, bekommt der Ortshistoriker nur selten einen Korb. Allerdings sind die meisten Beetpaten inzwischen über 60. „Wir müssen mehr 30- bis 40-Jährige dazu gewinnen“, sagt Dolde.

In einer sogenannten Leistungsvereinbarung mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt ist genau geregelt, was die AWG macht und für welche Aufgaben die Stadt zuständig ist. Die Beetpaten beseitigen den Müll, die herabfallenden Zweige und den Hundekot. In der Zeit von April bis Oktober jäten sie das Unkraut in den Beeten und Blumentrögen. Außerdem halten sie die Stadtverwaltung über den Zustand der Beete auf dem Laufenden. Sie pflanzen aber keine Blumen, mähen nicht den Rasen und legen auch keine neuen Beete an. Das macht die Stadtverwaltung.

Einmal im Jahr veranstaltet die AWG eine Pflanzenbörse

Doch wie kam es überhaupt zu diesem ungewöhnlichen Vertrag? Ende der 1990er Jahre ärgerten sich die Wangener immer öfter über den ungepflegten Zustand der Beete und Rasenflächen in ihrem Stadtbezirk. Das Unkraut wuchs und die Beete wurden häufig zum Müllablageplatz umfunktioniert. „Da musste man sich schämen“, sagt Dolde.

Nach mehreren Beschwerden und einem Bericht über die Missstände in der von Dolde herausgegebenen Ortschronik „Aus Wangen“ kam es schließlich zu einer Aussprache mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Der damalige Amtsleiter Werner Koch erklärte, dass seine Mitarbeiter zwar dazu bereit seien, die Beete zu richten, sie hätten aber nicht die Zeit, in allen Beeten der Stadt regelmäßig den Müll und das Unkraut zu entfernen. „Das sahen wir ein“, sagt Dolde, und von da an hätten einige Wangener Bürger diese Arbeit eben selber übernommen.

Um noch mehr Blumen-Fans für eine Beetpatenschaft zu gewinnen, veranstaltet die AWG einmal im Jahr eine Pflanzenbörse. Die kleine Sackgasse vor der Nähterstraße 9 wird dann in einen Blumenbasar verwandelt. Die Besucher bringen ihre eigenen Pflanzen von Zuhause mit und tauschen diese mit Hilfe eines Punktesystems gegen andere Blumen und Topfpflanzen. Und bei dieser Gelegenheit findet sich häufig eben auch der eine oder andere neue Beetpate.

In den Anfangszeiten der AWG kam der Vorwurf auf, dass die Mitglieder mit ihren ehrenamtlichen Einsätzen den Gärtnern ihre Arbeit wegnehmen würden. Das wollten die Beetpaten natürlich auf keinen Fall. Deshalb verlangten sie von der Stadtverwaltung als Gegenleistung für ihre Arbeit, dass das Garten-, Friedhofs- und Forstamt zusätzliche Blumenbeete mit einer Gesamtgröße von 100 Quadratmetern im Stadtbezirk anlegte. 100 Quadratmeter, die von den Gärtnern bepflanzt und in jedem Frühjahr neu gerichtet werden müssen – und Wangen erblüht seither in einer noch größeren Pracht.

Arbeitsgemeinschaft Wangener Grünflächen (AWG)

Anschrift:
Munderkinger Straße 8, 70327 Wangen Telefon:
42 83 69 Mail
: martin.dolde@t-online.de
Vorsitzender:
Martin Dolde Gründungsjahr:
2002 Mitgliederzahl:
40

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