Der Verein unterstützt die Arbeit der beiden Therapieclowns Hupe und Auguste. Foto: Achim Zweygarth

Der evangelische Krankenpflegeverein Wangen fördert Angebote, die das Leben von Pflegebedürftigen ein wenig menschlicher machen.

Wangen - Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der älteren Menschen immer größer. Gleichzeitig gibt es auch viele junge Familien, die in einer Notsituation, etwa im Krankheitsfall, auf Hilfe angewiesen sind. Aber: „Die Pfleger haben oft kaum Zeit“, sagt Joachim Wolfer. Er ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Wangen und gleichzeitig Mitglied im Vorstand des evangelischen Krankenpflegevereins Wangen. Den Patienten zuzuhören, sie zu beraten oder ihnen mit ein paar Handgriffen im Haushalt zu helfen, dafür sei im Rahmen des normalen Budgets oft nicht genug Geld vorhanden.Mit rund 3500 Euro pro Jahr unterstützt der Krankenpflegeverein Wangen die evangelische Diakoniestation des Kirchenkreises Stuttgart. Das Geld kommt in Form des Modells Diakonie plus unmittelbar bei den pflegebedürftigen Menschen an. 15 Minuten zusätzliche Zeit können sich die Pfleger pro Woche durch die Unterstützung der Krankenpflegevereine für jeden Patienten nehmen.

Seit 103 Jahren gibt es den Krankenpflegeverein

Neben der Diakoniestation fördert der Krankenpflegeverein mit einem gleichwertigen Zuschuss noch eine weitere Einrichtung: das Pflegeheim im Generationenzentrum Kornhasen. Auch hier geht es um eine Unterstützung von Angeboten, die nicht mit der direkten Pflege zusammenhängen, sondern das Leben der Betroffenen ein wenig menschlicher machen. Der Krankenpflegeverein finanziert die Tiertherapie, die Maltherapie, die Ergotherapie sowie die Arbeit der Therapieclowns Hupe und Auguste mit. Auch wenn das Thema Pflege in Zeiten des demografischen Wandels eine immer größere Bedeutung erlangt, leidet der Verein unter einem stetigen Mitgliederschwund. Zählte er in seiner Hochzeit Mitte der 1960er-Jahre 1205 Mitglieder, sind es heute noch 261. „Wir wissen nicht, ob wir das überleben“, sagt Pfarrer Wolfer. Das Vorstandsmitglied Dieter Guckes ergänzt: Der Altersdurchschnitt der Mitglieder des Krankenpflegevereins liege bei 75 Jahren.

Seit 103 Jahren gibt es den Krankenpflegeverein. Er hat sich vom Träger der örtlichen Diakonissen zu einem reinen Förderverein entwickelt. Der große Einschnitt kam nach den Worten von Wolfer für alle Krankenpflegevereine mit der Einführung der Pflegeversicherung Mitte der 1990er-Jahre und der damit verbundenen Privatisierung dieses Bereiches: Jeder sorgt für sich selbst. Doch genau nach diesem Grundsatz funktionieren die Krankenpflegevereine nicht. Sie beruhen auf dem Prinzip der Solidarität, sagt Wolfer. Die mit der Hilfe des Vereins unterstützten Angebote kommen nicht allein den Mitglieder zugute, sondern allen Pflegebedürftigen.

Ein weiteres Problem sei die zunehmende Fluktuation im Bezirk

Gerade viele junge Menschen hätten kein Interesse an einer Mitgliedschaft in einem solchen Verein, sagt Dieter Guckes. Sie würden Pflege häufig mit Altenpflege gleichsetzen und hätten zu diesem Themenfeld daher keinen Bezug. Laut Guckes vergessen die Menschen häufig, dass sie auch in jungen Jahren im Krankheitsfall auf die Hilfe anderer angewiesen sein können. Ein weiteres Problem sei die zunehmende Fluktuation im Bezirk. Wenn die Kinder nicht mehr an demselben Ort wohnen wie ihre Eltern geht die Vereinsmitgliedschaft nicht mehr einfach von der einen auf die nächste Generation über. Viele Menschen wissen möglicherweise auch gar nicht, dass es einen Krankenpflegeverein im Bezirk gibt und was sich hinter dem Begriff versteckt.

Aufgegeben haben die Vorstandsmitglieder des evangelischen Krankenpflegevereins noch lange nicht. Gerade sind sie dabei, einen neuen Flyer zu entwerfen, der die Bevölkerung auf ihre Arbeit aufmerksam machen soll.

Termin:
Der diesjährige Herbstvortrag des evangelischen Krankenpflegevereins Wangen am Dienstag, 20. November, 16 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus, Ulmer Straße 347a, hat das Thema „Zwischen Kirche und Krankenhaus“. Es referiert Pfarrerin Dorothee Bay-Schwenzer, Klinik-Seelsorgerin am Karl-Olga Krankenhaus.