Der Bahn drohen weitere Zeitverzögerungen beim Bau von Stuttgart-21. Foto: dpa

Ein überarbeitendes Gutachten zur Trasse zum Filderbahnhof könnte eine weitere Zeitverzögerung für die Bahn beim Bau von Stuttgart 21 bedeuten. Die Gegner sehen ihre Kritik bestätigt.

Ein überarbeitendes Gutachten zur Trasse zum Filderbahnhof könnte eine weitere Zeitverzögerung für die Bahn beim Bau von Stuttgart 21 bedeuten. Die Gegner sehen ihre Kritik bestätigt.

Stuttgart - Der Bahn drohen weitere Verzögerungen bei ihrem Projekt Stuttgart 21. Grund dafür ist nach Angaben des Regierungspräsidiums Stuttgart ein zu überarbeitendes Gutachten zu der Trasse zum geplanten Bahnhof auf den Fildern. Es könne sein, dass die Expertise der Technischen Universität (TU) Dresden im Auftrag der Gemeinde Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) nach Veränderungen erneut für die Bürger ausgelegt und dannach ein weitere Erörterung angesetzt werden müsse.

Die TU hatte nach Lesart der S-21-Gegner für ihre Untersuchung der Folgen des geplanten Mischverkehrs von S-, Regional- und Fernverkehr auf der Trasse zum Filderbahnhof veraltete Fahrpläne erhalten und muss nun neu rechnen. „Das ist eine grobe Schlamperei der Bahn“, schimpfte Axel Wieland vom BUND. Deshalb müsse die bis zum 7. Oktober anberaumte Erörterung unterbrochen, das Gutachten erneut öffentlich ausgelegt und danach die Erörterung fortgesetzt werden. „Das darf nicht in einem Hinterzimmer verhandelt werden“, sagte Wieland. Es seien Verspätungen der S-Bahn, „dem Rückgrat der Region“, zu befürchten; dies habe auch die Studie der TU Dresden ergeben.

S21-Gegner: Lärmschutz nicht ausreichend

Für die Anrainer der Strecke muss laut den Gegnern und der Gemeinde Leinfelden-Echterdingen der Lärmschutz erhöht werden - eine Forderung, die die Bahn bislang ablehnte. Auch das Regierungspräsidium erachtete es im Lichte neuer Rechtsprechungen und des erhöhten Verkehrsaufkommens auf der Trasse als notwendig, dass die Bahn ihre Rechtsauffassung nochmals überprüft. Diese gab während der Erörterung alllerdings an, ein neues Schallschutzgutachten bereits in Auftrag gegeben zu haben. Projektsprecher Wolfgang Dietrich sagte, das Zeitfenster für die Baugenehmigung der Fildertrasse sei eng.

Allerdings bedeute eine Nacherörterung in ein, zwei Punkten nicht, dass der Erörterungsbericht des Regierungspräsidiums nicht bereits erstellt werden könne. Die Entscheidung über das Verfahren liege aber beim Regierungspräsidium Stuttgart, betonte Dietrich. Der Erörterungsbericht ist Basis für die Entscheidung des Eisenbahnbundesamtes, grünes Licht für den Planabschnitt zu geben oder nicht.

Wenn die Baugenehmigung für die Pläne auf den Fildern nicht Mitte 2015 vorläge, müsse der Lenkungskreis der Projektpartner entscheiden, ob die für Ende 2021 geplante Inbetriebnahme des Projektes als ganzes oder nur die Anbindung des Flughafens verschoben werde, erläuterte Dietrich.

Stuttgart-21-Gegner sehen die Bauherrin Bahn auch beim Thema Kapazität des Tiefbahnhofs in erhöhter Erklärungsnot. Im Zuge der Erörterung habe sie gravierende Fehler eingestehen müssen, erläuterte Christoph Engelhardt von der Informationsplattform WikiReal am Mittwoch in Stuttgart. So sei deutlich geworden, dass die Bahn bei ihrer Berechnung der Leistungsfähigkeit der neuen unterirdischen Station zu kurze Haltezeiten, zu hohe Pünktlichkeit angenommen und mögliche Verspätungen ausgeklammert habe. „Die Bahn hat sich bis auf die Knochen blamiert.“

In der neuen Station könnten laut Bahn zwischen 32 und 35 Züge in der morgendlichen Spitzenstunde abgefertigt werden; im bestehenden Kopfbahnhof seien es aber bereits 39 Züge, unterstrich Engelhardt. Das Thema steht in der kommenden Woche auf der Tagesordnung der Erörterung.